Sommer 1936. Janna, eine junge Fechterin, soll bei einem alten Freund ihres Vaters Jacq in die Lehre gehen. Von Maastricht aus reist sie über die Grenze nach Aachen. Hier lebt - verwundet und verbittert zurückgekehrt aus dem 1. Weltkrieg - Egon von Bötticher, ein wahrer Meister seiner Kunst. Auf einem einsamen Landgut, das er mit eiserner Hand regiert, unterrichtet er zwei Zwillingsbrüder und organisiert blutige Duelle für Studenten. In diese eigenartige Welt gerät Janna, deren Abneigung gegen den narbenübersäten Egon schon bald in Verliebtheit umschlägt. Welches Geheimnis aber gibt es zwischen ihm und ihrem Vater? Auf der Suche nach Antworten findet sie von Jacq an Egon adressierte Briefe und gerät immer tiefer hinein in die Rätselhaftigkeit des Vergangenen. Nach und nach bricht die Außenwelt in das Landgut ein, und es kommt zu einer dramatischen Auflösung. Bildreich und zugleich präzis zeichnet und koloriert Marente de Moor eine Zeit des Übergangs: Ein Mädchen reift zur Frau,ein Krieg deutet sich an, Unschuld verkehrt sich zu Schuld.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.2011Die Reifeprüfung einer Amazone
Ein beeindruckender Galopp auf dem schmalen Grat zwischen Ernst Jünger und Leo Tolstoi: Marente de Moors Geschichtsroman "Die niederländische Jungfrau".
Die niederländische Jungfrau, die 1936 von ihrem Vater über die nahe Grenze nach Deutschland geschickt wird, um bei dessen altem Waffenbruder Egon von Bötticher die Kunst des Fechtens zu lernen, ist sexuell unerfahren und politisch naiv, aber nicht unschuldig. Janna, Papas "kleiner böser Musketier", kann reiten, fechten und ungerührt blutige Schmisse vernähen wie ein Mann; am liebsten vor dem Spiegel, wo das kämpfende sich im beobachtenden Ich, das verspielte, kokettierende Mädchen sich in der erbarmungslosen Amazone reflektiert. So kühn, elegant und verträumt wie die achtzehnjährige Eiserne Jungfrau mit dem Florett ihre Riposten ansetzt, schreibt auch Marente de Moor. In ihrem zweiten Roman (nach "Amsterdam und zurück", einem Buch über russische Emigranten in Amsterdam) erzählt die 39 Jahre alte Holländerin mit kaltblütiger Beherrschung und aufreizend dampfender Sinnlichkeit von der Reifeprüfung einer romantischen Niederländerin unter Männern, die, in den Stahlgewittern des Ersten Weltkriegs an Leib und Seele verwundet, schon für den nächsten Waffengang rüsten.
Die niederländische Jungfrau (die Briefmarke gleichen Namens zeigt eine gepanzerte Amazone mit Speer) kämpft mit Maske und wattierter Jacke, mit Florett, Degen, Säbel und den Waffen einer Frau um ihr Leben und ihre Liebe. Am Ende ihrer Lehrzeit auf Raeren, dem verwunschenen Landgut ihres Fechtlehrers, wird sie ihre Unschuld endgültig verloren haben. "Im Krieg ist Jungfräulichkeit nur eine Lappalie"; schwerer wiegt, dass sie ihren Meister verriet und die Zeichen kommenden Unheils zu spät erkannte, als sie mit blonden Bestien Walzer tanzte und zärtliche Duelle ausfocht. Gezeichnet von Blutergüssen und Narben, wird Janna zu der schmerzlichen Einsicht gelangen, dass man nicht selbst treffen muss, um nicht getroffen zu werden. "Um nicht selbst zu leiden, muss man nur andere beobachten."
Von Bötticher und sein Freundfeind, Jannas Vater Jacq, sind verbunden und getrennt durch Schicksal und Geschichte. Pragmatisch, liberal, vernünftig-fortschrittsgläubig, aber auch "schlaff und lasch" wie alle Holländer, fühlte Jacq sich als Arzt und Menschenfreund im Ersten Weltkrieg verpflichtet, verwundete deutsche Kriegsgefangene wieder zusammenzuflicken und vor der Rückkehr an die Front zu retten. Egon tat er damit keinen Gefallen, im Gegenteil. Seit er bei einem Kavallerieangriff sein geliebtes Pferd, sein halbes Gesicht und seine ganze Ehre verloren hatte, drängte es den stolzen Leibhusaren zurück in die Schlacht. Dass der holländische Weltverbesserer ihn daran hinderte, dass er den Kriegszitterer für läppische Schönheitsoperationen und neurologische Experimente (und seine eigene Karriere) benutzte, kann Egon ihm nicht verzeihen: Leidenschaft lässt sich nicht wegoperieren, Ehre nicht humanistisch zusammenflicken. "Du studierst, um Wunden zu heilen", zürnt er seinem Samariter, "ich werde sie wieder aufreißen. Ich werde mein Angriffsrecht einfordern."
Von Bötticher, der verbitterte Krieger alter Schule, träumt von einem neuen, "ordentlichen Krieg": Mann gegen Mann, mit Pferden, Säbeln und strengen Regeln; sein Gewährsmann dafür ist Gerard Thibault, der im siebzehnten Jahrhundert Fechten als "Wissenschaft der Unverletzbarkeit", Schule der Ritterlichkeit und Kunst spiegelbildlicher Symmetrie lehrte. In Raeren gibt der wortkarge Kriegskrüppel Fechtstunden und richtet illegale Mensuren für schlagende Studenten aus; aber weder seine Meisterschülerin Janna noch die symmetrischen Zwillinge Friedrich und Siegbert sind seinen erbarmungslosen Vorstellungen von Harmonie und Disziplin, Pflicht und Manneszucht gewachsen.
Unter die Paukbrüder und alten Herren auf Raeren mischen sich zunehmend auch die neuen Herren Deutschlands, die Böttichers unverhohlene Abneigung gegen den Nazi-Pöbel und Hitlers organisierte Kriegsmaschinerie mit Misstrauen verfolgen. Geregelte Mensuren, elegante Florett- und Wortgefechte enden immer öfter in blutigem Hauen und Stechen, gemütliche Männerabende in wüsten Drohungen und Zerstörungsorgien. Selbst Knechte wie der Gärtner und die Köchin begehren neuerdings auf; der jüdische Paukarzt flüchtet ins Exil. Egon von Bötticher ist offensichtlich nicht mehr Herr im eigenen Haus. Der Totenkopf auf seiner alten Leibhusarenmütze ist von der SS zweckentfremdet worden. Sein altgermanisch-kaisertreues Kriegerpathos, seine befremdliche Ehrfurcht vor Tieren, Natur und Erde, sein Glaube an die Wissenschaft der Unverwundbarkeit, an Harmonie und Ordnung im männlichen Duell sind nur noch lächerliche Anachronismen, Tics eines unheilbar kranken "Stahlhelmfritzen".
Janna, die neugierige holländische Mata Hari, steht zwischen allen Fronten. Die Feigheit ihrer Landsleute, dieser "obskuren Krabbenfresser", Krämernaturen und "verzogenen Hallodris", erscheint ihr so verächtlich wie die Rotkreuz-Gesinnung ihres Vaters. Die dumpfen Männerrituale der Pauk- und Krawallbrüder sind ihr so unheimlich wie die dekadent-verspielte Grausamkeit der Zwillinge. Janna ist nicht unempfänglich für galante Rüpeleien, fesche Uniformen, Blut und Regelverstöße. Aber für die pubertierende Amazone gibt es nur einen Herrn und Meister: Egon, den Leibhusar, der selbst als halber Mann das Geschlecht der Knechte, Lumpen und Feiglinge um Haupteslänge überragt. Er nimmt sie beim Fechten hart und kalt ran, aber er bringt ihr auch alles über Kreisparaden und Finten, Liebe und Tod, Kämpfen und Sterben bei. Das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Wenn Janna begehrlich seine Kriegswunden leckt, überschreitet der Roman deutlich die Grenze zum Herrenreiter-Kitsch. Über weite Strecken aber galoppiert "Die niederländische Jungfrau" mit wehenden Fahnen und gezücktem Degen einigermaßen stilsicher auf dem schmalen Grat zwischen Ernst Jünger und Leo Tolstoi.
