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Produktdetails
  • dtv Taschenbücher
  • Verlag: DTV
  • Überarb. u. erw. Neuausg.
  • Abmessung: 180mm x 107mm x 17mm
  • Gewicht: 224g
  • ISBN-13: 9783423045285
  • Artikelnr.: 24225817
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.1995

Unwiderstehlich

OSTPOLITIK. Egon Bahr wird sich ärgern. Während der Sozialdemokrat verkündet, die Ostpolitik habe die Vereinigung zum Ziel gehabt, behauptet Peter Bender in der Neuausgabe seines glänzend geschriebenen Standardwerkes, die Bonner Entspannungspolitik habe nur die Teilungsfolgen mildern wollen. Schon 1964 hatte der Berliner Historiker und Publizist dafür plädiert, die DDR zu stabilisieren, um den Menschen dort das Leben zu erleichtern. Besonders erfolgreich war dieser Ansatz nicht. Eine Reform des SED-Staates hat die Ostpolitik nicht bewirkt. Zum Ruin der DDR habe sie dennoch beigetragen, so der deutschlandpolitische Vordenker heute. Erst durch die Entspannungspolitik sei die Anziehungskraft des Magneten Bundesrepublik zur Geltung gekommen. Die Ostdeutschen wollten, das SED-Regime konnte ihr nicht widerstehen. Honecker und Genossen, konstatiert Bender, ließen sich in ein Netz von Abhängigkeiten verstricken, aus dem sie keinen Ausweg fanden. Zu groß war die Gier nach Anerkennung und Devisen. Doch Bonn habe beides nicht umsonst gegeben. Die SED-Führung mußte sich innenpolitisch mäßigen und nach Westen öffnen. Opposition sei dadurch ermöglicht und ermuntert worden. Vielleicht, spekuliert Bender, habe der politischen Stabilität Ost-Berlins nichts so geschadet wie die Möglichkeit der Ausreise. Die Menschen in der DDR mußten nicht mehr alles hinnehmen. Das klingt plausibel, doch belegt ist es nicht. Die Frage, ob die Ostpolitik die DDR unterminiert oder stabilisiert hat, bleibt weiter ohne eine gesicherte Antwort. Vielleicht kommt sie in der nächsten Neuausgabe. (Peter Bender: Die "Neue Ostpolitik" und ihre Folgen. Vom Mauerbau bis zur Vereinigung. Deutscher Taschenbuch Verlag, 3. überarbeitete und erweiterte Neuausgabe, München 1995. 370 Seiten, 14,90 Mark.) KLAUS WIEGREFE

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