Der Sozialstaat befindet sich in einer Phase nachhaltiger Umbrüche. Globaler Wettbewerb und knappe Kassen , Emanzipation und demographischer Wandel sind nur einige Elemente eines komplexen Bedingungszusammenhangs, der den Sozialstaat seit geraumer Zeit massiv unter Druck setzt. Der in diesem Kontext sich vollziehende Wandel vom (ver-)sorgenden zum aktivierenden und investiven Sozialstaat steht im Mittelpunkt dieses Buches.Es deutet den aktuellen Umbau des Sozialstaats als eine Neuerfindung des Sozialen - im Sinne einer (re-formierten) »Aktivgesellschaft«, in der Mobilität, Flexibilität und Produktivität zu politischen Steuerungsformeln individuellen Selbstzwangs verkommen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2009Aktivgesellschaft
Wie wandelt sich die Sozialstaatsidee in ökonomisch harten Zeiten? Der Jenaer Soziologe Stephan Lessenich steuert zu dieser oft nur abstrakt diskutierten Frage reichhaltiges Anschauungsmaterial bei. Anhand von konkreten Politikfeldern untersucht er das Konzept eines "nicht mehr versorgenden, sondern befähigenden, nicht mehr kompensierenden, sondern investierenden, nicht mehr alimentierenden, sondern aktivierenden Sozialstaats". Lessenich bemerkt eine aktivgesellschaftliche Umschulung der Subjekte und beschreibt, wie Frauen, Kinder und Alte als soziale Investitionsgüter gefordert und gefördert werden. Sie sollen nicht sich selbst überlassen bleiben, sondern sozialpolitisch in die Lage versetzt werden, sich und ihr Humankapital in gesellschaftlich produktiver Weise einzusetzen. Lessenich macht eine in immer mehr Lebensbereiche hineinregierende "Aktivierungseuphorie" aus. Der aktivierende Sozialstaat behaupte eine beinahe grenzenlose bürgerliche Aktivierungsfähigkeit, wo er zugleich eine strukturelle Passivitätsdiagnose stelle. Erfrischend polemisch, verfolgt Lessenich dieses Muster bis hinein in die regierungsamtlichen Appelle, körperlich fit statt dick zu leben: "Es gibt keinen Abschluss der Aktivierungsprogrammatik: Das Subjekt der Aktivgesellschaft ist ein spätmodernes Perpetuum mobile." (Stephan Lessenich: "Die Neuerfindung des Sozialen". Der Sozialstaat im flexiblen Kapitalismus. transcript Verlag, Bielefeld 2008. 169 S., br., 18,80 [Euro].)
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie wandelt sich die Sozialstaatsidee in ökonomisch harten Zeiten? Der Jenaer Soziologe Stephan Lessenich steuert zu dieser oft nur abstrakt diskutierten Frage reichhaltiges Anschauungsmaterial bei. Anhand von konkreten Politikfeldern untersucht er das Konzept eines "nicht mehr versorgenden, sondern befähigenden, nicht mehr kompensierenden, sondern investierenden, nicht mehr alimentierenden, sondern aktivierenden Sozialstaats". Lessenich bemerkt eine aktivgesellschaftliche Umschulung der Subjekte und beschreibt, wie Frauen, Kinder und Alte als soziale Investitionsgüter gefordert und gefördert werden. Sie sollen nicht sich selbst überlassen bleiben, sondern sozialpolitisch in die Lage versetzt werden, sich und ihr Humankapital in gesellschaftlich produktiver Weise einzusetzen. Lessenich macht eine in immer mehr Lebensbereiche hineinregierende "Aktivierungseuphorie" aus. Der aktivierende Sozialstaat behaupte eine beinahe grenzenlose bürgerliche Aktivierungsfähigkeit, wo er zugleich eine strukturelle Passivitätsdiagnose stelle. Erfrischend polemisch, verfolgt Lessenich dieses Muster bis hinein in die regierungsamtlichen Appelle, körperlich fit statt dick zu leben: "Es gibt keinen Abschluss der Aktivierungsprogrammatik: Das Subjekt der Aktivgesellschaft ist ein spätmodernes Perpetuum mobile." (Stephan Lessenich: "Die Neuerfindung des Sozialen". Der Sozialstaat im flexiblen Kapitalismus. transcript Verlag, Bielefeld 2008. 169 S., br., 18,80 [Euro].)
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»Eine innovative und scharfsinnige Kritik moderner Subjektivierungsformen unter den sich verändernden wirtschaftlichen Bedingungen.« Martin Seeliger, Politische Vierteljahresschrift, 52/3 (2011) »Eine schöne, zugespitzte Analyse der aktivierungspolitischen Programmatik in verschiedenen Politikfeldern.« Frank Berner, Soziologische Revue, 33 (2010) »Lessenich gelingt eine schöne, zugespitzte Analyse der aktivierungspolitischen Programmatik in verschiedenen Politikfeldern.« Frank Berner, Soziologische Revue, 33 (2010) »Wie wandelt sich die Sozialstaatsidee in ökonomisch harten Zeiten? Der Jenaer Soziologe Stephan Lessenich steuert zu dieser oft nur abstrakt diskutierten Frage reichhaltiges Anschauungsmaterial bei. Erfrischend polemisch.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2009 »Obwohl erkennbar vor dem Beginn der aktuellen Wirtschaftskrise druckgelegt, stellt das gut lesbare Buch insgesamt einen gelungenen Entwurf zum Verständnis aktueller Entwicklungen des Sozialstaats in der Bundesrepublik dar.« Michael Korbmacher, PERIPHERIE, 29 (2009) »[A]uf so ein Buch wie das von Stephan Lessenich, das die Fachdiskussion auf knapp 133 Seiten verdichtet, hat man gewartet.« Christoph Henning, www.literaturkritik.de, 4 (2009) »Profunde[r] Ein- und Überblick in bzw. über die sozialstaatlichen Grundlagen, die Entwicklung der Verlaufsformen sowie die aktuelle Umsetzungspraxis (sozial-)staatlicher Aktivierungspolitik.« Michael Buestrich, www.socialnet.de, 03.01.2009 Besprochen in: Rosa-Luxemburg-Stiftung, www.rosalux.de, 13.07.2008 www.single-generation.de, 10.11.2008 Kommune, 1 (2009), Jens Becker WSI Mitteilungen, 7 (2009), Günther Schmid Jugendhilfe, 49/2 (2011), Michael Köhler