"Krieg und Frieden" ist nicht nur Jannas Lieblingsbuch: Marente de Moor, gelernte Slawistin und acht Jahre lang in Russland lebend, hat beim Meister auch gelernt, wie Backfische für altgediente Haudegen und Kriegshelden schwärmen. Ihre Naturmetaphern sind von animalischer Kraft, ihre Reflexionen so klug wie eigenwillig, und wie sie die schwüle Gewitteratmosphäre am Vorabend des Zweiten Weltkriegs beschwört, zeugt von großer Erzählkunst. Dabei lüftet "Die niederländische Jungfrau" ihr Visier nie ganz: Der Roman lebt von kleinen Gesten, versteckten Finten, überraschenden Ein- und Ausfällen; das Drama im Untergrund wird in umständlichen Briefwechseln eher angedeutet als enthüllt. In jedem Falle aber beobachtet die notorische "Spannerin" und Spionin das komplizierte Verhältnis von Frauen und Männern, Holländern und Deutschen, Kriegern und Krämern, Menschen und Tieren in Krieg und Frieden, auf der Planche und in Stall und Küche sehr genau, ohne Furcht vor Hinterhalten und Missverständnissen. 1992 begann die große Karriere Margriet de Moors mit dem Ako-Preis für ihren Erstling "Erst grau dann weiß dann blau". Jetzt hat ihre Tochter für ihren zweiten Roman den höchstdotierten holländischen Literaturpreis bekommen.
MARTIN HALTER
Marente de Moor: "Die niederländische Jungfrau". Roman.
Aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011. 338 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein beeindruckender Galopp auf dem schmalen Grat zwischen Ernst Jünger und Leo Tolstoi: Marente de Moors Geschichtsroman "Die niederländische Jungfrau".
Die niederländische Jungfrau, die 1936 von ihrem Vater über die nahe Grenze nach Deutschland geschickt wird, um bei dessen altem Waffenbruder Egon von Bötticher die Kunst des Fechtens zu lernen, ist sexuell unerfahren und politisch naiv, aber nicht unschuldig. Janna, Papas "kleiner böser Musketier", kann reiten, fechten und ungerührt blutige Schmisse vernähen wie ein Mann; am liebsten vor dem Spiegel, wo das kämpfende sich im beobachtenden Ich, das verspielte, kokettierende Mädchen sich in der erbarmungslosen Amazone reflektiert. So kühn, elegant und verträumt wie die achtzehnjährige Eiserne Jungfrau mit dem Florett ihre Riposten ansetzt, schreibt auch Marente de Moor. In ihrem zweiten Roman (nach "Amsterdam und zurück", einem Buch über russische Emigranten in Amsterdam) erzählt die 39 Jahre alte Holländerin mit kaltblütiger Beherrschung und aufreizend dampfender Sinnlichkeit von der Reifeprüfung einer romantischen Niederländerin unter Männern, die, in den Stahlgewittern des Ersten Weltkriegs an Leib und Seele verwundet, schon für den nächsten Waffengang rüsten.
