Was ist die Orgel? Wie funktioniert sie? Wie spielt man auf ihr? Wie sehen die Werke aus, die für sie geschrieben wurden? Hans Maier, selbst angesehener Organist, verfolgt in diesem Buch die Kulturgeschichte der Orgel von den Anfängen an: ihren Bau, ihre Technik, ihre Register und die Entwicklung der auf ihr gespielten, für die Orgel komponierten Musik.
Auch wenn die Orgel nicht mehr ein rein kirchliches Instrument ist: ihre Geschichte, ihre liturgische Funktion und vor allem die für sie geschriebenen geistlichen Werke kennzeichnen und prägen sie bis heute. Stärker als jedes andere Instrument lebt die Orgel vom unmittelbaren Zugriff, von der Improvisationskunst ihrer Spieler und ist damit sehr modern, unberechenbar und lebendig. Hans Maiers elegant geschriebene Darstellung geht weit über die historischen, technischen und klanglichen Besonderheiten dieses Instrumentes hinaus: auch die Orgel als unverrückbar an ihren Ort gebundenes Baukunstwerk und ihre Spiegelung in Erzählungen, Gedichten und Sprichwörtern werden beleuchtet. So liegt mit diesem Band eine fesselnde und umfassende Einführung in den "könig aller jnstrumenten" (Mozart) vor - ein ansprechend gestaltetes Geschenkbuch für jeden Musikliebhaber.
Auch wenn die Orgel nicht mehr ein rein kirchliches Instrument ist: ihre Geschichte, ihre liturgische Funktion und vor allem die für sie geschriebenen geistlichen Werke kennzeichnen und prägen sie bis heute. Stärker als jedes andere Instrument lebt die Orgel vom unmittelbaren Zugriff, von der Improvisationskunst ihrer Spieler und ist damit sehr modern, unberechenbar und lebendig. Hans Maiers elegant geschriebene Darstellung geht weit über die historischen, technischen und klanglichen Besonderheiten dieses Instrumentes hinaus: auch die Orgel als unverrückbar an ihren Ort gebundenes Baukunstwerk und ihre Spiegelung in Erzählungen, Gedichten und Sprichwörtern werden beleuchtet. So liegt mit diesem Band eine fesselnde und umfassende Einführung in den "könig aller jnstrumenten" (Mozart) vor - ein ansprechend gestaltetes Geschenkbuch für jeden Musikliebhaber.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2016Die Wunder des Windwerks
Hans Maier ordnet die Geschichte der Orgel, verrät aber wenig von seinen Erfahrungen als Organist
Als Elfjähriger begann der heute fünfundachtzig Jahre alte Hans Maier mit dem Orgelspiel und blieb auch als Professor für politische Wissenschaft und bayerischer Staatsminister kirchenmusikalisch aktiv. Niederschlag findet diese lebenslange Leidenschaft jetzt in einem Buch, das der Geschichte des Instruments gewidmet ist. Maier informiert zunächst über den technischen Aufbau einer Orgel, zählt die wichtigsten Register auf und erklärt die Funktionsweise des Instruments. Das gelingt ihm auf wenigen Seiten sehr gut, auch dank eingängiger Metaphern wie "Lunge" für das Windwerk und "Nervensystem" für das Regierwerk.
Es folgt ein Abschnitt über die Orgel als Baukunstwerk, in dem der Autor die Form und Raumposition von Orgelprospekten erörtert. Ergänzt werden die Ausführungen hier durch beispielhafte Abbildungen, freilich nicht gerade in bester Reproduktionsqualität. Das mit Abstand längste Kapitel des Buches ist der Orgelmusik und Orgelkomponisten gewidmet. Da Maier möglichst viele Komponisten unterbringen möchte, gleicht der Text zuweilen einer Namensliste mit sehr kurzen oder auch gar keinen zusätzlichen Informationen. In dieser Form nützen die Namen nur wenig, dafür gibt es (auf Vollständigkeit bedachte) Repertorien oder Datenbanken. Wirklich überzeugend ist hier der Abschnitt über Olivier Messiaen, in dem sich der Autor etwas mehr Zeit nimmt. Mit Zitaten und kurzen Werkbeschreibungen entsteht ein plastisches Bild des Organisten Messiaen.
