Teile der Kontinente enthalten trotz mehrfacher Umgestaltung durch die Plattentektonik noch Informationen über das initiale Stadium der Abkühlung des Planeten Erde. Im Gegensatz dazu ist in den Ozeanplatten die Geodynamik der Erde aufgezeichnet, wie sie sich in dem geologisch kurzen Zeitraum von 150 MA zwischen ihrem Entstehen an den mittelozeanischen Rücken bis zur Verschluckung in Subduktionszonen abspielt. Beim Studium der ozeanischen Rücken untersucht man den Antriebsmechanismus der geodynamischen Prozesse, die in der Erde ablaufen. Die Besonderheit dieses Buches liegt in der fruchtbringenden Verknüpfung von neuesten ozeanographischen Daten mit denen von Ophiolithen, die heute auf den Kontinenten befindlich, von ehemaligen Ozeanböden abgeschürft wurden. Dadurch entsteht das Bild von glutflüssigen untermeerischen Gebirgen, die immer wieder aufs neue junge Ozeanböden entstehen lassen. Das Buch ist vor allem für Studenten und Wissenschaftler der Geowissenschaften geschrieben. Esist aber auch für ein breiteres Publikum geeignet, da der leicht verständliche Text durch zahlreiche meist farbige Abbildungen illustriert wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.1995Feuerberge im Ozean
Umständliches über die Vulkankette unter dem Meeresspiegel
Auf den Kontinenten und Inseln der Erde gibt es ungefähr sechshundert aktive Vulkane, von denen in jedem Jahr etwa fünfzig ausbrechen. Obwohl diese Zahl imposant erscheint, spielt sich an diesen "Landvulkanen" aber nur ein kleiner Teil der vulkanischen Aktivität der Erde ab. Die wichtigsten Vulkane liegen nämlich in einer Vulkankette unter dem Meeresspiegel, die sich nahezu ununterbrochen über mehr als 70000 Kilometer als Gebirgsrücken durch alle Weltmeere zieht. Diese Vulkane unter dem Meer sind der Motor der Plattentektonik, denn ihre Aktivität sorgt für die unaufhörliche Drift der kontinentgroßen Platten der Erdkruste. Weil die Lava der Vulkane der ozeanischen Rücken ständig neue Erdkruste erzeugt, sind die untermeerischen Feuerberge von großem geologischen Interesse. Sie erlauben außerdem einen einzigartigen geologischen Einblick in den Erdmantel.
Von einem Buch, dessen Autor sich das Ziel gesetzt hat, diese Art von Vulkanismus verständlich zu beschreiben, sollte man deshalb eine interessante Darstellung jener gewaltigen Prozesse der Natur erwarten, die sich täglich in den tiefen Gewässern von Atlantik, Pazifik und den anderen Meeren abspielen. Die Entdeckung und Erforschung der untermeerischen Vulkane ist nämlich eines der spannendsten Kapitel der Geowissenschaften der letzten zwanzig Jahre. Diesem Anspruch wird das kürzlich erschienene Buch "Die Ozeanischen Rücken" des französischen Geologen Adolphe Nicolas allerdings nicht gerecht. Das liegt vor allem an dem gewählten Sprachstil mit langen, sich im Inhalt sogar häufig wiederholenden Schachtelsätzen. Das macht das Lesen äußerst mühsam und läßt jene interessanten Beobachtungen verblassen, die Nicolas als selbst an der Erforschung der ozeanischen Rücken beteiligter Wissenschaftler hätte erzählen können. Der Übersetzer aus dem Französischen und das Lektorat hätten der arg professoralen Stil erheblich straffen sollen. HORST RADEMACHER
Adolphe Nicolas: "Die Ozeanischen Rücken". Gebirge unter dem Meer. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1995. XVII, 200 S., 92 Farb- u. S/W-Abb., geb., 58,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Umständliches über die Vulkankette unter dem Meeresspiegel
Auf den Kontinenten und Inseln der Erde gibt es ungefähr sechshundert aktive Vulkane, von denen in jedem Jahr etwa fünfzig ausbrechen. Obwohl diese Zahl imposant erscheint, spielt sich an diesen "Landvulkanen" aber nur ein kleiner Teil der vulkanischen Aktivität der Erde ab. Die wichtigsten Vulkane liegen nämlich in einer Vulkankette unter dem Meeresspiegel, die sich nahezu ununterbrochen über mehr als 70000 Kilometer als Gebirgsrücken durch alle Weltmeere zieht. Diese Vulkane unter dem Meer sind der Motor der Plattentektonik, denn ihre Aktivität sorgt für die unaufhörliche Drift der kontinentgroßen Platten der Erdkruste. Weil die Lava der Vulkane der ozeanischen Rücken ständig neue Erdkruste erzeugt, sind die untermeerischen Feuerberge von großem geologischen Interesse. Sie erlauben außerdem einen einzigartigen geologischen Einblick in den Erdmantel.
Von einem Buch, dessen Autor sich das Ziel gesetzt hat, diese Art von Vulkanismus verständlich zu beschreiben, sollte man deshalb eine interessante Darstellung jener gewaltigen Prozesse der Natur erwarten, die sich täglich in den tiefen Gewässern von Atlantik, Pazifik und den anderen Meeren abspielen. Die Entdeckung und Erforschung der untermeerischen Vulkane ist nämlich eines der spannendsten Kapitel der Geowissenschaften der letzten zwanzig Jahre. Diesem Anspruch wird das kürzlich erschienene Buch "Die Ozeanischen Rücken" des französischen Geologen Adolphe Nicolas allerdings nicht gerecht. Das liegt vor allem an dem gewählten Sprachstil mit langen, sich im Inhalt sogar häufig wiederholenden Schachtelsätzen. Das macht das Lesen äußerst mühsam und läßt jene interessanten Beobachtungen verblassen, die Nicolas als selbst an der Erforschung der ozeanischen Rücken beteiligter Wissenschaftler hätte erzählen können. Der Übersetzer aus dem Französischen und das Lektorat hätten der arg professoralen Stil erheblich straffen sollen. HORST RADEMACHER
Adolphe Nicolas: "Die Ozeanischen Rücken". Gebirge unter dem Meer. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg/New York 1995. XVII, 200 S., 92 Farb- u. S/W-Abb., geb., 58,- DM.
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