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Die Geschichte der berühmtesten Symphonie der Welt: Dieter Hildebrandt erzählt von ihrer Entstehung und den Literaten und Musikern, die dazu beitrugen, dass aus einer einfachen Melodie ein beispielloser musikalischer Welterfolg wurde. Geglückt ist ihm »einer jener großen kulturhistorischen Tatsachenromane« (FAZ), der die Fülle des Wissens elegant und unterhaltsam darstellt.

Produktbeschreibung
Die Geschichte der berühmtesten Symphonie der Welt: Dieter Hildebrandt erzählt von ihrer Entstehung und den Literaten und Musikern, die dazu beitrugen, dass aus einer einfachen Melodie ein beispielloser musikalischer Welterfolg wurde. Geglückt ist ihm »einer jener großen kulturhistorischen Tatsachenromane« (FAZ), der die Fülle des Wissens elegant und unterhaltsam darstellt.
Autorenporträt
Hildebrandt, Dieter
Dieter Hildebrandt, geboren 1927 in Bunzlau, beherrscht eine Menge einfacher und auch komplizierterer Dinge im Leben, lesen zum Beispiel, Hunde an der Leine führen, auf Bühnen Zeug erzählen, kleine Reime machen oder Kursbücher lesen. Warum es nur mit dem Tennisspielen immer noch nicht so recht klappt, diesem Rätsel geht er hier auf den Grund.

Er war der wichtigste Kabarettist Deutschlands, das Gesicht des 'Scheibenwischer'. Hildebrandt starb im November 2013.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Eleonore Büning ist begeistert, denn Dieter Hildebrandt ist es - nicht zum ersten Mal, sie erinnert an das großartige "Pianoforte" - gelungen, einen musikhistorischen Stoff so spannend zu gestalten, dass sich dieser Tatsachenroman lese wie ein Krimi: einfach spannend. Keine lästigen Fußnoten, versichert Büning, aber ein zuverlässiges Register und ausreichende Literaturverweise, so dass sich dieses Buch zugleich wie ein Nachschlagewerk benutzen lasse, weil es elegant alles aufarbeite, was für Beethovens "Neunte" und ihre Rezeption von Bedeutung gewesen sei. Schiller gegen Beethoven, erst harsche Kritik, dann Heldenverehrung, die Neunte hat viele Wechselfälle erlebt, zählt Büning auf. Je näher Hildebrandt der Gegenwart rücke, desto dünner werden allerdings die Kapitel, räumt Büning ein. Dass die DDR-Rezeption gänzlich ausgeblendet bleibt, sei bedauerlich, auch neuere Erkenntnisse der Gender studies fehlten völlig, kritisiert sie milde, denn ihre Einwände erachtet sie selbst als unbedeutend angesichts von Hildebrandts Gesamtleistung, ein so lesbares und vergnügliches, musikfeuilletonistisches Buch geschrieben zu haben.

© Perlentaucher Medien GmbH"

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2005

Wollust des Wurms
Das berühmteste Trinklied der Welt: Dieter Hildebrandt über Schillers Ode und Beethovens Neunte / Von Eleonore Büning

Noch einmal hat sich der alte Märchenerzähler einen Zettelkasten angelegt. Wieder sichtete er Schnipsel für Schnipsel und tunkte jede, auch noch die nebensächlichste Information in die Zaubertinte seiner sagenhaften Fabulierkunst. Und so entstand abermals einer jener großen kulturhistorischen Tatsachenromane, die vor dem Leser eine Fülle zuverlässigen Fachwissens ausbreiten, dies jedoch so wundersam bunt geblümt, so ironisch schillernd und humorig aufgeknöpft, daß alle, Kenner wie Liebhaber, befriedigt sind und auf dieser weiten Wiese künftig öfters spazierengehen.

