Das perfekte Leben der Maggie Butt soll endlich beginnen, deshalb hat sie sich einiges vorgenommen: Sie möchte an der neuen Schule eine beste Freundin finden, sie will eine glatte Eins in Englisch schaffen und sie muss unbedingt eine zumutbare Begleitung für den Abschlussball auftreiben. Der unwesentliche Haken dabei: Das Schuljahr dauert gerade noch, zwei Monate. Und dann ist da noch der neue Lover ihrer Mutter. Diese Nervensäge gibt plötzlich überall ihren Senf dazu und macht damit alles noch schlimmer. Mit viel Wortwitz und Komik erzählt dieses Jugendbuch vom ganz normalen Wahnsinn im Leben eines jungen Mädchens.
buecher-magazin.deFür ihr letztes Jahr an der Mädchenschule hat Maggie drei Ziele: 1. eine Freundin finden, 2. eine Eins in Englisch und 3. einen Partner für den Abschlussball. Anfangs sieht alles ganz gut aus und Maggie wird sogar zu einer Übernachtungsparty eingeladen, doch nach einem kleinen Wodkaunfall landet sie in der Notaufnahme. Ich habe dieses Buch im Laufe eines Tages gelesen. Die Geschichte hat mich so sehr gefesselt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen konnte. Der Autor weiß, wie man seine Leser sehr neugierig macht! Ich habe mich während des Lesens sehr amüsiert, weil viele Szenen außerordentlich lustig waren, ohne lächerlich zu wirken. Allerdings muss ich zugeben, dass das Coverbild mir nicht gefallen hat, denn man versteht nicht, für wen das Buch geeignet ist und worum es gehen könnte. Der Titel hilft dabei auch nicht wirklich weiter.
© BÜCHERmagazin
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.03.2018Alles verwirbelt
Das ganz normale Chaos im Teenager-Universum
Ja, man könnte die gesammelte Katastrophen von Maggie, einer Fünfzehnjährigen, aus einer gewissen Entfernung betrachten, wie einen filigranen lebenden Wandteppich, in dem tausende von Einzelheiten zu einem großen kunterbunten Ganzen verknüpft sind. Dann wäre „Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & Ich“ einer von vielen Jugendromanen, die sich dem ewigen Thema „Erwachsenwerden, aber wie?“ widmen. Abgelegt in der Untergruppe „Zusätzliches Konfliktpotential: Einzelkind, alleinerziehende Mutter mit neuem Freund, der von der Tochter nicht akzeptiert wird“.
Aber der Autor ist der Australier Michael Gerard Bauer, der schon mit seinen temporeichen, gewitzten und vor allem selbstironischen Ismael-Geschichten aus der Reihe schwungvoller Coming-of-Age-Romane tanzte. Maggie Butts könnte zweifelsohne als Ismaels Schwester im Geiste durchgehen, wenn man ihre Nöte – das fein gesponnene Katastrophengesamtkunstwerk – nicht aus der Distanz betrachtet, sondern aus unmittelbarer Nähe. Und das tun die Leser nahezu zwangsweise, denn die Ich-Erzählerin versteht es (auch dank der frisch-frech-fröhlichen Übersetzung von Ute Mihr), sie mit der gebündelten Suggestionskraft eines von sich selbst überzeugten und gleichzeitig zutiefst verunsicherten Teenagers ins eigene Universum zu ziehen. Oder, wie Maggie es zu betrachten pflegt, in die „Burg Butt“, die sie mit Klauen und Zähnen verteidigt, gegenüber Eindringlingen, wie Mums neuem Freund, den sie sogleich als „Nervensäge“ tituliert.
Dass der arme Mann seine Interessen mit ironischen Kommentaren durchzusetzen versucht, kommt bei einer um sich selbst kreisenden Göre allerdings nicht besonders gut an. Weil Maggie noch unter weiteren Defiziten leidet: Keine gute Freundin in Sicht. Kein Partner für den Abschlussball der Zehnten. Keine Eins in ihrem Lieblingsfach Englisch. Ihre neue Englischlehrerin, Schwester Evangelista, weist sie freundlich aber bestimmt darauf hin, dass ein kunterbuntes, weitschweifiges Durcheinander in einer Macbeth-Interpretation weniger ein Zeichen schriftstellerischer Fähigkeit als vielmehr Ausdruck großartiger Selbsttäuschung sein dürfte.