Unklar bleibt bei der Lektüre, welche "Erfahrungen" Hans Maiers "aus mehr als siebzig Jahren praktischer Tätigkeit als Organist im Nebenamt" in das Buch eingegangen sein sollen. Der technische Aufbau einer Orgel kann es ebenso wenig sein wie die Aufzählung der vielen Komponistennamen. Und gerade an diesem Punkt hätte Hans Maier aus seinem Buch eine persönliche, unverwechselbare Darstellung machen können: Welche Erfahrungen mit den Liturgen und mit der singenden (respektive die Kirche während des Nachspiels verlassenden) Gemeinde macht man denn als Organist? Welche Orgeln oder Orgelbauer mag der Autor ganz besonders und warum? Was genau faszinierte ihn am Spiel Olivier Messiaens, den er in den fünfziger Jahren in Paris als Organist von Gottesdiensten erlebte? Solche und ähnliche persönlichen Ansätze jedoch vermisst man. Stattdessen ist Maier stets darauf bedacht, die historischen Gegebenheiten zur Orgel in eine geordnete Entwicklungslinie zu bringen. Das ist honorig und in einem schlanken Buch über das komplexe Phänomen Orgel wahrscheinlich auch am zweckmäßigsten, verstellt aber die Sicht auf vielfältige Parallelentwicklungen. Wenn Maier etwa den Weg "von den bescheidenen Instrumenten der Frühzeit zu den großen, oft übermächtigen Orgeln des 17. und 18. Jahrhunderts" andeutet, wird außer Acht gelassen, dass schon im Mittelalter große Orgeln gebaut wurden.
Zudem neigt der Autor regelmäßig zu diskussionswürdigen Festlegungen wie: "Der größte deutsche Orgelmeister vor Bach war Dietrich Buxtehude." Hinzu kommen gelegentliche Ungenauigkeiten in der Darstellung, wenn etwa Johann Sebastian Bachs Amtsantritt als Leipziger Thomaskantor auf 1722 vorverlegt und als beruflicher "Abstieg" bezeichnet wird. Bleibt die Frage nach der Zielgruppe: Kirchenmusikern, Musikwissenschaftlern, Organisten und Orgelfans wird dieses Buch kaum Neues bieten. Musikbegeisterte Leser dagegen, die sich nicht aus diesen informierten Kreisen rekrutieren, werden möglicherweise schnell von der Faktenfülle und den vielen Fachbegriffen frustriert sein. Man liest beispielsweise, dass die Orgel ein Element der "musica mundana" sei; weitere Erläuterungen zu diesem philosophischen Terminus folgen aber nicht. Auch zu Begriffen wie "Prinzipalpyramide", "Orgelpunkt", "Schleiflade" oder "Wellenbrett" erfährt man weder im Text noch im knappen, zweiseitigen Glossar Näheres. Vielleicht sollte Hans Maier aus seiner "kleinen" Orgelgeschichte eine "große" machen und darin die Abhandlungen mit persönlichen Gedanken und Thesen erweitern.
BERNHARD SCHRAMMEK
Hans Maier: "Die Orgel". Kleine Geschichte eines
großen Instruments.
C. H. Beck Verlag,
München 2016.
160 S., Abb., br., 16,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hans Maier ordnet die Geschichte der Orgel, verrät aber wenig von seinen Erfahrungen als Organist
Als Elfjähriger begann der heute fünfundachtzig Jahre alte Hans Maier mit dem Orgelspiel und blieb auch als Professor für politische Wissenschaft und bayerischer Staatsminister kirchenmusikalisch aktiv. Niederschlag findet diese lebenslange Leidenschaft jetzt in einem Buch, das der Geschichte des Instruments gewidmet ist. Maier informiert zunächst über den technischen Aufbau einer Orgel, zählt die wichtigsten Register auf und erklärt die Funktionsweise des Instruments. Das gelingt ihm auf wenigen Seiten sehr gut, auch dank eingängiger Metaphern wie "Lunge" für das Windwerk und "Nervensystem" für das Regierwerk.
Es folgt ein Abschnitt über die Orgel als Baukunstwerk, in dem der Autor die Form und Raumposition von Orgelprospekten erörtert. Ergänzt werden die Ausführungen hier durch beispielhafte Abbildungen, freilich nicht gerade in bester Reproduktionsqualität. Das mit Abstand längste Kapitel des Buches ist der Orgelmusik und Orgelkomponisten gewidmet. Da Maier möglichst viele Komponisten unterbringen möchte, gleicht der Text zuweilen einer Namensliste mit sehr kurzen oder auch gar keinen zusätzlichen Informationen. In dieser Form nützen die Namen nur wenig, dafür gibt es (auf Vollständigkeit bedachte) Repertorien oder Datenbanken. Wirklich überzeugend ist hier der Abschnitt über Olivier Messiaen, in dem sich der Autor etwas mehr Zeit nimmt. Mit Zitaten und kurzen Werkbeschreibungen entsteht ein plastisches Bild des Organisten Messiaen.
