Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 7,00 €
  • Broschiertes Buch

Das erste gedruckte Berliner Plakat war wohl ein Pest-“Regiment“ – ein öffentlicher Anschlag wider den „Schwarzen Tod“ im Jahr 1576 – und stammt von Leonhart Thurneisser zum Thurn, dem Leibmedicus des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg. Es handelt sich um ein einzigartiges Zeugnis der frühneuzeitlichen Literatur und Pharmazie, das in der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte unbeachtet blieb und hier erstmals vorgestellt und kommentiert wird. Das Buch enthält ein Faksimile dieses seltenen Einblattdruc

Produktbeschreibung
Das erste gedruckte Berliner Plakat war wohl ein Pest-“Regiment“ – ein öffentlicher Anschlag wider den „Schwarzen Tod“ im Jahr 1576 – und stammt von Leonhart Thurneisser zum Thurn, dem Leibmedicus des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg. Es handelt sich um ein einzigartiges Zeugnis der frühneuzeitlichen Literatur und Pharmazie, das in der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte unbeachtet blieb und hier erstmals vorgestellt und kommentiert wird. Das Buch enthält ein Faksimile dieses seltenen Einblattdruc
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.04.2013

KURZKRITIK
Gottes Groll
Was der kurfürstliche Leibarzt
gegen die Pest in Berlin empfahl
Im Sommer 1576 herrschte Ausnahmezustand in Berlin. Die Pest war in die Stadt gekommen. Bier- und Weinhäuser mussten schließen, ganze Straßenzüge wurden mit Ketten abgesperrt. An den Stadttoren kontrollierten die Wächter streng. Bei einem Brauer in Neukölln soll die Krankheit ausgebrochen sein. Es war die Stunde des Leonhart Thurnheisser zum Thurn, Autodidakt in der Medizin des Paracelsus im Rang eines kurfürstlich-brandenburgischen Leibarztes.
  Der Mann könnte Stoff für eine Heldenstory liefern. Bei aller Begeisterung für ihren Fund lassen Diethelm Eikermann und Gabriele Kaiser aber mehr als die nötige Sorgfalt walten, wenn sie eine Pestschrift Thurnheissers aus dem Seuchenjahr 1576 bis hin zu Schrifttypen und zur Druckereidurchleuchten. Bei Thurnheissers Schrift handelt es sich um ein „Regiment“, was man als Reglement, auch als „Tipps vom Arzt“ übersetzen könnte. Veröffentlicht wurde sie als Plakat mit dem Untertitel „Kurtzer und einfeltiger Bericht, wie sich in eingefallener göttlicher Strafe von wegen unser Sünde und unbußfertigen Lebens“ die giftigen Ruten des göttlichen Zornes der Stadt zur Züchtigung geschickt wurden. Allerdings machte Thurnheisser als Ursache nicht nur Gottes Groll aus, auch die Sterne meinten es nach seinen Berechnungen nicht gut – ein Arzt, der auf sich hielt, war auch Astrologe.
  Richtig neu waren die Instruktionen nicht. Thurnheisser orientierte sich unter anderem an den Pest-Abhandlungen seines Vorbildes Paracelsus. Die Krankheit besiegten beide nicht. Der Pesterreger raffte in Berlin 1576 mehrere Tausend Menschen hinweg. Und er trat trotz all der Ratschläge zur Prophylaxe immer wieder auf. Auch Martina Herbrott, die dritte Ehefrau Thurnheissers, starb daran. Für Laien ist die Lektüre wegen des Hanges der Autoren, wörtlich aus den Quellen zu zitieren, ein wenig mühsam. Medizinern und Hobbyhexen, die sich für Kräuter und ihre Wirkung interessieren, bietet das Buch nicht nur im Glossar viele Kuriositäten.
RUDOLF NEUMAIER
  
Diethelm Eikermann, Gabriele Kaiser: Die Pest in Berlin. Basilisken-Presse, Rangsdorf 2012. 158 Seiten, 19,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr