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Haie und Harpunen! Ein Olchi ist durch nichts zu schrecken Schleime- Schlamm-und-Käsefuß - was für ein Abenteuer! Gemeinsam mit dem Forscher Gustav Grünspecht reisen die Olchis nach Arabien, um das weltweit letzte Exemplar des karierten Tigerhais zu fangen. Im Sultanspalast werden sie begeistert empfangen, und der Sultan ist von Olchi-Mamas Bauchtanz so begeistert, dass er sie am liebsten ganz dabehalten würde. Aber eine Olchi-Mama verlässt ihre Familie nicht! Und bald schon haben die Olchis alle Hände voll zu tun damit, ihre Expedition zu retten - denn es gibt noch andere, die hinter dem Hai her sind ... Eine abenteuerliche und übersprudelnd lustige Olchi-Geschichten mit farbigen Illustrationen von Erhard Dietl.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2009Stinkerkerzen für Mutti
So schön kann man sich ekeln: Neues von den Olchis
Als 1990 der erste Band von Erhard Dietls "Olchi"-Saga erschien, war von Saga naturgemäß noch keine Rede, und die Sache hätte natürlich auch schiefgehen können. Aber offenbar konnte Dietl seine kindlichen Leser und erwachsenen Käufer gut genug einschätzen, um in seinem gemütlichen Sudelspiel gerade weit genug für die Kinder zu gehen, aber nicht zu weit für die Erwachsenen. Die Olchis also sind eine Großfamilie, die alles mag, was irgendwie eklig, schleimig, verdorben und übelriechend - kurz: "olchig" - ist, der gute Geschmack spielt als Referenz nur ex negativo eine Rolle, und dass dies ein ästhetisches Programm ist, mit dem Kinder sehr viel und Erwachsene immerhin genug anfangen können, um die Bücher nicht pauschal mit einem Bannfluch zu belegen, hat sich im Verlauf von mittlerweile vierzehn "Olchi"-Bänden gezeigt.
Der neueste beginnt dann auch schön vertraut: Die Olchi-Mutter hat Geburtstag, das Wetter ist von passender Scheußlichkeit, und während der Vater ganz ernsthaft einen Ekel-Kuchen backt, meint die Jubilarin: "Wenn du mit dem Kuchen fertig bist, kannst du mir ein paar schöne Stinkerkerzen anzünden. Dann setzen wir uns gemütlich in die Höhle und muffeln."
Damit könnte es sein Bewenden haben; diese Mischung aus familiärer Spießigkeit der immer wieder frappierend höflichen, ja geradezu mitfühlenden Olchis und ihrem olfaktorischen Revoluzzertum hat durchaus ihren Reiz. Aber leider belässt es der Autor nicht dabei und bürdet seinen Olchis schon seit längerem ein hektisches Abenteuerleben auf, das sie etwa in einer - passend zum WM-Jahr 2006 erschienen - Folge zum Fußballspielen nötigt, zur Mondfahrt oder zum Umgang mit Piraten, als benötigte er solche Impulse von außen, um die Olchi-Geschichte noch am Leben zu halten.
In diesem Band nun lernen sie in ihrer Heimatstadt mit dem schönen Namen Schmuddelfing zufällig einen Naturforscher kennen, der im Auftrag eines arabischen Potentaten einen karierten Tigerhai fangen soll, was ihm, kräftig unterstützt von den Olchis, auch gelingt; natürlich fühlt sich der freiheitsliebende Meeressäuger im Aquarium des Sultans nicht so recht wohl und verliert seine karierte Färbung. Der Hai kriegt seine Freiheit zurück, die Heimkehr nach Schmuddelfing wird zum Triumphzug, und am Ende findet sich die Familie auf der vertrauten Müllkippe wieder, wo man sich sowieso am wohlsten fühlt.
All dies ist gewohnt munter und nett erzählt. Nur dass man immer wieder den Eindruck von Olchi-Folklore hat, von aufgesetzten Elementen, die nicht genuin aus der Handlung erwachsen. Denn den karierten Tigerhai zu fangen - das hätte man zur Not auch den "drei Fragezeichen" zugetraut.
