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EINE GENERATION WILL AN DIE MACHT
Bei der letzten Wahl sind so viele junge Abgeordnete wie nie zuvor in den Bundestag eingezogen. Dass ihre Aufgabe die Klimawende sein wird, das wussten sie. Auch auf Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen und Querdenkern waren sie vorbereitet. Aber dass sie es mit einem Krieg zu tun bekommen würden und mit dessen Folgen, davon ahnten sie nichts. Schnell müssen die Neuen schwerwiegende Richtungsentscheidungen treffen. Aber ihre Ideale wollen sie nicht aufgeben. Wird ihnen dieser Spagat gelingen? Oder werden sie im Kampf mit der älteren Generation der…mehr

Produktbeschreibung
EINE GENERATION WILL AN DIE MACHT

Bei der letzten Wahl sind so viele junge Abgeordnete wie nie zuvor in den Bundestag eingezogen. Dass ihre Aufgabe die Klimawende sein wird, das wussten sie. Auch auf Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen und Querdenkern waren sie vorbereitet. Aber dass sie es mit einem Krieg zu tun bekommen würden und mit dessen Folgen, davon ahnten sie nichts. Schnell müssen die Neuen schwerwiegende Richtungsentscheidungen treffen. Aber ihre Ideale wollen sie nicht aufgeben. Wird ihnen dieser Spagat gelingen? Oder werden sie im Kampf mit der älteren Generation der Babyboomer selbst zu den angepassten Funktionären, die sie nie werden wollten?

Dieser Bundestag ist anders: Weniger Silberrücken in dunklen Anzügen. Mehr Frauen. Mehr Kinder und Enkel von Einwanderern. Und vor allem: mehr Junge. Ein Viertel der Abgeordneten ist unter vierzig. Fünfzig von ihnen sind nicht einmal dreißig Jahre alt. Aber wer sind die Neuen - und was wollen sie? Fest steht: Sie reden anders und machen auch anders Politik. Mit blinkenden Instagram-Storys. Mit den neuesten TikTok-Trends. Mit Reden, die wie ein Poetry Slam klingen. Offen sprechen sie über eigene Schwächen. Und sie stellen Ansprüche - an sich und an die Älteren. Aber können sie die Politik auch verändern? Die Politikjournalistin Livia Gerster heftet sich in ihrem Buch an die Fersen junger Parlamentarier:innen aus allen Parteien. Kevin Kühnert (SPD) und Ricarda Lang (Grüne) sind darunter, aber auch völlig unbekannte Neulinge wie eine Klimaaktivistin aus dem Straßenprotest, eine radikale Impfgegnerin aus Sachsen und ein junger Abwassermeister aus dem Irak. Sie begleitet die Neuen durch die Zeitenwende von Putins Krieg und verfolgt ihre politischen Kämpfe. So gelingt ihr ein fesselnder Mix aus investigativer Politikreportage und soziologischem Generationenporträt.

Jünger, weiblicher, bunter: Wer die Neuen im Parlament sind - und was sie wollen Livia Gerster folgt den jungen Politiker:innen vom Einzug in die Abgeordneten-WG bis hin zur ersten Rede im Bundestag Jung gegen Alt: Werden die jungen Radikalen ihre Fraktionen spalten?
Autorenporträt
Livia Gerster, geboren 1990 in München, studierte Arabistik und Geschichte in Leipzig und Berlin mit Stationen in Cádiz, Beirut und Jerusalem. Sie ist seit 2016 Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, seit 2018 schreibt sie für den Politikteil der Sonntagszeitung. Am liebsten verlässt sie den Schreibtisch für gesellschaftspolitische Reportagen und Porträts von Menschen aus dem Innenraum der Macht.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Gianna Niewel fragt sich bei der Lektüre von Livia Gersters Buch "Die Neuen" über Bundestagsabgeordnete unter 35, wie man eigentlich Generationen trennscharf voneinander abgrenzt und findet zunächst mal keine Antwort. Die jungen Abgeordneten lassen sich nicht so recht als eine Gruppe sehen, die durch mehr als ihr "Geburtsdatum zusammengehalten wird", dafür wird ihr aber klar, dass die Neuen von Nyke Slawik von den Grünen bis Jens Teutine von der FDP alle ganz eigenständige Programme und Ziele verfolgen, die sich nur schwer kategorisieren, aber gut individuell betrachten lassen. Wann immer der Journalistin Gerster das gelingt, gewinnt der Text dazu, schließt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2023

