In moderner, poetischer Sprache erzählt die Autorin auf der Grundlage der Evangelien die Geschichte Jesu von der Ankunft in Jerusalem bis zur Himmelfahrt neu. Eine Geschichte von Treue und Verrat, Tod und Wiederauferstehung, Trauer und Hoffnung. Ihre Dramatik findet sich in den Bildern des italienischen Renaissancemalers Fra Angelico wieder, die die Geschichte begleiten, aber über die Vorlage hinaus gehen.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Geraldine Elschners "Ostergeschichte" kann Rezensent Dieter Bartetzko mit bestem Gewissen die Prädikate "zeitgemäß" und "kindgerecht" verleihen. Denn der Kinderbuchautorin gelinge es auf brillante Weise in schlichter und verständnisvoller Sprache Kindern die Leidensgeschichte Jesu näherzubringen, urteilt der Kritiker, der hier noch einmal die wichtigsten, aus der Perspektive Marias erzählten Eckdaten vom Einzug des Messias in Jerusalem bis zum Kreuzestod nachliest. Darüber hinaus betrachtet er ganz verzaubert die faszinierenden Gemälde Fra Angelicos, die seiner Meinung aus dem Buch eine "Kostbarkeit fürs Auge" machen. "Respektvoller" und besser kann man Kinder nicht an die Glaubensfrage und die Grundlagen unserer Kultur heranführen, lobt Bartetzko.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2013Mit Fra Angelico in die Karwoche
Wer die Grundlagen unserer Kultur an Kinder weitergibt, darf sie nicht verwässern - schon gar nicht die Passion. Géraldine Elschner stellt sich der Aufgabe mit Bravour.
Sitzet zur Rechten Gottes. Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten." Welche Kraft doch von dieser Formel des Glaubensbekenntnisses ausgeht, welche Würde liegt in Worten wie "von dannen". In der Wendung durchdringen sich bedeutungsvolle Rätsel - die Ungewissheit, wann dies letzte Gericht eintreten, von wo Christus als Weltenrichter erscheinen und wie er urteilen wird. Nur eines steht felsenfest: die Ruhe, die von diesen Sätzen ausstrahlt, die Geborgenheit, die, jenseits von Glauben oder Skepsis, ein Wortlaut übermittelt, den schon zahllose Generationen vor uns ausgesprochen haben.
"Von dort wird er wiederkommen" heißt die neue, dem heutigen Alltagsduktus angepasste Fassung. Ihr fehlen Kraft und Zauber der alten. Die gleiche, wenn nicht eine noch gravierendere Schwächung wie das Glaubensbekenntnis erleben derzeit die Erzählungen der Brüder Grimm, Wilhelm Hauffs oder Heinrich Hoffmanns, die der aktuelle Entschärfungs- und Korrektheitsfuror auf der Suche nach vermeintlich zu grausamen oder diskriminierenden Wendungen durchkämmt. Märchen und Kindererzählungen, kurzum: der kulturelle Urgrund, den wir unseren Kindern übermitteln, werden entzaubert und verwässert. Mit gemischten Gefühlen greift man deshalb nach Géraldine Elschners Nacherzählung der Ostergeschichte. Ein neuer Versuch, die vielleicht wichtigste, erschütterndste Leidensgeschichte der Menschheit modern kindgerecht, will sagen: verharmlost, veralltäglicht wiederzugeben? Schon rasch ist man erleichtert: Elschner, Übersetzerin und Autorin von Kinderbüchern, erzählt schlicht, schnörkellos, auf den Punkt. Aus der Perspektive Marias, Jesu Mutter, beginnt sie mit dem Einzug des Messias in Jerusalem, nimmt mit dem Bericht über die Vertreibung der Händler aus dem Tempel, das letzte Abendmahl, Verhaftung, Verurteilung und Kreuzestod sowie Auferstehung die Position eines Augenzeugen ein und wechselt zuletzt wieder in die Perspektive der Mutter, die, von Trauer und Schmerz erlöst, die Himmelfahrt ihres Sohnes mit der Gewissheit erlebt, ihn im Jenseits wiederzusehen.
