Kürzlich hatte ich den archäologischen Peloponnes-Reiseführer von Patrick Schollmeyer durchgearbeitet und dabei waren mir einige Mängel aufgefallen (s. meine Rezension). Maximilian Rönnberg gleicht in „Die Peloponnes“ nicht nur diese Mängel aus, sondern setzt in Umfang und Eindringtiefe neue
Maßstäbe. Zunächst vermittelt er einen gründlichen und ausgewogenen summarischen Abriss der Geschichte von…mehrKürzlich hatte ich den archäologischen Peloponnes-Reiseführer von Patrick Schollmeyer durchgearbeitet und dabei waren mir einige Mängel aufgefallen (s. meine Rezension). Maximilian Rönnberg gleicht in „Die Peloponnes“ nicht nur diese Mängel aus, sondern setzt in Umfang und Eindringtiefe neue Maßstäbe. Zunächst vermittelt er einen gründlichen und ausgewogenen summarischen Abriss der Geschichte von der Steinzeit bis in die Spätantike, was gleichzeitig auch den zeitlichen Rahmen der Fundstätten setzt. Daran schließt sich eine Empfehlungsliste für Reisende an, die sich speziell für eine der Epochen interessieren, was in der Tat hilfreich ist, da das Kapitel mit den Ortsbeschreibungen ausgesprochen umfangreich ist.
Gegliedert ist das Buch nach den historischen Regionen der Peloponnes, die sich im Lauf der Geschichte zwar immer wieder leicht verschoben haben, was aber für die Übersicht ohne Bedeutung ist. Am Beginn eines jeden Kapitels befindet sich jeweils eine Übersichtskarte, in der alle beschriebenen Lokalitäten je nach Bedeutung unterschiedlich farbig markiert sind, was eine erste Vorauswahl erlaubt, insbesondere wenn man nur die Top-Sehenswürdigkeiten besuchen möchte.
Die archäologischen Stätten werden immer nach dem gleichen Muster bearbeitet: Zunächst gibt es eine kurze Wegbeschreibung, die auch lokale Wegweiser berücksichtigt und ggf. den Zustand der Straßen beschreibt. Sollten die Fundstätten schlecht zugänglich oder mangelhaft ausgeschildert sein, werden Geokoordinaten mitgeliefert. Ein GPS mit Kartenfunktion ist daher hilfreich, wenn man weniger besuchte Lokalitäten auf dem Plan hat.
Als nächstes beschreibt Maximilian Rönnberg die jeweilige Befundsituation und ordnet sie fachkundig archäologisch und historisch ein, wobei er auch die wichtigsten Grabungskampagnen erwähnt. Nahezu alle Stätten haben entweder beigefügte Pläne oder Fotos (oder beides), um einen Eindruck von der Situation am Ort zu vermitteln. Bei weitläufigen Arealen geht man mit dem Autor auf einer „geführten“ Tour durchs Gelände und kann sich so orientieren. Zum Schluss erfährt man noch, ob der Ort frei zugänglich ist oder Eintritt kostet, wobei sinnvollerweise keine spezifischen Eintrittspreise genannt werden (die ändern sich laufend), sondern Preiskategorien. Bei bedeutenden Stätten wären Weblinks hilfreich gewesen, aber die ändern sich wahrscheinlich auch oft und sind außerdem schnell recherchiert.
Der berühmte Reisebericht des Römers Pausanias aus dem 2. Jahrhundert fließt insofern in die Beschreibungen ein, als dass identifizierbare Gebäude(reste), die er erwähnt, behandelt werden. Die kulturellen Sitten und Bräuche der damaligen Bewohner, sowie Sagen und Mythen werden dagegen nicht nacherzählt, sondern es gibt nur eine Referenz auf das jeweilige Kapitel bei Pausanias.
Im Anhang findet sich ein Glossar und ein Ortsregister. Die weiterführende Literatur hilft allerdings nur Lesern, die entweder hervorragend Englisch oder Griechisch sprechen.
Das Buch ist kein klassischer Reiseführer, der den Leser vor Ort mit allen reisetechnischen Details versorgt, sondern ein qualifiziertes Recherchehilfsmittel, um eine Reise zu Hause zu planen und Besuche sinnvoll zu priorisieren. Dafür ist der Band fachlich sehr aktuell, berücksichtigt neueste Erkenntnisse und wurde vor Ort überprüft. In dieser fast enzyklopädischen Vollständigkeit gibt es nichts Vergleichbares auf dem deutschen Buchmarkt und insbesondere für Freunde abseits gelegener, selten besuchter archäologischer Stätten ist der Band ein absolutes Muss.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)