Für Paulus ist die Offenbarung des Evangeliums der Kristallisationspunkt seiner Verkündigung und seiner Theologie. Weil sich die frömmigkeitsgeschichtlichen sowie die geistes- und theologiegeschichtlichen Voraussetzungen inzwischen stark verändert hatten, fiel es Luther und der lutherischen Theologie schwer, dieses Ereignis angemessen zu würdigen. Erst langsam keimte die Erkenntnis, dass diese Begebenheit, auf die Paulus immer wieder zu sprechen kommt, theologisch von besonderer Bedeutung ist und trotz ihrer Fremdheit Beachtung verdient. Volker Stolle führt durch die Rezeptionsgeschichte der Offenbarung bei Paulus, untersucht den lutherischen Paulinismus hinsichtlich seiner Authentizität und macht damit dessen Wirkung seit der Reformationszeit besser erfassbar. Der Autor zeigt, wie aktuell die Botschaft des Paulus und die lutherische theologische Tradition hinsichtlich des biblischen Menschenbildes und des christlich-jüdischen Verhältnisses heute noch sind.