Es beginnt mit einem Menschenopfer. Agamemnon tötet Iphigenie. Dann tötet deren Mutter Agamemnon, und der Sohn, Orest, tötet die Mutter: Aus Rache löscht sich eine ganze Familie fast selbst aus. Erst Orest wird nicht getötet, sondern vor ein Gericht gestellt - der Fluch ist gebrochen! »Die Orestie des Aischylos behandelt auf höchst tragische und ästhetische Weise Grundfragen der menschlichen Existenz und gehört zu den tiefgründigsten Texten, die jemals geschrieben wurden«, so Anton Bierl, der im Nachwort die Hintergründe und das Fortwirken des Werkes beleuchtet.Der vielfach ausgezeichnete…mehr
Es beginnt mit einem Menschenopfer. Agamemnon tötet Iphigenie. Dann tötet deren Mutter Agamemnon, und der Sohn, Orest, tötet die Mutter: Aus Rache löscht sich eine ganze Familie fast selbst aus. Erst Orest wird nicht getötet, sondern vor ein Gericht gestellt - der Fluch ist gebrochen! »Die Orestie des Aischylos behandelt auf höchst tragische und ästhetische Weise Grundfragen der menschlichen Existenz und gehört zu den tiefgründigsten Texten, die jemals geschrieben wurden«, so Anton Bierl, der im Nachwort die Hintergründe und das Fortwirken des Werkes beleuchtet.Der vielfach ausgezeichnete Übersetzer Kurt Steinmann hat den altgriechischen Text neu übertragen, gewohnt präzise und nah am Original.
Aischylos (525/524 Eleusis, Attika - 456 v. Chr. in Gela, Sizilien) gehört mit Sophokles und Euripides zu den drei großen Tragikern der Antike. Die Dionysien - den antiken Dichterwettstreit - entschied er 13 Mal für sich. Von seinen ihm zugerechneten 90 Stücken sind nur sieben erhalten. Als Teil des Athener Heeres siegt Aischylos bei der Schlacht um Salamis im Jahr 480 v. Chr. über die Perser. In seinem Erstling 'Die Perser' - dem ältesten bekannten Drama überhaupt - arbeitet er die persische Niederlage aus Sicht der Verlierer auf. Die Trilogie 'Die Orestie' erzählt in ihren Episoden 'Agamemnon', 'Choëphoren' und 'Eumeniden' von einer Jahre andauernden, blutigen Fehde, die letztlich durch öffentliche Rechtsprechung und göttliche Hilfe zur Aussöhnung kommt. Der Luzerner Altphilologe Kurt Steinmann, geb. 1945, unterrichtete bis 2003 an einem Gymnasium. Seit den 1970er Jahren übersetzt er griechische und lateinische Werke ins Deutsche, darunter auch Stücke aller drei großen Dramatiker der griechischen Klassik, Aischylos, Sophokles und Euripides. Im deutschsprachigen Raum werden seine Übertragungen immer wieder auf die Bühne gebracht (u.a. Münchner Kammerspiele, Schaubühne Berlin).
Hans-Albrecht Koch hat die "Orestie" von Aischylos nie derart melodiös und sprechbar übertragen gefunden wie in der Übersetzung von Kurt Steinmann. In seiner Besprechung gibt er einige Beispiele für den Fortschritt in der aktuellen Fassung und erinnert daran, dass für die großen griechischen Tragödiendichter das Wort der Dichtung politisches Handeln bedeutete. Der Weg von der Oligarchie zur athenischen Demokratie, wie ihn Aischylos in seiner Bearbeitung des Orest-Mythos für die Bühne inszenierte, wird für Koch beim Lesen nachvollziehbar.