Seit der frühen Aufklärung sind der Philosophie ihre außereuropäischen Traditionen zum Faszinosum geworden - aber auch zu einem historiographischen Problem. Denn sie mussten aus der Fülle der überlieferten Kenntnisse und Dokumente erst konstruiert werden. In diese Zeit fällt die Erfindung der Unterscheidungen von 'orientalischer', 'jüdischer' und 'abendländischer' Philosophie. 'Orientalismus' ist daher kein Streitbegriff postkolonialer Kulturwissenschaften, sondern stammt bereits aus den Kontroversen der Aufklärung, deren Philosophiegeschichtsschreibung das jüdische Denken als Schnittfläche orientalischer und europäischer Denkweisen begreift. Dabei rückt zunehmend eine Unterscheidung in den Blick, die auf den jüdischen Platoniker Philo von Alexandrien zurückgeführt wird: die Differenz zwischen Gott und Logos, zwischen Substanz und Subjekt, zwischen Prinzip und Person im Absoluten selbst.
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