Produktdetails
- Verlag: Hess Uhingen
- 1999.
- Seitenzahl: 490
- Deutsch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 634g
- ISBN-13: 9783873362550
- ISBN-10: 3873362554
- Artikelnr.: 08746938
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.2001Glauben und Pflichten
KRIEGSTAGEBUCH. Der Autor hat der Versuchung widerstanden, das Kriegstagebuch, das er als Truppensanitäter und Schreibstubenführer in der Ost-Reiterschwadron 299 von März 1942 bis November 1943 führte, nach heutigen Einsichten zu korrigieren. Aufstellung, Einsätze, Schwierigkeiten und Auflösung eines "Kampfverbandes aus Landeseinwohnern" werden geschildert. Als sprachenkundiger Priesteramtskandidat, der von der katholischen Jugendbewegung geprägt ist, wird der 23 Jahre alte Gefreite zum Verbindungsmann und oft auch zum Dolmetscher zwischen den Legionären und den Wehrmachtsinstanzen. Die Erfahrungen mit den russischen Menschen, die er in seiner Truppe und im Kontakt mit der Zivilbevölkerung macht, reichen von hoher Anerkennung für deren Hilfsbereitschaft bis zu tiefer Verachtung wegen Trunksucht und Unzuverlässigkeit. Erstaunlich ist es, daß die Sorgen um Quartier und Verpflegung, der Kampf mit den Unbilden des Klimas und den allgegenwärtigen Partisanen ihm und seinen russischen Partnern noch Raum lassen zu Grundsatzdiskussionen über "das alte Thema: Rußland - Deutschland". Er bemüht sich um Verständnis für die Anliegen und Gefühle der nichtdeutschen Angehörigen der Wehrmacht. Die Multinationalität seiner Einheit übt eine starke Faszination auf ihn aus, so daß er keine Schwierigkeit darin sieht, russische Offiziere in deutscher Uniform zu haben, "Ehrenbezeugung und zackige Meldung wie beim deutschen Vorgesetzten" zu leisten. Rückhalt und Kraftquelle inmitten der Verrohung des Krieges ist ihm die Berufung zum Priestertum. Die seltenen Gelegenheiten zum Gottesdienst erscheinen ihm wie Oasen in der Wüste. "Mag stehen oder fallen, was will, selbst die größte Enttäuschung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das regnum Dei wachsen wird, so oder so . . . als miles Christi ziehe ich hinaus." Mehr als über interessante Einzelheiten einer Fremdenlegion des "Dritten Reiches" gibt das Buch Aufschluß über die Haltung eines katholischen Theologiestudenten, der seine Glaubensideale mit den Pflichten eines Wehrmachtssoldaten in Einklang zu bringen versucht. Für die wahrheitsgemäße Einschätzung der Kriegsgeneration ist es ein großer Gewinn, daß der Autor - nunmehr pensionierter Pfarrer - die Energie und den Mut gefunden hat, sein Kriegstagebuch ungeschönt zu veröffentlichen. Die Ergänzungen aus den Akten des Bundes-Militärarchivs erhöhen die Authentizität des vorliegenden Buches. (Alfred Mann: Die Ost-Reiterschwadron 299. Gerhard Hess Verlag, Ulm 2000. 490 Seiten, 36,- DM.)
ADOLF HAMPEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
KRIEGSTAGEBUCH. Der Autor hat der Versuchung widerstanden, das Kriegstagebuch, das er als Truppensanitäter und Schreibstubenführer in der Ost-Reiterschwadron 299 von März 1942 bis November 1943 führte, nach heutigen Einsichten zu korrigieren. Aufstellung, Einsätze, Schwierigkeiten und Auflösung eines "Kampfverbandes aus Landeseinwohnern" werden geschildert. Als sprachenkundiger Priesteramtskandidat, der von der katholischen Jugendbewegung geprägt ist, wird der 23 Jahre alte Gefreite zum Verbindungsmann und oft auch zum Dolmetscher zwischen den Legionären und den Wehrmachtsinstanzen. Die Erfahrungen mit den russischen Menschen, die er in seiner Truppe und im Kontakt mit der Zivilbevölkerung macht, reichen von hoher Anerkennung für deren Hilfsbereitschaft bis zu tiefer Verachtung wegen Trunksucht und Unzuverlässigkeit. Erstaunlich ist es, daß die Sorgen um Quartier und Verpflegung, der Kampf mit den Unbilden des Klimas und den allgegenwärtigen Partisanen ihm und seinen russischen Partnern noch Raum lassen zu Grundsatzdiskussionen über "das alte Thema: Rußland - Deutschland". Er bemüht sich um Verständnis für die Anliegen und Gefühle der nichtdeutschen Angehörigen der Wehrmacht. Die Multinationalität seiner Einheit übt eine starke Faszination auf ihn aus, so daß er keine Schwierigkeit darin sieht, russische Offiziere in deutscher Uniform zu haben, "Ehrenbezeugung und zackige Meldung wie beim deutschen Vorgesetzten" zu leisten. Rückhalt und Kraftquelle inmitten der Verrohung des Krieges ist ihm die Berufung zum Priestertum. Die seltenen Gelegenheiten zum Gottesdienst erscheinen ihm wie Oasen in der Wüste. "Mag stehen oder fallen, was will, selbst die größte Enttäuschung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das regnum Dei wachsen wird, so oder so . . . als miles Christi ziehe ich hinaus." Mehr als über interessante Einzelheiten einer Fremdenlegion des "Dritten Reiches" gibt das Buch Aufschluß über die Haltung eines katholischen Theologiestudenten, der seine Glaubensideale mit den Pflichten eines Wehrmachtssoldaten in Einklang zu bringen versucht. Für die wahrheitsgemäße Einschätzung der Kriegsgeneration ist es ein großer Gewinn, daß der Autor - nunmehr pensionierter Pfarrer - die Energie und den Mut gefunden hat, sein Kriegstagebuch ungeschönt zu veröffentlichen. Die Ergänzungen aus den Akten des Bundes-Militärarchivs erhöhen die Authentizität des vorliegenden Buches. (Alfred Mann: Die Ost-Reiterschwadron 299. Gerhard Hess Verlag, Ulm 2000. 490 Seiten, 36,- DM.)
ADOLF HAMPEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Adolf Hampel weiß es überaus zu schätzen, dass der Autor hier "ungeschönt" sein Kriegstagebuch veröffentlicht, das aus seiner Zeit in der Ost-Reiterschwadron 299 von März 1942 bis November 1943 stammt. Mann war, wie der Leser erfährt, damals Priesteranwärter und im Reiterschwadron vor allem als Vermittler und Übersetzer tätig. Interessant findet Hampel an diesen Aufzeichnungen vor allem Manns ehrliche Äußerungen über die russische Bevölkerung, bei der er einerseits große Hilfsbereitschaft anerkennt, sich jedoch auch maßlos über "Trunksucht und Unzuverlässigkeit" empört. Dass Mann mit seinen russischen Partnern - trotz Kriegshandlungen, Versorgungs- und Klimaproblemen - auch immer noch Zeit fand, über 'das alte Thema: Russland -Deutschland' zu sprechen, gehört für Hampel zu den Überraschungen des Bandes. Insgesamt ist es neben vielen Einzelheiten "ein großer Gewinn", so Hampel, diese Aufzeichnungen zu lesen, weil das Buch helfe, "eine wahrheitsgemäße Einschätzung der Kriegsgeneration" zu entwickeln.
© Perlentaucher Medien GmbH
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