Unklar bleibt bei der Lektüre, welche "Erfahrungen" Hans Maiers "aus mehr als siebzig Jahren praktischer Tätigkeit als Organist im Nebenamt" in das Buch eingegangen sein sollen. Der technische Aufbau einer Orgel kann es ebenso wenig sein wie die Aufzählung der vielen Komponistennamen. Und gerade an diesem Punkt hätte Hans Maier aus seinem Buch eine persönliche, unverwechselbare Darstellung machen können: Welche Erfahrungen mit den Liturgen und mit der singenden (respektive die Kirche während des Nachspiels verlassenden) Gemeinde macht man denn als Organist? Welche Orgeln oder Orgelbauer mag der Autor ganz besonders und warum? Was genau faszinierte ihn am Spiel Olivier Messiaens, den er in den fünfziger Jahren in Paris als Organist von Gottesdiensten erlebte? Solche und ähnliche persönlichen Ansätze jedoch vermisst man. Stattdessen ist Maier stets darauf bedacht, die historischen Gegebenheiten zur Orgel in eine geordnete Entwicklungslinie zu bringen. Das ist honorig und in einem schlanken Buch über das komplexe Phänomen Orgel wahrscheinlich auch am zweckmäßigsten, verstellt aber die Sicht auf vielfältige Parallelentwicklungen. Wenn Maier etwa den Weg "von den bescheidenen Instrumenten der Frühzeit zu den großen, oft übermächtigen Orgeln des 17. und 18. Jahrhunderts" andeutet, wird außer Acht gelassen, dass schon im Mittelalter große Orgeln gebaut wurden.
Zudem neigt der Autor regelmäßig zu diskussionswürdigen Festlegungen wie: "Der größte deutsche Orgelmeister vor Bach war Dietrich Buxtehude." Hinzu kommen gelegentliche Ungenauigkeiten in der Darstellung, wenn etwa Johann Sebastian Bachs Amtsantritt als Leipziger Thomaskantor auf 1722 vorverlegt und als beruflicher "Abstieg" bezeichnet wird. Bleibt die Frage nach der Zielgruppe: Kirchenmusikern, Musikwissenschaftlern, Organisten und Orgelfans wird dieses Buch kaum Neues bieten. Musikbegeisterte Leser dagegen, die sich nicht aus diesen informierten Kreisen rekrutieren, werden möglicherweise schnell von der Faktenfülle und den vielen Fachbegriffen frustriert sein. Man liest beispielsweise, dass die Orgel ein Element der "musica mundana" sei; weitere Erläuterungen zu diesem philosophischen Terminus folgen aber nicht. Auch zu Begriffen wie "Prinzipalpyramide", "Orgelpunkt", "Schleiflade" oder "Wellenbrett" erfährt man weder im Text noch im knappen, zweiseitigen Glossar Näheres. Vielleicht sollte Hans Maier aus seiner "kleinen" Orgelgeschichte eine "große" machen und darin die Abhandlungen mit persönlichen Gedanken und Thesen erweitern.
BERNHARD SCHRAMMEK
Hans Maier: "Die Orgel". Kleine Geschichte eines
großen Instruments.
C. H. Beck Verlag,
München 2016.
160 S., Abb., br., 16,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Bernhard Schrammek weiß nicht recht, wem er Hans Maiers schmale Abhandlung über die Orgel empfehlen soll. Organisten, Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler werden in den Ausführungen zur Geschichte und Baukunst der Orgel wenig Neues finden, meint der Kritiker. Auch Maiers umfassendes Kapitel zu Orgelmusik und zu Orgelkomponisten hat Schrammek nicht überzeugt: Zu viele Namen, zu viele Fachbegriffe, zu wenig Information, findet er und glaubt, dass orgelbegeisterte Laien während der Lektüre schnell aussteigen werden. Dass Maier kaum etwas über seine persönlichen Erfahrungen, etwa mit Liturgen oder der Gemeinde, erzählt, findet der Rezensent ebenfalls bedauerlich. Das Porträt über den Organisten Olivier Messiaen ist allerdings lehrreich und "plastisch", lobt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine schöne Kulturgeschichte der Orgel"
Johannes Adam, Badische Zeitung, 29. November 2016
Johannes Adam, Badische Zeitung, 29. November 2016