Nun könnte man glauben und der Text scheint es zu bestätigen: So assoziativ und figurativ Michael Gerard Bauer seine Hauptfigur in Szene setzt, wisse der Autor selbst nicht, wo das alles enden soll. Weit gefehlt: Er strickt, verquickt und benützt Maggies Chaosuniversum so, dass die Leser – genauso wie die Heldin selbst – kaum Zeit zum Durchatmen finden. Wie in einer Sitcom, in der alles mit allem verwirbelt wird. Doch am Ende erweist sich diese Verwirbelung als genialer dramaturgischer Kunstgriff und obendrein als kathartischer Prozess.
Maggie und die Leser können endlich einen Schritt vom Bilderteppich eines jugendlichen Lebens zurücktreten und das Große und Ganze von Glücksereignissen und Katastrophen an der Schwelle zum Erwachsensein betrachten. Figurativ gesprochen, natürlich. (ab 13 Jahre)
SIGGI SEUSS
Michael Gerard Bauer: Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & Ich. Aus dem Englischen von Ute Mihr. Carl Hanser Verlag, München 2018, 280 Seiten, 16 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Das ganz normale Chaos im Teenager-Universum
Ja, man könnte die gesammelte Katastrophen von Maggie, einer Fünfzehnjährigen, aus einer gewissen Entfernung betrachten, wie einen filigranen lebenden Wandteppich, in dem tausende von Einzelheiten zu einem großen kunterbunten Ganzen verknüpft sind. Dann wäre „Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & Ich“ einer von vielen Jugendromanen, die sich dem ewigen Thema „Erwachsenwerden, aber wie?“ widmen. Abgelegt in der Untergruppe „Zusätzliches Konfliktpotential: Einzelkind, alleinerziehende Mutter mit neuem Freund, der von der Tochter nicht akzeptiert wird“.
Aber der Autor ist der Australier Michael Gerard Bauer, der schon mit seinen temporeichen, gewitzten und vor allem selbstironischen Ismael-Geschichten aus der Reihe schwungvoller Coming-of-Age-Romane tanzte. Maggie Butts könnte zweifelsohne als Ismaels Schwester im Geiste durchgehen, wenn man ihre Nöte – das fein gesponnene Katastrophengesamtkunstwerk – nicht aus der Distanz betrachtet, sondern aus unmittelbarer Nähe. Und das tun die Leser nahezu zwangsweise, denn die Ich-Erzählerin versteht es (auch dank der frisch-frech-fröhlichen Übersetzung von Ute Mihr), sie mit der gebündelten Suggestionskraft eines von sich selbst überzeugten und gleichzeitig zutiefst verunsicherten Teenagers ins eigene Universum zu ziehen. Oder, wie Maggie es zu betrachten pflegt, in die „Burg Butt“, die sie mit Klauen und Zähnen verteidigt, gegenüber Eindringlingen, wie Mums neuem Freund, den sie sogleich als „Nervensäge“ tituliert.
Dass der arme Mann seine Interessen mit ironischen Kommentaren durchzusetzen versucht, kommt bei einer um sich selbst kreisenden Göre allerdings nicht besonders gut an. Weil Maggie noch unter weiteren Defiziten leidet: Keine gute Freundin in Sicht. Kein Partner für den Abschlussball der Zehnten. Keine Eins in ihrem Lieblingsfach Englisch. Ihre neue Englischlehrerin, Schwester Evangelista, weist sie freundlich aber bestimmt darauf hin, dass ein kunterbuntes, weitschweifiges Durcheinander in einer Macbeth-Interpretation weniger ein Zeichen schriftstellerischer Fähigkeit als vielmehr Ausdruck großartiger Selbsttäuschung sein dürfte.
