Beeindruckende Gesamtschau vieler christlicher Erkenntnisse und Lebenswahrheiten
Friedrich Mayer (1881-1946) war Lehrer, geistlicher Schriftsteller und begnadeter Seelsorger. Wie wenigen war es ihm gegeben und aufgegeben, das reiche Erbe der württembergischen Väter mit den Anliegen der
Reformatoren zu einer organischen Einheit zu verbinden und in Wort und Schrift weiterzugeben. In seinem Werk…mehrBeeindruckende Gesamtschau vieler christlicher Erkenntnisse und Lebenswahrheiten
Friedrich Mayer (1881-1946) war Lehrer, geistlicher Schriftsteller und begnadeter Seelsorger. Wie wenigen war es ihm gegeben und aufgegeben, das reiche Erbe der württembergischen Väter mit den Anliegen der Reformatoren zu einer organischen Einheit zu verbinden und in Wort und Schrift weiterzugeben. In seinem Werk „Die Neuschöpfung – Grundriss der christlichen Erkenntnis, dargestellt an Zentralgedanken von Lehrern der Wahrheit“, bereits 1921 verfasst, greift Mayer entsprechend weit aus. Systematisch beleuchtet er sämtliche Grundbegriffe der Heiligen Schrift, stets zielt er auf Reinigung, Vertiefung und Wachstum des neuen Lebens in der Nachfolge Jesu Christi, will ermutigen, anspornen und auferbauen.
Sein Anliegen ist, die Zentralgedanken aller maßgeblichen christlichen Wahrheitslehrer zu einer weit und tief angelegten christlichen Glaubenslehre zusammenzufügen, um den Reichtum der biblischen Gottes- und Heilsoffenbarung aufzuzeigen und die neue Lebensexistenz der Gläubigen in Jesus Christus darzustellen und zu fundieren. Dementsprechend steht über dieser Glaubenslehre das Bibelwort in 2. Korinther 5,17: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.“
Zahlreiche Begriffe der christlichen Theologie sagen etwas Tiefes über Gott aus, beinhalten tiefe göttliche Wahrheiten, z.B. „Heilsplan“, „Heils- und Gnadenordnung“, „Haushaltung des dreieinigen Gottes mit der Sünderwelt“ (Steinhofer), „Idee des Lebens“ (Oetinger) oder die „Theologie des Kreuzes“ (Angela von Foligni). Keiner dieser Begriffe scheint aber das Handeln Gottes umfassend und allseitig auszudrücken – mal wird einseitig nur Gottes Heilstat ausgesprochen, mal einseitig das menschliche Streben überbetont.
Mit diesem Befund spannt Friedrich Mayer einen großen Bogen, den er in vier Abschnitten entfaltet: „Das christliche Denken“, „Die christliche Sittenlehre“, „Die christliche Glaubenslehre“ und „Die christliche Theosophie, das heißt die Gottesweisheit“. Mayers Anliegen ist, die Grundlagen und die Gesamtumrisse der göttlichen Neuschöpfung zu zeigen, Teilwahrheiten in ihrem Zusammenhang zu darzustellen. Er übersieht daher nicht die natürliche Erkenntnis des Menschen, die „Weisheit auf der Gasse“. Als Zeugen des christlichen Denkens führt er Hamann, Kierkegaard und Swedenborg ein. Die Ethik, die christliche Sittenlehre, findet Mayer – wie Oetinger – grundlegend in den Sprüchen Salomos, aber auch bei Philipp Matthäus Hahn. Die Verinnerlichung der Glaubenswahrheiten veranschaulichen die Mystiker. Für die eigentliche christliche Glaubenslehre bleibt Luther sein Meister, auch wenn er die Erwählungslehre noch stärker bei Calvin ausgeprägt vorfindet. Die Vollendung der „Neuschöpfung“ im Wachstum des Leibes Christi künden ihm Friedrich Christoph Oetinger und die pietistischen Väter – vor allem Johann Michael Hahn, aber auch Jakob Böhme.
Insgesamt ist natürlich auch ein solches System nur „Stückwerk“ – aber es sind tragende Gründe, tiefe Wahrheitsfundamente und feste Quader, die den Gläubigen auf dem schmalen Weg der Christusnachfolge bewahren, vor allen Einseitigkeiten schützen und Vorfreude auf die himmlische Ewigkeit erwecken.