Anna Maria Jokl schrieb "Die Perlmutterfarbe", einen "Kinderroman für fast alle Leute", in den dreißiger Jahren im Prager Exil. Im Mikrokosmos einer Schule fängt sie scharfsichtig die drohende Welt des heraufziehenden Nationalsozialismus ein, vor der sie 1933 aus Berlin geflohen war. Erzählt wird vom Gegeneinander zweier Schulklassen, vom Prozeß einer Gruppenbildung, bei dem aus Lüge und Feigheit Verleumdung und Verrat entstehen. Es geht um Machtgier und Mitläufertum - und um den Versuch einzelner, trotz alledem die eigene Integrität zu bewahren. Das Manuskript konnte bei der Flucht vor den in Prag einmarschierenden Deutschen gerettet werden. 1948 erschien die erste Buchausgabe, die zahlreiche begeisterte Leser fand. Danach war der Roman für fast ein halbes Jahrhundert verschwunden und vergessen. Anknüpfend an die Vorstellung in der jüdischen Tradition, daß die Welt erhalten wird um sechsunddreißig Gerechter willen, die unerkannt in ihr leben, hieß es anläßlich der N euveröffentlichung 1992: "Wenn es auch nur sechsunddreißig Bücher gäbe, die Hoffnung rechtfertigen: 'Die Perlmutterfarbe' gehörte dazu." Süddeutsche Zeitung