Dieses Buch verdankt sich der Beobachtung, dass in öffentlichen Debatten in unserer Gesellschaft, in denen es direkt oder indirekt um Fragen der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen geht, eine große Diskrepanz festzustellen ist zwischen den Erkenntnissen verschiedener anthropologischer Wissenschaften und dem öffentlichen Bewusstsein. Häufig werden solche Debatten geführt, als gäbe es diese Erkenntnisse nicht. Gemeint sind Erkenntnisse der philosophischen Anthropologie, der Sozialisationsforschung, Hirnforschung, Bindungsforschung und Moralisationsforschung. In der Perspektive dieser Erkenntnisse ist anthropologische Ignoranz das Hauptmerkmal der erwähnten öffentlichen Debatten.Ziel dieses Buches ist ein Beitrag zur Überwindung der anthropologischen Ignoranz durch anthropologische Aufklärung. Zu diesem Zweck werden die erwähnten anthropologischen Erkenntnisse allgemeinverständlich, aber wissenschaftsnah vorgestellt, gebündelt und in eine einheitliche Perspektive hineingestellt. Sie wird im Buch als sozialisationstheoretische Perspektive bezeichnet.