Das nämlich ist das Besondere an den musikalischen Feuilletons des Autors Dieter Hildebrandt: Sie lassen sich einerseits in einem Rutsch weglesen wie Krimis, doch kann man sie andererseits auch immer wieder benützen wie ein Nachschlagewerk. Sein zweiter Klavierroman "Piano Piano" (veröffentlicht 2000) wurde zwar kein ganz so großer Wurf mehr wie fünfzehn Jahre zuvor der erste ("Pianoforte").

Doch jetzt hat sich Hildebrandt einem quotensicheren, wenn nicht dem gewaltigsten aller Musikthemen zugewandt. Wieder ist das Register zuverlässig, verschwindet der Fußnotenapparat elegant in den Querverweisen auf benutzte Literatur, und die Kapitelabfolge wird luftig durchschossen von aufreizenden Motti, die, großen Geistern abgelauscht, in sich ihre eigene Musikalität entwickeln. Das beginnt mit zwei Zitaten: eines von Rudolf Borchardt (kniefällig über Schiller) und eines von Romain Rolland (sympathetisch über Beethoven), die sich ergänzen zur geschlossenen Form: Das eine beginnt mit den Worten "Die Welt ist schwer". Das andere endet messianisch damit, daß einer kam, sie leichter zu machen: ein "Schöpfer der Freude und schenkt sie der Welt".

Nicht nur aus jubiläumskonjunkturellen Gründen also hat Hildebrandt fast alles Greifbare über den triumphalen Rezeptionsweg der letzten und neunten Symphonie Beethovens verzettelt, die am 7. Mai 1824 im Kärntnerthor-Theater in Wien zur Uraufführung kam. Wie man weiß, stieß das Stück anfangs auf harte Kritik, die Zeitgenossen spielten Schiller gegen Beethoven aus und fanden im Chorfinale "die Poesie auf unbegreifliche Weise mißhandelt". Seither hat sich das kritische Mißverstehen in eine kritiklose, nicht minder unverständige Heldenverehrung verkehrt, über die bereits Berge von rezeptionsästhetischen Studien verfaßt wurden.

Hildebrandt verfolgt diesen windungsreichen Weg mit wohltuend süffisantem Abstand. Wenn er die Wurzel der Freudenode im Trinklied aufsucht, läßt er die Anekdote der fünf Weingläser, die Schiller kaputtgeschmissen hat, nicht aus. Verfolgt er die Provenienz der Ode zurück bis zum Klopstockschen "Rap des Rokoko", fragt er sich auch, warum ausgerechnet dem Wurm Wollust gegeben ward und wie sich dieser Wurm später bei Dostojewski in ein "Insekt", die Wollust aber in reines "Zuckerschlecken" verwandeln konnte. In erster Linie aber ist und bleibt die Neunte auch für Hildebrandt immer noch das Zeugnis einer "wahnwitzigen, widersinnigen, wertestürzenden Zeit": einer versunkenen Revolutionsepoche, aus der sich Karl-May-mäßig fesselnd erzählen läßt wie von Expedition, Abenteuer und Lagerfeuer.

Das sind die stärksten Seiten dieses Neunte-Romans. Danach geht es in dem Thema angemessenen Riesenschritten einmal quer durch die Rezeptionsgeschichte: wie die Neunte alsbald auf den Sockel kam, wie sich Mitte des neunzehnten Jahrhunderts auf einem Humus aus Nationaldenken und Restaurationsmuff die "rückwärts gewandten Ruinen" (Robert Schumann) der großen Denkmäler aufrichteten bis hin zu der großen katastrophischen Wende: als Furtwängler die Neunte zu Hitlers Geburtstag dirigierte und Adrian Leverkühn infolgedessen (in Thomas Manns "Doktor Faustus") die Botschaft Beethovens offiziell wieder zurücknehmen mußte. Bis zu Kagel und Kubrick verfolgt Hildebrandt diese Spur einer notwendigen Dekonstruktion. Doch mag er sich ihr nicht anschließen.