„Durchsteigen“
unter der Glaskuppel
Livia Gerster fragt, wie junge Abgeordnete arbeiten
Im Bundestag sitzen 127 Abgeordnete unter 35 Jahren, und manche von ihnen, schreibt Livia Gerster, hätten sie bei der Recherche gleich geduzt. Sie seien doch ein Alter. Andere waren sich nicht sicher: Gehören wir noch zu einer Generation?
Womit Livia Gerster beim Thema ihres Buches wäre, nämlich der Frage, was die Abgeordneten, die im Bundestag erst ihre Plätze finden mussten, von denen unterscheidet, die schon seit Jahren unter der Glaskuppel sitzen. Nach der Wahl im Oktober 2021 posteten die 49 Jusos ein Foto von sich, „eine Machtdemonstration“, wie es die Büroleiterin der Vorsitzenden nannte. Aber wie wollen sie diese Macht nutzen? Was wollen andere Abgeordnete, etwa Nyke Slawik, geboren 1994, eine der ersten beiden Transfrauen im Bundestag, oder Manuel Gava, geboren 1991, der nach dem Hauptschulabschluss Hermes-Pakete auslieferte? Wie hat sich ihr Wollen verändert?
Livia Gerster ist Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. In „Die Neuen – Eine Generation will an die Macht“ begleitet sie mehrere Abgeordneten durch ihre ersten Monate im Bundestag und versucht, in Porträts und Analysen, Antworten zu geben. Nur: Die Fragen sind nicht neu. Die Journalistin Anna Sauerbrey hat sich in „Machtwechsel“ (Rowohlt) daran abgearbeitet, der SWR in der Reportage-Reihe „Macht auf Zeit“. Wo also geht dieses Buch weiter?
Stark ist es immer dort, wo Livia Gerster sich von den „Millennials“ löst, die ohnehin regelmäßig in Talkshows sitzen, und das nicht unbedingt, weil sie unter 35 Jahre sind, sondern weil sie nun einmal ein Amt haben: Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, Ricarda Lang, Vorsitzende der Grünen. Natürlich stehen die vor enormen Dilemmata – Lang etwa musste erklären, wieso unter dem Dorf Lützerath Kohle abgebaggert werden darf –, aber sie haben darüber eben auch schon oft gesprochen.
Nicht so oft spricht Jens Teutrine, geboren 1993, seine Mutter war alleinerziehend, wegen einer Sprachstörung ging er auf eine Förderschule. Auch er mag kein unbekannter Abgeordneter sein, weil er immer dann herangezogen wird, wenn die FDP mehr sein will als eine Bussi-Bussi-Kaviar-Partei – aber er macht sehr transparent, was ihn beschäftigt. Welcher Abgeordneter will er sein? Will er überhaupt Abgeordneter sein? Nach acht Monaten im Bundestag hatte Teutrine noch immer keine Wohnung in Berlin, die ihm gefallen hat, überhaupt kam er nur in die Hauptstadt, wenn es unbedingt sein musste. Dann schlief er in verschiedenen Hotels. Er habe sich das alles ganz anders vorgestellt, erzählt er, er habe geglaubt, dass sich politischer Erfolg schneller einstelle und besser messbar sei. Nach einer Arbeitssitzung der Fraktion habe er gedacht: „Was haben wir denn eigentlich erarbeitet? Das war doch nur Gelaber.“
An diesem Beispiel zeigt Gerster, wie sich mit den neuen Abgeordneten auch der Ton im Bundestag verändert habe. „In der Politik gehört es inzwischen dazu, über Schwächen zu reden. Über Depressionen, Burnout, Frust und Zweifel.“
Aber gehört es wirklich dazu?
Womit wir – kein Buch über Generationen ohne Diskussion über den Generationenbegriff – beim Problem wären. Denn wenn es darum geht, was „die Millennials“ von „den Boomern“ unterscheidet, werden Abgeordnete nicht mehr als Abgeordnete gesehen, sondern als Teil einer Gruppe, die zunächst nur durch ihr Geburtsdatum zusammengehalten wird. Durch Zufall. Livia Gerster macht das an einigen Stellen klar, etwa wenn sie sich selbst – geboren 1989 – im Buch einbringt. Mit Heidi Reichinnek von der Linken, geboren 1994, unterhält sie sich über den Angriff Russlands auf die Ukraine und die angebliche Befeuerung des Konflikts durch die Nato. „Ich rolle mit den Augen“, schreibt Livia Gerster, „das ist doch die uralte Leier: Wir hätten Putin nicht provozieren dürfen ... “ Nun kann man sich an diesem „Ich“ stören – aber es zeigt, wie Gerster sie den Generationenbegriff immer wieder aufbricht. Wie sie mit Verallgemeinerungen bricht.
Und das vor allem durch die Auswahl der Porträtierten. Da wäre etwa die Abgeordnete Nyke Slawik von den Grünen. Sie erzählt, wie ihr Vater, ein Katholik aus Polen, sie zum Fußball schickte, weil Jungs nun mal Fußball spielten, während sie schon gewusst habe, dass sie ein Mädchen ist. Wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler auf dem Pausenhof sagten, „es kommt“, wie fremde Menschen sie in der Phase der Transition „ekelhaft“ nannten. Im Bundestag kämpft sie jetzt für das Selbstbestimmungsgesetz, das den Wechsel des Geschlechtseintrags vereinfachen soll. Da wäre auch Manuel Gava von der SPD. Er erzählt, wie er nach dem Hauptschulabschluss auf Baustellen arbeitete, wie er in die SPD eintrat, deutscher Staatsbürger, Ortsvorsitzender in Osnabrück wurde. Wie schwer es war, bei Ausschussvorlagen „durchzusteigen“.
Und so zeigen gerade die Personenstücke im Buch genau das: wie unterschiedlich „die Neuen“ im Bundestag sind, wie unterschiedlich sie auf das schauen, was am Rednerpult besprochen, in Sitzungen nachgearbeitet wird, und vor allem wie unterschiedlich sie ihre Rolle dabei verstehen und verstehen wollen. Das ist die Stärke des Buches.
GIANNA NIEWEL
„Was haben wir denn
eigentlich erarbeitet?
Das war doch nur Gelaber.“
Gibt es etwas, was die jungen
Abgeordneten zusammenhält
jenseits ihres Geburtsdatums?
Livia Gerster:
Die Neuen.
Eine Generation will
an die Macht.
Verlag C.H. Beck,
München 2022.
335 Seiten, 34 Euro.
E-Book: 17,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Gut lesbare, beeindruckende und durchaus auch kritische Charakterstudie. Kurzum: Wer wissen möchte, wie die Jungen ticken, wird fündig." Deutschlandfunk Andruck, Moritz Küpper