Nun könnte man glauben und der Text scheint es zu bestätigen: So assoziativ und figurativ Michael Gerard Bauer seine Hauptfigur in Szene setzt, wisse der Autor selbst nicht, wo das alles enden soll. Weit gefehlt: Er strickt, verquickt und benützt Maggies Chaosuniversum so, dass die Leser – genauso wie die Heldin selbst – kaum Zeit zum Durchatmen finden. Wie in einer Sitcom, in der alles mit allem verwirbelt wird. Doch am Ende erweist sich diese Verwirbelung als genialer dramaturgischer Kunstgriff und obendrein als kathartischer Prozess.
Maggie und die Leser können endlich einen Schritt vom Bilderteppich eines jugendlichen Lebens zurücktreten und das Große und Ganze von Glücksereignissen und Katastrophen an der Schwelle zum Erwachsensein betrachten. Figurativ gesprochen, natürlich. (ab 13 Jahre)
SIGGI SEUSS
Michael Gerard Bauer: Die Nervensäge, meine Mutter, Sir Tiffy, der Nerd & Ich. Aus dem Englischen von Ute Mihr. Carl Hanser Verlag, München 2018, 280 Seiten, 16 Euro.
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"Situationskomik vom Feinsten." Imma Wick, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 28.03.18
"Die Ich-Erzählerin versteht es (auch dank der frisch-frech-fröhlichen Übersetzung von Ute Mihr), die Leser mit der gebündelten Suggestionskraft eines von sich selbst überzeugten und gleichzeitig zutiefst verunsicherten Teenagers ins eigene Universum zu ziehen... Er strickt, verquickt und benützt Maggies Chaosuniversum so, dass die Leser - genauso wie die Heldin selbst - kaum Zeit zum Durchatmen finden. Wie in einer Sitcom, in der alles mit allem verwirbelt wird. Doch am Ende erweist sich diese Verwirbelung als genialer dramaturgischer Kunstgriff und obendrein als kathartischer Prozess." Siggi Seuss, Süddeutsche Zeitung, 02.03.18
"Vergnüglicher ... spannender Schulroman... Mit sehr viel Situationskomik und köstlichem Wortwitz... Aber der Autor vermag nicht nur mitreißende Charaktere einzuführen und mit ihnen Schlag auf Schlag eine geradezu unüberwindlich scheinende Fallhöhe aufzubauen, sondern lässt Maggie schließlich ebenso gekonnt die Kurve kriegen und sie über den eigenen Tellerrand schauen. So münden die Schlusskapitel in mehrere perfekte Augenblicke, bei denen Lachen, Rührung und Nachdenklichkeit zu einer wunderbaren Balance finden. Ein echtes Lesevergnügen!" Ulrich Karger, Tagesspiegel, 05.04.18
"Die Ich-Erzählerin versteht es (auch dank der frisch-frech-fröhlichen Übersetzung von Ute Mihr), die Leser mit der gebündelten Suggestionskraft eines von sich selbst überzeugten und gleichzeitig zutiefst verunsicherten Teenagers ins eigene Universum zu ziehen... Er strickt, verquickt und benützt Maggies Chaosuniversum so, dass die Leser - genauso wie die Heldin selbst - kaum Zeit zum Durchatmen finden. Wie in einer Sitcom, in der alles mit allem verwirbelt wird. Doch am Ende erweist sich diese Verwirbelung als genialer dramaturgischer Kunstgriff und obendrein als kathartischer Prozess." Siggi Seuss, Süddeutsche Zeitung, 02.03.18
"Vergnüglicher ... spannender Schulroman... Mit sehr viel Situationskomik und köstlichem Wortwitz... Aber der Autor vermag nicht nur mitreißende Charaktere einzuführen und mit ihnen Schlag auf Schlag eine geradezu unüberwindlich scheinende Fallhöhe aufzubauen, sondern lässt Maggie schließlich ebenso gekonnt die Kurve kriegen und sie über den eigenen Tellerrand schauen. So münden die Schlusskapitel in mehrere perfekte Augenblicke, bei denen Lachen, Rührung und Nachdenklichkeit zu einer wunderbaren Balance finden. Ein echtes Lesevergnügen!" Ulrich Karger, Tagesspiegel, 05.04.18