Die niederländische Jungfrau (die Briefmarke gleichen Namens zeigt eine gepanzerte Amazone mit Speer) kämpft mit Maske und wattierter Jacke, mit Florett, Degen, Säbel und den Waffen einer Frau um ihr Leben und ihre Liebe. Am Ende ihrer Lehrzeit auf Raeren, dem verwunschenen Landgut ihres Fechtlehrers, wird sie ihre Unschuld endgültig verloren haben. "Im Krieg ist Jungfräulichkeit nur eine Lappalie"; schwerer wiegt, dass sie ihren Meister verriet und die Zeichen kommenden Unheils zu spät erkannte, als sie mit blonden Bestien Walzer tanzte und zärtliche Duelle ausfocht. Gezeichnet von Blutergüssen und Narben, wird Janna zu der schmerzlichen Einsicht gelangen, dass man nicht selbst treffen muss, um nicht getroffen zu werden. "Um nicht selbst zu leiden, muss man nur andere beobachten."
Von Bötticher und sein Freundfeind, Jannas Vater Jacq, sind verbunden und getrennt durch Schicksal und Geschichte. Pragmatisch, liberal, vernünftig-fortschrittsgläubig, aber auch "schlaff und lasch" wie alle Holländer, fühlte Jacq sich als Arzt und Menschenfreund im Ersten Weltkrieg verpflichtet, verwundete deutsche Kriegsgefangene wieder zusammenzuflicken und vor der Rückkehr an die Front zu retten. Egon tat er damit keinen Gefallen, im Gegenteil. Seit er bei einem Kavallerieangriff sein geliebtes Pferd, sein halbes Gesicht und seine ganze Ehre verloren hatte, drängte es den stolzen Leibhusaren zurück in die Schlacht. Dass der holländische Weltverbesserer ihn daran hinderte, dass er den Kriegszitterer für läppische Schönheitsoperationen und neurologische Experimente (und seine eigene Karriere) benutzte, kann Egon ihm nicht verzeihen: Leidenschaft lässt sich nicht wegoperieren, Ehre nicht humanistisch zusammenflicken. "Du studierst, um Wunden zu heilen", zürnt er seinem Samariter, "ich werde sie wieder aufreißen. Ich werde mein Angriffsrecht einfordern."
Von Bötticher, der verbitterte Krieger alter Schule, träumt von einem neuen, "ordentlichen Krieg": Mann gegen Mann, mit Pferden, Säbeln und strengen Regeln; sein Gewährsmann dafür ist Gerard Thibault, der im siebzehnten Jahrhundert Fechten als "Wissenschaft der Unverletzbarkeit", Schule der Ritterlichkeit und Kunst spiegelbildlicher Symmetrie lehrte. In Raeren gibt der wortkarge Kriegskrüppel Fechtstunden und richtet illegale Mensuren für schlagende Studenten aus; aber weder seine Meisterschülerin Janna noch die symmetrischen Zwillinge Friedrich und Siegbert sind seinen erbarmungslosen Vorstellungen von Harmonie und Disziplin, Pflicht und Manneszucht gewachsen.
Unter die Paukbrüder und alten Herren auf Raeren mischen sich zunehmend auch die neuen Herren Deutschlands, die Böttichers unverhohlene Abneigung gegen den Nazi-Pöbel und Hitlers organisierte Kriegsmaschinerie mit Misstrauen verfolgen. Geregelte Mensuren, elegante Florett- und Wortgefechte enden immer öfter in blutigem Hauen und Stechen, gemütliche Männerabende in wüsten Drohungen und Zerstörungsorgien. Selbst Knechte wie der Gärtner und die Köchin begehren neuerdings auf; der jüdische Paukarzt flüchtet ins Exil. Egon von Bötticher ist offensichtlich nicht mehr Herr im eigenen Haus. Der Totenkopf auf seiner alten Leibhusarenmütze ist von der SS zweckentfremdet worden. Sein altgermanisch-kaisertreues Kriegerpathos, seine befremdliche Ehrfurcht vor Tieren, Natur und Erde, sein Glaube an die Wissenschaft der Unverwundbarkeit, an Harmonie und Ordnung im männlichen Duell sind nur noch lächerliche Anachronismen, Tics eines unheilbar kranken "Stahlhelmfritzen".