Gewiß hat Hildebrandt selbst jüngst erschienene Aufsätze befragt und neuere Standardwerke wie Andreas Eichhorns Studie "Die neunte Sinfonie" (1993) oder das gerade erschienene Schiller-Buch Rüdiger Safranskis zu Rate gezogen. Doch hauptsächlich interessiert er sich für den Finalsatz und die Apotheose der prekären Freudenode. Je näher sein chronologischer Erzählfluß der Gegenwart kommt, desto dünner und dürftiger werden die Kapitel. Was völlig fehlt, ist dann beispielsweise die realsozialistisch verordnete Staatsmusikrezeption der "Bringer Beethovens" in der DDR: Gut vierzig Jahre deutsch-deutscher Geschichte werden einfach ausgeblendet, in denen die ideologische Vereinnahmung des Beethoven in die Schuhe geschobenen Menschheitsbeglückungs-Pathos eine mindestens so fatale Rolle spielte wie in der Nazizeit. Aus dieser Wessi-, genauer gesagt: Münchner Sicht, kann es dann auch passieren, daß der Autor kurzerhand Berliner Orchester verwechselt und Kent Nagano plötzlich die Neunte nicht mit seinem eignen Deutschen Symphonie Orchester (DSO) aufgeführt haben soll, vielmehr mit Eliah Inbals Berliner Sinfonie Orchester (BSO), worüber sich beide Dirigenten nicht schlecht wundern werden. Auch fehlt jeder Hinweis auf neuere Erkenntnisse der gender studies in der Beethoven-Rezeption. Die Frage, warum Schillers Menschen nur Brüder und (noch) nicht Schwestern werden, warum Beethoven selbst dann später als ein "Held zum Siegen" in die Kompositionsgeschichte einging, stellt sich für Hildebrandt gar nicht erst.

Selbst gängigste Klischees lassen sich nicht immer ganz umschiffen: Der mürrisch-bizarre Zottelkopf, der seinen Adlatus Schindler zwiebelt und kompensatorisch in der Einsamkeit seiner Taubheitsstille nach Sternen greift, geistert auch wieder durch dieses Beethoven-Buch. Und wer sich mit Giganten einläßt, dem mögen auch kleine Dinge sich ins Monströse verdrehen. Manchmal, wenn ihm sein Pegasus wieder durchgeht, wenn Hildebrandt mit jenem "pastosen Pathos" (welches er irrtümlich ausgerechnet Karajan unterstellt) wieder einmal "Welttrotz" auf "Werktrotz" reimt und ernsthaft von "Einheit der Erdenbürgerschaft" räsoniert, dann wünschte man sich statt der Neunten am liebsten eine Bagatelle her: einfach eine Nummer kleiner. Doch sind all dies Kleinigkeiten, beckmesserische Einwände gegen ein herrliches Schmöker- und Verschenke-Buch, das zwar nicht das erste oder letztgültige Buch über die Neunte geworden ist. Doch aus der Flut der Beethovenliteratur ist es das mit Abstand lesbarste, lockerste und freudig-vergnügteste.

Dieter Hildebrandt: "Die Neunte". Schiller, Beethoven und die Geschichte eines musikalischen Welterfolgs. Hanser Verlag, München und Wien 2005. 367 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Die Entstehungsgeschichte dieser Text-Ton-Beziehung verwandelt Hildebrandt in einen amüsant zu lesenden Musikgeschichtsroman." Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung, 09.04.05

"Einer jener großen kulturhistorischen Tatsachenromane, die vor dem Leser eine Fülle zuverlässigen Fachwissens ausbreiten, dies jedoch so wundersam bunt geblümt, so ironisch schillernd und humorig aufgeknöpft, daß alle, Kenner wie Liebhaber, befriedigt sind und auf dieser weiten Wiese künftig öfters spazierengehen. ... Ein herrliches Schmöker- und Verschenke-Buch, aus der Flut der Beethovenliteratur ist es das mit Abstand lesbarste, lockerste und freudig-vergnügteste." Eleonore Büning, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.05

"Eine toll geschriebene, faszinierende und spannende Kulturgeschichte." Carsten Fastner, Falter, 17.06.05