TILMAN SPRECKELSEN
Erhard Dietl: "Die Olchis und der karierte Tigerhai". Oetinger Verlag, Hamburg 2009. 160 S., geb., 12,- [Euro]. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So schön kann man sich ekeln: Neues von den Olchis
Als 1990 der erste Band von Erhard Dietls "Olchi"-Saga erschien, war von Saga naturgemäß noch keine Rede, und die Sache hätte natürlich auch schiefgehen können. Aber offenbar konnte Dietl seine kindlichen Leser und erwachsenen Käufer gut genug einschätzen, um in seinem gemütlichen Sudelspiel gerade weit genug für die Kinder zu gehen, aber nicht zu weit für die Erwachsenen. Die Olchis also sind eine Großfamilie, die alles mag, was irgendwie eklig, schleimig, verdorben und übelriechend - kurz: "olchig" - ist, der gute Geschmack spielt als Referenz nur ex negativo eine Rolle, und dass dies ein ästhetisches Programm ist, mit dem Kinder sehr viel und Erwachsene immerhin genug anfangen können, um die Bücher nicht pauschal mit einem Bannfluch zu belegen, hat sich im Verlauf von mittlerweile vierzehn "Olchi"-Bänden gezeigt.
Der neueste beginnt dann auch schön vertraut: Die Olchi-Mutter hat Geburtstag, das Wetter ist von passender Scheußlichkeit, und während der Vater ganz ernsthaft einen Ekel-Kuchen backt, meint die Jubilarin: "Wenn du mit dem Kuchen fertig bist, kannst du mir ein paar schöne Stinkerkerzen anzünden. Dann setzen wir uns gemütlich in die Höhle und muffeln."
Damit könnte es sein Bewenden haben; diese Mischung aus familiärer Spießigkeit der immer wieder frappierend höflichen, ja geradezu mitfühlenden Olchis und ihrem olfaktorischen Revoluzzertum hat durchaus ihren Reiz. Aber leider belässt es der Autor nicht dabei und bürdet seinen Olchis schon seit längerem ein hektisches Abenteuerleben auf, das sie etwa in einer - passend zum WM-Jahr 2006 erschienen - Folge zum Fußballspielen nötigt, zur Mondfahrt oder zum Umgang mit Piraten, als benötigte er solche Impulse von außen, um die Olchi-Geschichte noch am Leben zu halten.
In diesem Band nun lernen sie in ihrer Heimatstadt mit dem schönen Namen Schmuddelfing zufällig einen Naturforscher kennen, der im Auftrag eines arabischen Potentaten einen karierten Tigerhai fangen soll, was ihm, kräftig unterstützt von den Olchis, auch gelingt; natürlich fühlt sich der freiheitsliebende Meeressäuger im Aquarium des Sultans nicht so recht wohl und verliert seine karierte Färbung. Der Hai kriegt seine Freiheit zurück, die Heimkehr nach Schmuddelfing wird zum Triumphzug, und am Ende findet sich die Familie auf der vertrauten Müllkippe wieder, wo man sich sowieso am wohlsten fühlt.
All dies ist gewohnt munter und nett erzählt. Nur dass man immer wieder den Eindruck von Olchi-Folklore hat, von aufgesetzten Elementen, die nicht genuin aus der Handlung erwachsen. Denn den karierten Tigerhai zu fangen - das hätte man zur Not auch den "drei Fragezeichen" zugetraut.
TILMAN SPRECKELSEN
Erhard Dietl: "Die Olchis und der karierte Tigerhai". Oetinger Verlag, Hamburg 2009. 160 S., geb., 12,- [Euro]. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Er ist, da will der Rezensent Tilman Spreckelsen nicht missverstanden werden, eigentlich ein Olchi-Freund. Ein Freund jener 1990 von Erhard Dietl in die fiktionale Welt von Schmuddelfing gesetzten Familie also, die alles liebt, was "eklig, schleimig, verdorben und übelriechend" ist - und es sich im solcherart Schmutzigen auch kannibalisch wohl sein lässt. Seit längerem jedoch muss Spreckelsen Abnutzungserscheinungen feststellen, die vor allem darin bestehen, dass Dietl allerlei Dinge in seine Welt hinein erzählt, die mit dem eigentlichen Olchiversum nicht in innerer Verbindung stehen. Zur Fußball-WM mussten sie, so der Rezensent, Fußball spielen und auch der Tigerhai, mit dem sie es hier zu tun bekommen, könnte so oder ähnlich auch bei den "Drei Fragezeichen" auftauchen. Soll nicht heißen, das sei nicht noch immer "munter und nett erzählt". Nur den ursprünglichen Reiz der Schmuddel-Olchis vermisst Spreckelsen inzwischen ein wenig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Erhard Dietl hat mit seinem ... neunten Olchi-Buch ... wieder voll ins Schwarze getroffen." Hallo München, 04.03.2009