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Den Gürtel sollen wir enger schnallen. Viele tun's, weil ihnen gar nichts anderes übrigbleibt. Aber auch die, deren Konten überquellen, kaufen neuerdings bei Aldi und Tchibo. Das Bedürfnis nach Differenz und Exklusivität läßt sich offenbar im Konsum nicht mehr befriedigen. Der Asket wird zum heimlichen Ideal des Wohlstandsbürgers: Nicht im Außen, sondern im Innen, nicht in den Waren, sondern im Wahren sucht er nun sein Heil. Klosterurlaube sind ausgebucht, Fastenkurse und Meditationsangebote heiß begehrt. Versenkung, Reinigung und Horizonterweiterung heißen die neuen Praktiken einer…mehr

Produktbeschreibung
Den Gürtel sollen wir enger schnallen. Viele tun's, weil ihnen gar nichts anderes übrigbleibt. Aber auch die, deren Konten überquellen, kaufen neuerdings bei Aldi und Tchibo. Das Bedürfnis nach Differenz und Exklusivität läßt sich offenbar im Konsum nicht mehr befriedigen. Der Asket wird zum heimlichen Ideal des Wohlstandsbürgers: Nicht im Außen, sondern im Innen, nicht in den Waren, sondern im Wahren sucht er nun sein Heil. Klosterurlaube sind ausgebucht, Fastenkurse und Meditationsangebote heiß begehrt. Versenkung, Reinigung und Horizonterweiterung heißen die neuen Praktiken einer luxurierten Askese. Der Aschermittwoch der Wohlstandsgesellschaft scheint angebrochen, dem jahrzehntelangen Karneval will nun eine Fastenzeit folgen. Doch die asketische Revolte gegen die Massenkultur ist eine Verzweiflungstat. Auch Sackleinen und Rohmilch lassen das heimatlose Selbst nicht zur Ruhe kommen. Weder Extremsportarten noch Erlebnisurlaube bieten mehr als einen flüchtigen Kick. Und Fitneßgeräte und Null-Diät mögen vielleicht von der Schwere des Körpers befreien - doch alle Anstrengung und Enthaltsamkeit mündet nicht in die ersehnte Leichtigkeit des Seins. Reimer Gronemeyer beschreibt ein durchaus zwiespältiges Phänomen: Ein asketisches Nein zu all dem Plunder kann zum Trend degenerieren, zu einer Modeerscheinung im Wettlauf der Lebensstile. Es kann zum unbegriffenen Echo auf die verordnete neue Sparsamkeit verkommen. Aber es kann auch dem Turbokapitalismus seine Dynamik rauben: Souveräner Verzicht, genießerische Langsamkeit, selbstbewußte Gelassenheit könnten der Auflösung der Gesellschaft entgegenwirken.