Schon vor zehn Jahren wies Paul Krugman auf die Rückkehr der ökonomischen Missstände hin, die die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre ausgelöst haben. Doch im Boom nach der Jahrtausendwende wurde seine Warnung vergessen. Jetzt steht eine neue Weltwirtschaftskrise vor unserer Tür. In seinem Buch zeigt der Nobelpreisträger, wie die mangelnde Regulierung der Finanzmärkte die Voraussetzungen für eine Rückkehr der Weltwirtschaftskrise schuf. Er legt dar, welche Schritte unternommen werden müssen, damit die Krise eingedämmt und die Weltwirtschaft vor dem Absturz in eine tiefe Rezession bewahrt werden kann. Brillant geschrieben, in Krugmans typischem Stil klar und deutlich, lebendig und unterhaltsam, dabei zugleich enorm fundiert , wird dieses Buch sofort nach Erscheinen zu einem Grundpfeiler in der Debatte zur Lösung der Krise werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.05.2009Mehr muss her
Paul Krugmans altes Buch zur neuen Krise
Paul Krugman hat ein neues Buch geschrieben, das eigentlich ein altes ist. Vor zehn Jahren erschien "Die große Rezession - Was zu tun ist, damit die Weltwirtschaft nicht kippt", und Krugmans aktuelles Werk, "Die neue Weltwirtschaftskrise", ist letztlich eine um einige Kapitel ergänzte Neuauflage des alten, das sich vor allem um die Asien-Krise drehte. Dass Krugman ein altes Buch zur neuen Krise veröffentlicht hat, passt zu seiner These, dass auch die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise ähnliche Ursachen hat wie die Krisen der jüngeren Vergangenheit.
Die Aufforderung des Nobelpreisträgers lautet deshalb, aus früheren Fehlern zu lernen. Überhaupt fordert der derzeit vielleicht bekannteste Ökonom der Welt gerne und viel. Von der deutschen Regierung etwa mehr Geld gegen die Krise. Im eigens für die deutsche Ausgabe geschriebenen Vorwort geht Krugman mit Berlin hart ins Gericht und kritisiert den - inzwischen bekanntermaßen aufgegebenen - Versuch, sich dem Milliardenwettlauf gegen die Krise zu widersetzen. "Aus unerfindlichen Gründen", schreibt Krugman, "scheinen deutsche Spitzenpolitiker das ungeheure Ausmaß der Krise oder die Notwendigkeit einer energischen Reaktion einfach nicht zu begreifen."
Krugman schildert den Aufstieg des Kapitalismus, der derzeit "weltweit unangefochten" das Regiment führe, und er schildert den großen Irrtum der Ökonomen, die glaubten, das Phänomen der Konjunkturzyklen so weit gezähmt zu haben, dass Depressionen vermeidbar seien. Dabei stellt er immer wieder darauf ab, dass aus den Rückschlägen in Krisenländern die falschen Lektionen gelernt worden seien. In den hinteren Kapiteln wendet sich Krugman der aktuellen Krise zu. Anschaulich beschreibt er, wie in Amerika die Immobilienblase die Aktienblase ablöste, wie Häuserkredite immer fahrlässiger vergeben wurden und wie Giftpapiere, die CDOs oder ARS hießen, in die Welt kamen. Anders als in seinem ersten Buch attackiert Krugmann auch den früheren Chef der Notenbank Fed, Alan Greenspan. Als dieser aus dem Amt schied, schreibt Krugman, habe ihn ein "Glorienschein" umgeben. Doch: "Nicht ganz drei Jahre später war Greenspan untendurch." Krugman gesteht Greenspan zwar zu, dass seine Geldpolitik zu dem spektakulären Rückgang der Arbeitslosigkeit in den Clinton-Jahren beigetragen habe. Was aber "den irrationalen Überschwang an den Kapitalmärkten" angehe, sei Greenspan nicht erfolgreich gewesen.
Jetzt, verlangt Krugman, müssten vor allem sehr schnell die Kredite wieder zum Laufen gebracht werden, dazu sei eine Rekapitalisierung der Banken nötig, auch um den Preis der Verstaatlichung. Und gegen die Rezession, die im Schlepptau der Finanzkrise kam, empfiehlt Krugman: Keynes. Die "gute alte Nachfrageökonomik" habe in der gegenwärtigen Lage einiges zu bieten.
Darüber ließe sich vielleicht streiten. Unstrittig ist dagegen Krugmans große Stärke als Autor - seine verständliche Sprache. Er schreibt leicht, flott und unterhaltsam. Und er bedient sich bildhafter Beispiele, anhand deren auch Nichtökonomen verstehen können, wie eine Zinssenkung der Zentralbank oder die Ausweitung der Geldmenge in einer Krise wirken können. Sein Buch liest sich an manchen Stellen wie ein Krimi der Krisengeschichte; auch Krugmans leiser Witz trägt den Leser durch das Buch. Wer etwas über das gefährliche Pflaster der Weltwirtschaft lernen will oder über die Risiken eines nicht regulierten Systems aus Schattenbanken, der ist richtig bei Krugman.
