Die Stimmscherben des Ostrakismos geben Einblick in einen außergewöhnlichen Aspekt der antiken Rechtsgeschichte. Beim stark ritualisierten Scherbengericht konnten die Athener des 5. Jahrhunderts v. Chr. einmal im Jahr einen Mitbürger für zehn Jahre verbannen. Das traf so bedeutende Persönlichkeiten wie Aristeides, Themistokles oder Kimon.
Abgestimmt wurde mit Scherben (óstraka), die überwiegend von den Teilnehmern an der Ostrakophorie selbst gestellt und beschriftet wurden. Bis 1966 waren 1658 solche Stimmscherben bekannt. Dann stellte ein Depotfund von rund 9000 Ostraka im Kerameikos die Forschung auf eine neue Grundlage. Sie werden hier erstmals vollständig vorgelegt, zusammen mit den älteren, teilweise bereits publizierten Funden aus dem Kerameikos. Der Schwerpunkt liegt auf der Materialvorlage in Text, Beschreibung und Abbildung, systematische Aspekte der Auswertung werden angerissen und erschließen den Katalog.
Eine Besonderheit des Hortfundes ist seine Geschlossenheit, die sich durch zahlreiche Anpassungen und andere Verbindungen zwischen verschiedenen Stimmscherben belegen lässt. Zusammen mit der wahrscheinlichen Datierung ins Jahr 471 v. Chr. ergeben sich viele Ansatzpunkte für eine große Bandbreite von Fragestellungen: zur Führungsschicht, zum Ablauf des Verfahrens selbst, zur Verbreitung der Schriftlichkeit und zur Schriftentwicklung oder zu sprachlichen Phänomenen im Bereich der Morphologie oder Phonetik. Ein neuer Fixpunkt ergibt sich für die Chronologie der Gebrauchskeramik, denn die verwendeten Scherben stammen von allen wichtigen Gefäßtypen. Der bewusste Umgang mit Schrift und Schreibfläche läßt Rückschlüsse auf das ästhetische Empfinden in der breiten Bürgerschaft zu. Einzelne Scherben enthalten Zusatzinformationen über die eigentliche Nennung des Namens hinaus, etwa Zusatztexte oder die bewusste Auswahl der Scherbe, und beleuchten so die Intention der 'Wähler' und die politische Diskussion dieser Zeit.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Abgestimmt wurde mit Scherben (óstraka), die überwiegend von den Teilnehmern an der Ostrakophorie selbst gestellt und beschriftet wurden. Bis 1966 waren 1658 solche Stimmscherben bekannt. Dann stellte ein Depotfund von rund 9000 Ostraka im Kerameikos die Forschung auf eine neue Grundlage. Sie werden hier erstmals vollständig vorgelegt, zusammen mit den älteren, teilweise bereits publizierten Funden aus dem Kerameikos. Der Schwerpunkt liegt auf der Materialvorlage in Text, Beschreibung und Abbildung, systematische Aspekte der Auswertung werden angerissen und erschließen den Katalog.
Eine Besonderheit des Hortfundes ist seine Geschlossenheit, die sich durch zahlreiche Anpassungen und andere Verbindungen zwischen verschiedenen Stimmscherben belegen lässt. Zusammen mit der wahrscheinlichen Datierung ins Jahr 471 v. Chr. ergeben sich viele Ansatzpunkte für eine große Bandbreite von Fragestellungen: zur Führungsschicht, zum Ablauf des Verfahrens selbst, zur Verbreitung der Schriftlichkeit und zur Schriftentwicklung oder zu sprachlichen Phänomenen im Bereich der Morphologie oder Phonetik. Ein neuer Fixpunkt ergibt sich für die Chronologie der Gebrauchskeramik, denn die verwendeten Scherben stammen von allen wichtigen Gefäßtypen. Der bewusste Umgang mit Schrift und Schreibfläche läßt Rückschlüsse auf das ästhetische Empfinden in der breiten Bürgerschaft zu. Einzelne Scherben enthalten Zusatzinformationen über die eigentliche Nennung des Namens hinaus, etwa Zusatztexte oder die bewusste Auswahl der Scherbe, und beleuchten so die Intention der 'Wähler' und die politische Diskussion dieser Zeit.
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"Brenne hat ein Mammutwerk vorgelegt, das der Multidimensionalität des Materials gerecht wird und mit großer Sorgfalt erstellt ist. Steile Thesen zum Ostrakismos bringt er nicht vor, er definiert als "das primäre Ziel, weiterführende Untersuchungen zu unterstützen" (XVII), und dieses Ziel hat er in vollem Umfang erreicht. Wer sich für Sprache und Schrift im klassischen Athen interessiert, wird an dieser Publikation nicht vorbeikommen, vor allem aber werden alle künftigen Thesen zum Ostrakismos daran messen lassen müssen, ob sie die von Brenne vorgelegten Befunde zu integrieren vermögen."
Von Christian Mann
In: http://www.sehepunkte.de/2019/07/druckfassung/32425.html am 25.07.2019
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"Scholars have waited half a century for this publication, and it is the fruit of more than two decades of labour for Stefan Brenne himself; what we have here fulfils even the most exalted expectations. (...) Different readers will no doubt take home different messages from seeing this massive collection of ostraka together, and find different features striking. For me, Brenne's thorough examination of the nature of the sherds used is particularly notable, revealing the way in which Athenians really did use any scrap of pottery going (some perhaps more than once, as one finds the same sherd with more than one name written on it).(...) Ostracism has always been a fascinating institution, and the ostraka have always promised to take us to the heart of democracy in action. This publication only makes ostracism more fascinating and the sense of being there as ordinary Athenians engaged in democratic politics still stronger."
Von Robin Osborne
In: Bonner Jahrbuch 220 (2020), S. 519-521
Von Christian Mann
In: http://www.sehepunkte.de/2019/07/druckfassung/32425.html am 25.07.2019
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"Scholars have waited half a century for this publication, and it is the fruit of more than two decades of labour for Stefan Brenne himself; what we have here fulfils even the most exalted expectations. (...) Different readers will no doubt take home different messages from seeing this massive collection of ostraka together, and find different features striking. For me, Brenne's thorough examination of the nature of the sherds used is particularly notable, revealing the way in which Athenians really did use any scrap of pottery going (some perhaps more than once, as one finds the same sherd with more than one name written on it).(...) Ostracism has always been a fascinating institution, and the ostraka have always promised to take us to the heart of democracy in action. This publication only makes ostracism more fascinating and the sense of being there as ordinary Athenians engaged in democratic politics still stronger."
Von Robin Osborne
In: Bonner Jahrbuch 220 (2020), S. 519-521