Thomas Brasch, Dichter, Dramatiker, Filmschaffender und Übersetzer, ist eine der markantesten Figuren der jüngeren deutschen Literatur. Vom Widmungs- und Gelegenheitsgedicht über Ballade und Lied bis hin zu Stückcollagen und Fototext - die Gesammelten Gedichte ermöglichen es zum ersten Mal, sich ein umfassendes Bild seines im Verlauf von 40 Jahren entstandenen lyrischen Werks zu machen.In zeitlicher Folge enthält die Ausgabe sämtliche zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichte - darunter Raritäten wie die in der Reihe Poesiealbum veröffentlichte Sammlung von 1975, Braschs einzige DDR-Publikation von Gedichten, oder, seit Jahren vergriffen, Kargo. 32. Versuch auf einem untergehenden Schiff aus der eigenen Haut zu kommen aus dem Jahr 1977.Hinzu kommen die verstreut veröffentlichten Gedichte, die für diesen Band zusammengetragen wurden. Ferner zahlreiche Texte aus dem Nachlass, unbekannte und bereits veröffentlichte. Unter Verwendung von Selbstaussagen bietet der Kommentar umfangreiche Zusatzinformationen zu jedem Gedicht.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.05.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Gesammelte Gedichte
von Thomas Brasch
„Hab keine Angst: Ich bleib mehr schlecht als recht:/ Gebärde mich als Herr, doch bleib ein Knecht./ Fühl mich wie Shakespeare, doch bin Aushilfs-Heine minus Brecht/ An mir ist nur das Falschgeld echt.“ So launig selbstironisch Thomas Brasch sich in diesen Versen aus einem Liebesgedicht Anfang der Neunzigerjahre gibt, so bitter, ja, finster, verzweifelt, zornig und todtraurig konnte er in anderen Gedichten sein. Kein Ton war diesem Dichter fremd, wenn man in seinem gesammelten lyrischen Schaffen aus rund vierzig Jahren blättert. Der umfangreiche Anhang der Herausgeberinnen informiert neben den editorischen Anmerkungen auch über die jeweiligen Umstände der Entstehung. Neben den schon zu Lebzeiten veröffentlichen Gedichtbänden, denen man gern wieder begegnet, sind vor allem die Nachlassfunde interessant, weil sie zeigen, dass auch Thomas Brasch, dieser vielseitige Schriftsteller, Theater- und Filmemacher, am Ende so etwas wie ein Spätwerk zu kennen schien. Knapp geht es da zu, unverstellter, karger, als in frühen Jahren: „Sein Stuhl ist leer. Sie sieht, wie er über die Straße hinkt./ Wie sie ihn sieht und winkt,/ sieht er.“ HARALD EGGEBRECHT
Thomas Brasch: Die nennen das Schrei. Gesammelte Gedichte. Hrsg.: Martina Hanf u. Kristin Schulz. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 1030 Seiten,
28 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Gesammelte Gedichte
von Thomas Brasch
„Hab keine Angst: Ich bleib mehr schlecht als recht:/ Gebärde mich als Herr, doch bleib ein Knecht./ Fühl mich wie Shakespeare, doch bin Aushilfs-Heine minus Brecht/ An mir ist nur das Falschgeld echt.“ So launig selbstironisch Thomas Brasch sich in diesen Versen aus einem Liebesgedicht Anfang der Neunzigerjahre gibt, so bitter, ja, finster, verzweifelt, zornig und todtraurig konnte er in anderen Gedichten sein. Kein Ton war diesem Dichter fremd, wenn man in seinem gesammelten lyrischen Schaffen aus rund vierzig Jahren blättert. Der umfangreiche Anhang der Herausgeberinnen informiert neben den editorischen Anmerkungen auch über die jeweiligen Umstände der Entstehung. Neben den schon zu Lebzeiten veröffentlichen Gedichtbänden, denen man gern wieder begegnet, sind vor allem die Nachlassfunde interessant, weil sie zeigen, dass auch Thomas Brasch, dieser vielseitige Schriftsteller, Theater- und Filmemacher, am Ende so etwas wie ein Spätwerk zu kennen schien. Knapp geht es da zu, unverstellter, karger, als in frühen Jahren: „Sein Stuhl ist leer. Sie sieht, wie er über die Straße hinkt./ Wie sie ihn sieht und winkt,/ sieht er.“ HARALD EGGEBRECHT
Thomas Brasch: Die nennen das Schrei. Gesammelte Gedichte. Hrsg.: Martina Hanf u. Kristin Schulz. Suhrkamp Verlag, Berlin 2015. 1030 Seiten,
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»Mitreißend sind Braschs Gedichte ... vor allem dann, wenn der Wütende, der Verliebte und der Fool aufeinandertreffen.« Jutta Person Süddeutsche Zeitung 20140422