HENRIKE ROSSBACH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Paul Krugmans altes Buch zur neuen Krise
Paul Krugman hat ein neues Buch geschrieben, das eigentlich ein altes ist. Vor zehn Jahren erschien "Die große Rezession - Was zu tun ist, damit die Weltwirtschaft nicht kippt", und Krugmans aktuelles Werk, "Die neue Weltwirtschaftskrise", ist letztlich eine um einige Kapitel ergänzte Neuauflage des alten, das sich vor allem um die Asien-Krise drehte. Dass Krugman ein altes Buch zur neuen Krise veröffentlicht hat, passt zu seiner These, dass auch die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise ähnliche Ursachen hat wie die Krisen der jüngeren Vergangenheit.
Die Aufforderung des Nobelpreisträgers lautet deshalb, aus früheren Fehlern zu lernen. Überhaupt fordert der derzeit vielleicht bekannteste Ökonom der Welt gerne und viel. Von der deutschen Regierung etwa mehr Geld gegen die Krise. Im eigens für die deutsche Ausgabe geschriebenen Vorwort geht Krugman mit Berlin hart ins Gericht und kritisiert den - inzwischen bekanntermaßen aufgegebenen - Versuch, sich dem Milliardenwettlauf gegen die Krise zu widersetzen. "Aus unerfindlichen Gründen", schreibt Krugman, "scheinen deutsche Spitzenpolitiker das ungeheure Ausmaß der Krise oder die Notwendigkeit einer energischen Reaktion einfach nicht zu begreifen."
Krugman schildert den Aufstieg des Kapitalismus, der derzeit "weltweit unangefochten" das Regiment führe, und er schildert den großen Irrtum der Ökonomen, die glaubten, das Phänomen der Konjunkturzyklen so weit gezähmt zu haben, dass Depressionen vermeidbar seien. Dabei stellt er immer wieder darauf ab, dass aus den Rückschlägen in Krisenländern die falschen Lektionen gelernt worden seien. In den hinteren Kapiteln wendet sich Krugman der aktuellen Krise zu. Anschaulich beschreibt er, wie in Amerika die Immobilienblase die Aktienblase ablöste, wie Häuserkredite immer fahrlässiger vergeben wurden und wie Giftpapiere, die CDOs oder ARS hießen, in die Welt kamen. Anders als in seinem ersten Buch attackiert Krugmann auch den früheren Chef der Notenbank Fed, Alan Greenspan. Als dieser aus dem Amt schied, schreibt Krugman, habe ihn ein "Glorienschein" umgeben. Doch: "Nicht ganz drei Jahre später war Greenspan untendurch." Krugman gesteht Greenspan zwar zu, dass seine Geldpolitik zu dem spektakulären Rückgang der Arbeitslosigkeit in den Clinton-Jahren beigetragen habe. Was aber "den irrationalen Überschwang an den Kapitalmärkten" angehe, sei Greenspan nicht erfolgreich gewesen.
Jetzt, verlangt Krugman, müssten vor allem sehr schnell die Kredite wieder zum Laufen gebracht werden, dazu sei eine Rekapitalisierung der Banken nötig, auch um den Preis der Verstaatlichung. Und gegen die Rezession, die im Schlepptau der Finanzkrise kam, empfiehlt Krugman: Keynes. Die "gute alte Nachfrageökonomik" habe in der gegenwärtigen Lage einiges zu bieten.
Darüber ließe sich vielleicht streiten. Unstrittig ist dagegen Krugmans große Stärke als Autor - seine verständliche Sprache. Er schreibt leicht, flott und unterhaltsam. Und er bedient sich bildhafter Beispiele, anhand deren auch Nichtökonomen verstehen können, wie eine Zinssenkung der Zentralbank oder die Ausweitung der Geldmenge in einer Krise wirken können. Sein Buch liest sich an manchen Stellen wie ein Krimi der Krisengeschichte; auch Krugmans leiser Witz trägt den Leser durch das Buch. Wer etwas über das gefährliche Pflaster der Weltwirtschaft lernen will oder über die Risiken eines nicht regulierten Systems aus Schattenbanken, der ist richtig bei Krugman.
