"Alles, was wir hören, ist Musik." Mit dieser These beschritt der kanadische Klangforscher Schafer bereits Ende der 60er Jahre neue Wege. In seinem Kultbuch "The Tuning of the World" stellt er als Erster die Beziehung des Menschen zu seiner akustischen Umwelt kulturhistorisch dar: die Entwicklung der Klanglandschaften von der naturgegebenen "Lautsphäre" zu dauerhaftem städtischem Lärm und manipulativer Musikbeschallung. Als Ausweg aus dieser "akustischen Umweltverschmutzung" plädiert Schafer für kritisches Hören und aktive Gestaltung unserer akustischen Umwelt. Seine Methode - eine einzigartige Synthese aus Naturwissenschaft, Soziologie und Kunst - ist heute aktueller denn je und liegt nun in neuer Übersetzung vor.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Das Buch hat einen durchaus pragmatischen Grundzug, versichert uns Tim Caspar Boehme. Die kulturpessimistischen, ja weltfremden Seiten von R. Murray Schafers im Original bereits 1977 erschienenem Text verschweigt der Rezensent uns dabei nicht. Im Gegenteil erinnert Boehme sogar mit Nachdruck an die musikalisch-ästhetische, nicht technische Perspektive des Autors, aber eben auch an die sehr handfesten Auswirkungen schlechter "Soundvibes". Mit Schafer indes lernt Boehme nicht nur, die Ohren freizumachen, um neu zu hören. Er vertieft sich auch in die "Soundscapes"-Theorie des Vaters der akustischen Ökologie und lernt, an die Wandelbarkeit einer schlecht gestimmten Welt zu glauben. Und mit einmal war alles wieder Musik!
© Perlentaucher Medien GmbH
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