Die mondklare, sternhelle Juninacht begann auch dem rastlosen Paris ihre Zauberstille anzuschmeicheln. Die eater waren seit einer Stunde geschlossen und der Strom ihrer Besucher in die Häuser versickert. Die hohen Mauern der verödeten Straßen hallten seltsam wider, wenn zwischen ihnen eine seltene Nachtdroschke entlangrumpelte. Rudolf Korte hae den Abend in einem Boulevardtheater verbracht, nach der Vorstellung noch auf der Terrasse eines Bierhauses eine Weile gesessen, um das allmähliche Abklingen und Ersterben des Weltstadtgetöses in seinen erregten Nerven genießend mitzuerleben, und dann den Heimweg durch das Hallenviertel genommen, das auch in der Nacht rege ist. Nun stand er wieder in wunderlicher Einsamkeit an der Steinbrüstung des Pont neuf und nahm das unvergleichliche Bild in Whistlerscher Manier, Silber und Dunkelblau, in sich auf. Der in breiten erlinien glitzernde Strom, der sich in der Ferne durch eine Rechtswendung dem verfolgenden Blick entzog, war vom roten Licht der Brückenlampen und dem Widerschein der Gasflammenzeilen beider Ufer feurig punktiert. Notre Dame zeichnete in den von einer geheimnisvollen Helligkeit überhauchten Himmel ihren ausdrucksvollen Umriß ein. In unabsehbarer Folge schaeten Türme, Kuppeln und Dachfirste auf den sternflimmernden silbern lasierten Grund hin. Es war eine andere Schönheit, als sie das Paris des Tages zeigt, eine Schönheit der Ruhe und des Friedens, die sich in feierlichen Architekturlinien ausdrückt und von der Rudolf Korte den entzückten Blick nicht loslösen konnte.
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