HENRIKE ROSSBACH
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Da auch bei der aktuellen Wirtschaftskrise wieder geradezu mittelalterliche Vorstellungen von ihren Auslösern aufkämen, findet es Wolfgang Uchatius sehr begrüßenswert, dass sich drei Bücher anschicken, über die Wirtschaft aufzuklären. Der 2008 mit dem Nobelpreis für Ökonomie ausgezeichneten Paul Krugman erklärt in seinem Buch "Die neue Wirtschaftskrise" grundsätzlich den Kapitalismus und seine Mechanismen, und wenn man ihm glauben darf, ist eigentlich alles ganz einfach, teilt der Rezensent mit. Laut Autor ist der Kapitalismus nichts anderes als eine große Maschine, die, wenn sie nicht mehr funktioniert, eben auf technische Fehler untersucht und repariert werden muss. Uchatius stellt fest, dass es sich bei dem Band um das aktualisierte Werk "Die große Rezession" handelt, das Krugman vor zehn Jahren veröffentlicht hat. Der Rezensent weist dankenswerter Weise darauf hin, dass Krugmann in der Neufassung Alan Greenspan eine Mitschuld an der gegenwärtigen Krise gibt, während der Autor im alten Buch Greenspan noch als Krisenverhinderer lobte. So einfach ist das mit dem Kapitalismus wohl doch nicht, auch wenn Krugman es nicht "zugeben will", konstatiert Uchatius.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Die Krise sitzt im Kopf "Paul Krugman sticht unter den zeitgenössischen Ökonomen hervor, und nicht nur deshalb, weil er der aktuelle Wirtschaftsnobelpreisträger ist. Was Krugman so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass er den Sachverstand, den man bei einem Mann seines Kalibers voraussetzen darf, mit didaktischem Feuer paart, mit volksbildnerischem Elan ... Als Blogger und Kolumnist der New York Times ist er eine Stimme, die nicht überhört werden kann. Deshalb vor allem ist Paul Krugman der legitime Erbe von John Maynard Keynes." Robert Misik (Berliner Zeitung, 12.02.2009) Alle Warnungen überhört "Sehr spannend ist, wie Krugman den Weg in die Krise nachzeichnet. Wie in all seinen Büchern überzeugt Krugman dabei durch scharfsinnige Analyse und Sprachgewandtheit. Er stellt die Fragen, die den Leser interessieren." (Welt am Sonntag, 15.02.2009) Eine außergewöhnliche Depression "Der Nobelpreisträger Paul Krugmann hat sein Buch aktualisiert. Die Kernempfehlung des Wissenschaftlers: In der aktuellen Lage muss Geld in die Wirtschaft gepumpt unter die Leute gebracht werden ... Ein solches 'Lehrbuch' sollte dem neuen Bundeswirtschaftsminister - und am besten auch seiner Kanzlerin und den Ministerkollegen - sofort auf den Tisch gelegt werden." (Kölner Stadt-Anzeiger, 27.02.2009) Depression beim Babysitten "Krugman geht es um Erkenntnisgewinn. Daher ist seine Neuveröffentlichung kein hingeschustertes, moralisierendes Buch zur Krise, mit einem Wust an Informationen und Schnellschusslösungsvorschlägen, wovon es auf dem Buchmarkt derzeit nur so wimmelt. Vielmehr setzt sich Krugman mit einem grundlegenden ökonomischen Phänomen auseinander, dem der Depression." (Neues Deutschland, 11.03.2009) Nobelpreisträger erklärt die Krise "Für jene, die die jetzige Krise im Kontext der Spekulationsblasen der 90er Jahre verstehen wollen, ist das Buch höchst empfehlenswert." (Financial Times Deutschland, 11.03.2009) "Deutschland ist ein Stolperstein" "Paul Krugman gilt als einer der besten Ökonomen der Welt ... Der Nobelpreisträger sieht schwarz: Die Weltwirtschaft ist außer Kontrolle geraten. Jetzt müssen die Staaten gemeinsam gegensteuern. Doch den USA fehlt der Mut, Europa patzt, und die Bundesrepublik zaudert." Zum Interview auf stern.de (Stern, 12.03.2009) Das Krisen-Rezept vom Nobelpreisträger "Die Lektüre des Buches ist zu empfehlen, weil der Autor die aktuelle Lage allgemeinverständlich und pointiert analysiert." (Süddeutsche Zeitung, 28.03.2009) Die Welt hat nichts gelernt "Das neue Buch Krugmans sollte Pflichtstoff für alle Wirtschaftspolitiker sein." (NZZ am Sonntag, 26.04.2009) Mehr muss her "Krugmans Buch liest sich an manchen Stellen wie ein Krimi der Krisengeschichte; auch Krugmans leiser Witz trägt den Leser durch das Buch. Wer etwas über das gefährliche Pflaster der Weltwirtschaft lernen will oder über die Risiken eines nicht regulierten Systems aus Schattenbanken, der ist richtig bei Krugman." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.05.2009) Die besten Bücher zur Finanzkrise "Krugman rechnet mit den Fehleinschätzungen der Finanzpäpste nach dem Zerfall des Kommunismus ab." (Die Welt, 07.09.2009) Urlaubslektüre: Krugman oder Krimi? "Ich lese das Buch von Paul Krugman, um besser zu verstehen, warum er die Ausgabenpolitik der Industriestaaten so massiv kritisiert." René Obermann, Deutsche Telekom (Handelsblatt, 23.07.2010)