"Zeigt, dass man über Politiker schreiben kann, ohne zu langweilen, und hilft beim Verstehen der Krisen und der immer kleiner werdenden Jugend in diesem Land"
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Elena Witzeck

"Bei vielen Menschen erwächst ein Wunsch zur Veränderung - um die eigene Zukunft zu sichern. Und der Drang, diese Veränderung zu gestalten. Und darum geht es auch in dem Buch."
Ricarda Lang

"Weiß alles über die Neuen im Bundestag und so viel mehr"
Apokalypse&Filterkaffee, Micky Beisenherz

"Für ihr Buch ,Die Neuen' hat die FAZ-Journalistin mit vielen von ihnen quer durch die Parteien geredet"
Deutschlandfunk Kultur, Dieter Kassel

"Beobachtet, wie viele versuchen, über soziale Medien anders politisch Gehör zu finden"
ARD, Jagoda Marinic

"Äußerst lesenswert."
Bayern2, Knud Cordsen

"Ein spannendes Porträt der Millennials als Politiker ... Wer wissen möchte, wie die jungen Abgeordneten, die mit dem Internet aufgewachsen sind und offen über ihre Schwächen sprechen, ticken, wird hier fündig."
politik & kommunikation, Judit Cech

"Sie steht für die neue Generation im Politikjournalismus. Passenderweise widmet sie sich in ihrem Buch Die Neuen jungen Parlamentariern und zeichnet dabei das erhellende Porträt einer Generation zwischen Klimakampf, Tiktok und den nötigen Kompromissen."
medium magazin

"Stark, weil es auch die 'Millenials' zeigt, die nicht ständig in Talkshows sitzen. ... und wie unterschiedlich 'die Neuen' im Bundestag sind, in den Sitzungen, am Rednerpult und im eigenen Rollenverständnis."
Süddeutsche Zeitung, Gianna Niewel

"Ein wirklich sehr spannendes Thema."
NDR Fernsehen DAS!, Bettina Tietjen
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