Janna, die neugierige holländische Mata Hari, steht zwischen allen Fronten. Die Feigheit ihrer Landsleute, dieser "obskuren Krabbenfresser", Krämernaturen und "verzogenen Hallodris", erscheint ihr so verächtlich wie die Rotkreuz-Gesinnung ihres Vaters. Die dumpfen Männerrituale der Pauk- und Krawallbrüder sind ihr so unheimlich wie die dekadent-verspielte Grausamkeit der Zwillinge. Janna ist nicht unempfänglich für galante Rüpeleien, fesche Uniformen, Blut und Regelverstöße. Aber für die pubertierende Amazone gibt es nur einen Herrn und Meister: Egon, den Leibhusar, der selbst als halber Mann das Geschlecht der Knechte, Lumpen und Feiglinge um Haupteslänge überragt. Er nimmt sie beim Fechten hart und kalt ran, aber er bringt ihr auch alles über Kreisparaden und Finten, Liebe und Tod, Kämpfen und Sterben bei. Das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Wenn Janna begehrlich seine Kriegswunden leckt, überschreitet der Roman deutlich die Grenze zum Herrenreiter-Kitsch. Über weite Strecken aber galoppiert "Die niederländische Jungfrau" mit wehenden Fahnen und gezücktem Degen einigermaßen stilsicher auf dem schmalen Grat zwischen Ernst Jünger und Leo Tolstoi.
"Krieg und Frieden" ist nicht nur Jannas Lieblingsbuch: Marente de Moor, gelernte Slawistin und acht Jahre lang in Russland lebend, hat beim Meister auch gelernt, wie Backfische für altgediente Haudegen und Kriegshelden schwärmen. Ihre Naturmetaphern sind von animalischer Kraft, ihre Reflexionen so klug wie eigenwillig, und wie sie die schwüle Gewitteratmosphäre am Vorabend des Zweiten Weltkriegs beschwört, zeugt von großer Erzählkunst. Dabei lüftet "Die niederländische Jungfrau" ihr Visier nie ganz: Der Roman lebt von kleinen Gesten, versteckten Finten, überraschenden Ein- und Ausfällen; das Drama im Untergrund wird in umständlichen Briefwechseln eher angedeutet als enthüllt. In jedem Falle aber beobachtet die notorische "Spannerin" und Spionin das komplizierte Verhältnis von Frauen und Männern, Holländern und Deutschen, Kriegern und Krämern, Menschen und Tieren in Krieg und Frieden, auf der Planche und in Stall und Küche sehr genau, ohne Furcht vor Hinterhalten und Missverständnissen. 1992 begann die große Karriere Margriet de Moors mit dem Ako-Preis für ihren Erstling "Erst grau dann weiß dann blau". Jetzt hat ihre Tochter für ihren zweiten Roman den höchstdotierten holländischen Literaturpreis bekommen.
MARTIN HALTER
Marente de Moor: "Die niederländische Jungfrau". Roman.
Aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011. 338 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Kann das gut gehen? Die Geschichte einer jungen Niederländerin, die sich in den dreißiger Jahren in die ehrpusselige Welt eines adligen Weltkriegsveteranen begibt, um auf seinem Landgut die Kunst des Fechtens zu lernen. Martin Halter findet: Ja. Nur an einer Stelle überschreite Marente de Moor klar die Grenze zu "Herrenreiter-Kitsch", ansonsten aber bewege sie sich "stilsicher auf dem schmalen Grat zwischen Ernst Jünger und Leo Tolstoi", meint Halter. So verfolgt er gebannt, wie sich die junge Janna in der "Wissenschaft der Unverletzbarkeit" ausbilden lässt, elegante Florett- und Wortgefechte austrägt, bis der Nazipöbel den gemütlichen Altherrenabenden ein Ende bereitet und sie zu einer Art niederländischer Mata Hari wird. Klug und eigenwillig, nennt Halter diesen Roman, dessen "aufreizend dampfende Sinnlichkeit" ihm ebenfalls ausnehmend gut gefallen hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH