Um es zusammenzufassen: Ein ausgezeichnet geschriebenes Buch, das viele interessante Denkansätze liefert, allerdings insgesamt eher journalistisch als wissenschaftlich ist.
Lesen sollte es jeder, der sich für die Zukunft unseres Planeten interessiert, auf keinen Fall aber diejenigen, die schon
eine fest Meinung haben. Denn das Buch wird sowohl Konservative als auch Linke an manchen Stellen…mehrUm es zusammenzufassen: Ein ausgezeichnet geschriebenes Buch, das viele interessante Denkansätze liefert, allerdings insgesamt eher journalistisch als wissenschaftlich ist.
Lesen sollte es jeder, der sich für die Zukunft unseres Planeten interessiert, auf keinen Fall aber diejenigen, die schon eine fest Meinung haben. Denn das Buch wird sowohl Konservative als auch Linke an manchen Stellen ärgern.
Konservativen wird es nicht gefallen, dass Saunders Konflikte wie den Islamismus vor allen sozial interpretiert, als fehlgeschlagene Ankunft (genauer geht er darauf in Mythos Überfremdung ein). Linke wird es dagegen stören, dass er den Weltuntergang nicht unmittelbar bevorstehen sieht, die Verstädterung nicht für ein vom Kapitalismus hervorgerufenes Übel hält, sondern für die Lösung vieler Probleme und er nicht von der romantischen Verklärung der Subsistenzwirtschaft hält. Das Leben im Slum am Rande einer Megastadt ist meistens besser als das auf dem Land, so seine These. Nicht nur wirtschaftlich, es ist auch freier (vor allem für Frauen und Angehörige von Minderheiten) und wird dem stetigen Bevölkerungszuwachs bald ein Ende bereiten.
Dabei - und das kann man ihm vorwerfen - stützt er sich oft mehr auf Theorien und eigene Erlebnisse als auf Empirie und Wissenschaft. Doch es wäre falsch ihn als oberflächlich zu bezeichnen, Saunders hat viel recherchiert und viel gelesen.
Nur unzureichend trifft der deutsche Untertitel den Kern des Buches. Es geht nämlich nicht um eine neue Völkerwanderung, der Trend in die Stadt ist seit über 200 Jahren zu beobachten. Zuerst in Europa und den USA, heute weltweit. Die weltweite Migration ist deshalb nicht der Anfang vom Ende, wie es der negativ besetzte Begriff "Völkerwanderung" andeutet. Im englischen Original heißt der Untertitel deshalb The last migration - die letzte Migration. Das trifft den Inhalt des Buches auch besser.