Seitdem der HipHop der 1990er Jahre die deutsche Sprache wieder zum Reimen gebracht hat, packen auffallend viele Musiker ihre religiösen Gefühle in Worte und Melodien. Deutsche Superstars singen von Gott und Hoffnung, von Ewigkeit und Glauben, von Vergebung und Vertrauen - und sind mit dieser Charmeoffensive extrem erfolgreich. Für viele Fans sind die Lieder ihrer Stars Hoffnungsspender und Trostpflaster. Sie sprechen aus, was ihnen selbst nur schwer über die Lippen kommt. Die Populärkultur ist eng mit den Traditionsgehalten der institutionalisierten Religionen verflochten. Sie bedient sich lebendiger Symbole, borgt sich jahrtausendalte Sprache und übt sich in der Form des Gebets - eine Renaissance des Psalmodierens macht dies hörbar. Im Gegenzug verändern sich die Erwartungen an kirchliche Handlungsfelder, wenn religiöse Themen in der Populärkultur sinnlich und lebensnah inszeniert werden. Für Lehrer, Pfarrerinnen und kirchlich Aktive kann das eine Herausforderung zu inhaltlicher Klarheit sein - aber auch eine Chance, die eigenen Ausdrucksformen zu schulen.