Ehe man vorliest, sollte man die Passionsgeschichte im Neuen Testament noch einmal konsultieren. Denn Elschners knappe Zusammenfassungen der biblischen Schlüsselszenen werden bei den Kindern Fragen auslösen: Warum jagte Jesus die Händler aus dem Tempel? Warum verriet ihn Judas, ausgerechnet mit einem Kuss? Die vielleicht wichtigste Frage aber wird sein, weshalb es in diesem Buch heißt: "Unter einem pechschwarzen Himmel starb der Mann, den man Sohn Gottes nannte." Mit diesem Satz legt Elschner die Entscheidung, ob Jesus Gott gewesen ist, in die Hände der Eltern und Kinder. Eine riesige Verantwortung, aber auch die respektvollste, schonendste Form, Kinder auf die entscheidende Glaubensfrage hinzuführen. Wenn etwas die Prädikate "zeitgemäß" und "kindgerecht" verdient, dann diese diskrete Form des vorschlagenden Erzählens.
Ein Glücksfall sind die Gemälde Fra Angelicos, die aus dem Buch eine Kostbarkeit fürs Auge machen: bannende Farben, geradezu magische Landschaften, Bauten, Kleider und Gesichter. Sie öffnen Fenster in eine zugleich geheimnisvolle und vertraute Vergangenheit. Ihre Faszination hält nicht nur Schritt mit den Wunderwelten der gängigen Computerspiele, sondern übertrifft sie mühelos. Wie viel nicht nur über das Zentralgeschehen und die Kerngestalten des Christentums, sondern auch über die Antike und das Spätmittelalter, also über die gesamte Kulturgeschichte Europas, lässt sich an Fra Angelicos Bildern erklären. Und wie viel zusätzliche spannende Erzählungen halten sie bereit: der mandelförmige schwarze Hintergrund beispielsweise, vor dem der Maler den auferstehenden Christus zeigt. Auf samtigem Schwarz sind, leuchtend wie Edelsteine und schwerelos wie Halluzinationen, Köpfe und gestikulierende Hände wiedergegeben. Man erkennt die Magd, die den panischen Petrus fragt, ob nicht auch er einer der Gefolgsleute des verhafteten Nazareners sei, sieht Judas verzweifelt und hasserfüllt den schmerzlich lächelnden Jesus küssen, betrachtet, von Mitleid und Grauen bewegt, einen rotbackigen Lausbub, der den unter der Folter zusammenzuckenden Erlöser bespuckt, und kann bei der Himmelfahrtsszene rätseln, ob bei den Aposteln Freude oder Abschiedsschmerz überwiegt. Wer dies Buch mit seinen Kindern liest und betrachtet, übermittelt ihnen die Grundlagen unserer Kultur - und braucht beim nächsten Museumsbesuch kein Quengeln zu befürchten.
DIETER BARTETZKO.
Géraldine Elschner: "Die Ostergeschichte".
Mit Bildern von Fra Angelico. Michael Neugebauer Edition, Bargteheide 2013. 48 S., geb., 13,95 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer die Grundlagen unserer Kultur an Kinder weitergibt, darf sie nicht verwässern - schon gar nicht die Passion. Géraldine Elschner stellt sich der Aufgabe mit Bravour.
Sitzet zur Rechten Gottes. Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten." Welche Kraft doch von dieser Formel des Glaubensbekenntnisses ausgeht, welche Würde liegt in Worten wie "von dannen". In der Wendung durchdringen sich bedeutungsvolle Rätsel - die Ungewissheit, wann dies letzte Gericht eintreten, von wo Christus als Weltenrichter erscheinen und wie er urteilen wird. Nur eines steht felsenfest: die Ruhe, die von diesen Sätzen ausstrahlt, die Geborgenheit, die, jenseits von Glauben oder Skepsis, ein Wortlaut übermittelt, den schon zahllose Generationen vor uns ausgesprochen haben.
