JH und Sarah haben sich über eine Dating-App kennengelernt und verabreden sich regelmäßig zum virtuellen Sex vor dem Bildschirm. Was als unverbindlicher erotischer Kontakt gedacht ist, wird für JH bald zur Obsession: Er ist besessen von dem Wunsch, Sarah zu treffen, und versucht immer wieder, sie zu einem realen Date zu überreden. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Verführungsspiel, das in einem Enthaltsamkeitsmarathon gipfelt.Liebe in Zeiten der Hypervernetzung: Florent Ruppert und Jérôme Mulot spielen gewandt mit visuellen Metaphern statt mit sexueller Deutlichkeit. In ihrem Comic "Die Perineum-Technik" verhandeln sie Themen wie Sexpositivity, Libertinage und sexuelle Maßlosigkeit in einer Welt von jederzeit verfügbarem unverbindlichem Sex.
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buecher-magazin.deDas Perineum, das vorweg, ist das Niemandsland zwischen den äußeren Geschlechtsorganen und dem Anus. Die Perineum-Technik soll es Menschen mit Penissen erlauben, den Orgasmus vom Samenerguss zu trennen, sodass multiple Orgasmen möglich sind. Diese Methode wird JH, unserem Protagonisten, von Sarah ans Herz gelegt. Er hat sie auf okcupid kennengelernt, vor einer Woche schon, und seitdem haben sie fast jeden Tag Sex gehabt. Nicht von Angesicht zu Angesicht –Sarah „will nicht zerstückelt werden und in ein paar Müllsäcken enden“ –, sondern über ihre Laptop-Kameras. Den Sex und das Internet stellen Ruppert und Mulot als einen goldenen Raum mit endlosem Himmel dar, in dem die Figuren sich im Wortsinn fallen lassen. Das ist eine schöne und treffende Metapher, die im Kontrast zu JHs eher blaugrüner und banaler Realität entzückend komisch wirkt. Der Protagonist ist Videokünstler, geht eher sparsam mit Emotionen um, ist aber vielleicht ein bisschen in Sarah verliebt. Und Sarah ist so rational, wie man eben sein muss als Frau auf einer Datingplattform. Sie ist verfügbar und unnahbar. Inspiriert von einem Gespräch über Sarah schläft JHs Assistentin Julie mit ihm. Und verliebt sich vielleicht ein bisschen. Die Menschen, die in diesem Buch nach unverbindlichem Sex suchen, begegnen einander mit einer Konsumhaltung, unter der sich eine tiefe Sehnsucht verbirgt.
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
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