"Von dort wird er wiederkommen" heißt die neue, dem heutigen Alltagsduktus angepasste Fassung. Ihr fehlen Kraft und Zauber der alten. Die gleiche, wenn nicht eine noch gravierendere Schwächung wie das Glaubensbekenntnis erleben derzeit die Erzählungen der Brüder Grimm, Wilhelm Hauffs oder Heinrich Hoffmanns, die der aktuelle Entschärfungs- und Korrektheitsfuror auf der Suche nach vermeintlich zu grausamen oder diskriminierenden Wendungen durchkämmt. Märchen und Kindererzählungen, kurzum: der kulturelle Urgrund, den wir unseren Kindern übermitteln, werden entzaubert und verwässert. Mit gemischten Gefühlen greift man deshalb nach Géraldine Elschners Nacherzählung der Ostergeschichte. Ein neuer Versuch, die vielleicht wichtigste, erschütterndste Leidensgeschichte der Menschheit modern kindgerecht, will sagen: verharmlost, veralltäglicht wiederzugeben? Schon rasch ist man erleichtert: Elschner, Übersetzerin und Autorin von Kinderbüchern, erzählt schlicht, schnörkellos, auf den Punkt. Aus der Perspektive Marias, Jesu Mutter, beginnt sie mit dem Einzug des Messias in Jerusalem, nimmt mit dem Bericht über die Vertreibung der Händler aus dem Tempel, das letzte Abendmahl, Verhaftung, Verurteilung und Kreuzestod sowie Auferstehung die Position eines Augenzeugen ein und wechselt zuletzt wieder in die Perspektive der Mutter, die, von Trauer und Schmerz erlöst, die Himmelfahrt ihres Sohnes mit der Gewissheit erlebt, ihn im Jenseits wiederzusehen.
Ehe man vorliest, sollte man die Passionsgeschichte im Neuen Testament noch einmal konsultieren. Denn Elschners knappe Zusammenfassungen der biblischen Schlüsselszenen werden bei den Kindern Fragen auslösen: Warum jagte Jesus die Händler aus dem Tempel? Warum verriet ihn Judas, ausgerechnet mit einem Kuss? Die vielleicht wichtigste Frage aber wird sein, weshalb es in diesem Buch heißt: "Unter einem pechschwarzen Himmel starb der Mann, den man Sohn Gottes nannte." Mit diesem Satz legt Elschner die Entscheidung, ob Jesus Gott gewesen ist, in die Hände der Eltern und Kinder. Eine riesige Verantwortung, aber auch die respektvollste, schonendste Form, Kinder auf die entscheidende Glaubensfrage hinzuführen. Wenn etwas die Prädikate "zeitgemäß" und "kindgerecht" verdient, dann diese diskrete Form des vorschlagenden Erzählens.
Ein Glücksfall sind die Gemälde Fra Angelicos, die aus dem Buch eine Kostbarkeit fürs Auge machen: bannende Farben, geradezu magische Landschaften, Bauten, Kleider und Gesichter. Sie öffnen Fenster in eine zugleich geheimnisvolle und vertraute Vergangenheit. Ihre Faszination hält nicht nur Schritt mit den Wunderwelten der gängigen Computerspiele, sondern übertrifft sie mühelos. Wie viel nicht nur über das Zentralgeschehen und die Kerngestalten des Christentums, sondern auch über die Antike und das Spätmittelalter, also über die gesamte Kulturgeschichte Europas, lässt sich an Fra Angelicos Bildern erklären. Und wie viel zusätzliche spannende Erzählungen halten sie bereit: der mandelförmige schwarze Hintergrund beispielsweise, vor dem der Maler den auferstehenden Christus zeigt. Auf samtigem Schwarz sind, leuchtend wie Edelsteine und schwerelos wie Halluzinationen, Köpfe und gestikulierende Hände wiedergegeben. Man erkennt die Magd, die den panischen Petrus fragt, ob nicht auch er einer der Gefolgsleute des verhafteten Nazareners sei, sieht Judas verzweifelt und hasserfüllt den schmerzlich lächelnden Jesus küssen, betrachtet, von Mitleid und Grauen bewegt, einen rotbackigen Lausbub, der den unter der Folter zusammenzuckenden Erlöser bespuckt, und kann bei der Himmelfahrtsszene rätseln, ob bei den Aposteln Freude oder Abschiedsschmerz überwiegt. Wer dies Buch mit seinen Kindern liest und betrachtet, übermittelt ihnen die Grundlagen unserer Kultur - und braucht beim nächsten Museumsbesuch kein Quengeln zu befürchten.
DIETER BARTETZKO.
Géraldine Elschner: "Die Ostergeschichte".
Mit Bildern von Fra Angelico. Michael Neugebauer Edition, Bargteheide 2013. 48 S., geb., 13,95 [Euro]. Ab 6 J.
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