Mopsa Sternheim & Gottfried Benn: Die Obsession eines Lebens
Eine Kindheit mit van Goghs an den Wänden und einem Vater, der seiner Tochter sexuell nachstellt. Eine Jugend zwischen Krieg und Frieden, Dresden und St. Moritz, Bodensee und Berlin, Morphiumsucht und Liebesfluchten. Ein Exil in Paris, das ernüchtert und vereinsamt. Ein Widerstand unter Einsatz von Leib und Leben. Und über allem, unter allem die Lyrik von Gottfried Benn und die Besessenheit von diesem Mann. "Wo er doch so dick und scheußlich ist."
Ein Liebesdrama, in dem sich ein halbes Jahrhundert abbildet. Der lange Weg zu einer späten, erlösenden Entdeckung.
Eine Kindheit mit van Goghs an den Wänden und einem Vater, der seiner Tochter sexuell nachstellt. Eine Jugend zwischen Krieg und Frieden, Dresden und St. Moritz, Bodensee und Berlin, Morphiumsucht und Liebesfluchten. Ein Exil in Paris, das ernüchtert und vereinsamt. Ein Widerstand unter Einsatz von Leib und Leben. Und über allem, unter allem die Lyrik von Gottfried Benn und die Besessenheit von diesem Mann. "Wo er doch so dick und scheußlich ist."
Ein Liebesdrama, in dem sich ein halbes Jahrhundert abbildet. Der lange Weg zu einer späten, erlösenden Entdeckung.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2017Kinderfragen, Flammenwürfe
Versverführer mit Ekzem: Lea Singer erzählt im pointillistischen Stil von Gottfried Benn und seinen unglücklichen Verehrerinnen Thea und Mopsa Sternheim.
Sie hat über die Dreiecksbeziehung im Hause von Arnold Schönberg geschrieben, über die Begegnung des alten Goethe mit dem jungen Caspar David Friedrich, das Lebenswerk des Gourmet-Kritikers Grimod de La Reynière, die pornographische Kampagne gegen Marie-Antoinette und über einen Sommer im Leben von Max Reinhardt. Dazu Biographien über Chopin, Schikaneder, Mozart und Marlene Dietrich, Romane über die Liebe, außerdem Kulturreiseführer zu Salzburg, Venedig und Wien. Seit der Jahrtausendwende scheint kein Jahr zu vergehen, ohne dass Eva Gesine Baur unter ihrem Pseudonym Lea Singer ein neues populär-kulturhistorisches Buch veröffentlicht. Nie landet sie damit auf der ganz großen Bühne, aber ganz im Hintergrund bleibt sie auch nicht. Die studierte Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaftlerin, die in den späten Achtzigerjahren das Kunstmagazin "Pan" mit herausgab, ist eine enorm fleißige und breit interessierte Publizistin. Mit geradezu kindlicher Neugier und überbordendem Elan widmet sie sich stets neuen historische Figuren, recherchiert deren Schicksalsdetails und bettet sie dann in schön ausgeschmückte Erzählräume und Dialoggewänder ein.
Dieses Jahr ist Gottfried Benn an der Reihe, der betörende Lyriker, dessen Gedichte einen unvergleichlichen Klang haben und auf viele (nicht alle!) eine nahezu magische Anziehungskraft ausüben. Gedichtzeilen wie "Einsamer nie als im August" oder "Ich trage dich wie eine Wunde auf meiner Stirn, die sich nicht schließt" haben für Benn-Bewunderer die Stellung von Einsetzungsworten. Einmal gehört, gehen sie nie mehr aus dem Kopf, bleiben für immer dort als Zauberformeln und lyrische Wegbegleiter durch eine herz- und stimmungslose Welt.
Singer widmet ihr Buch jedoch nicht in erster Linie dem Dichter Benn. Sie erzählt vor allem von der ungewöhnlichen Liebesleidenschaft zweier Benn-Verehrerinnen mit berühmtem Namen: Thea und Mopsa Sternheim, Frau und Tochter des Dramatikers Carl Sternheim. 1917 schaut der dichtende Militärarzt Dr. Benn die zwölfjährige Mopsa erstmals aus kalten Augen an, 1954 macht er in seinem Tageskalender ein Kreuz hinter ihren Namen. Dazwischen liegen 37 Jahre unerfüllter Liebe. Hoffnung, Aufbegehren, Verzweiflung - bei Mopsa. Bei Benn hingegen regt sich nichts. Er ist der berechnend Berührte, der sich die dreckgewohnten Hände lange und gründlich wäscht, um noch die letzten Spuren mitmenschlicher Begegnung abzustreifen. Ein Eisklotz mit hängenden Lidern - das linke noch ein klein wenig tiefer als das rechte -, der glasklare Sätze sagt und trotzdem undurchsichtig bleibt.
Mopsa verfällt ihm, ist bald vollkommen von ihm besessen. Wie ihre Mutter, Thea, die froh ist, als der pädophile Gatte endlich stirbt und sie den begehren kann, der unerreichbar erscheint. Benn - der die Frauen so wahllos nimmt wie seine Aufputschmittel, der noch im Trauerschwarz auf der Rückfahrt von der Beerdigung seiner frühverstorbenen Frau mit einer Opernsängerin anbandelt und Gedichte schreibt, die auf keine Berliner Hochschulwand passen: "Eine Frau ist etwas für eine Nacht/ Und wenn es schön war, noch für die nächste."
Mopsa geht trotzdem zu ihm, in seine Praxis in der Belle-Alliance-Straße, sie kann nicht anders, legt sich auf die Couch und lässt ihn machen, diesen dicklichen Mann mit Ekzemen auf der Brust und Kokain am Zeigefinger. Sein gerötetes Gesicht beugt sich über sie, aus den Poren strömt eine Mischung aus Kölnisch Wasser und Zigarettendunst. Aber später, als sie wiederkommt und ihm schwärmend von ihren Lebensplänen erzählen will, unverblümt vertraut mit ihm spricht, da räuspert sich Benn nur kurz und sagt schneidend wie ein Messer: "Ich finde dieses Du zwischen uns unangebracht. Eine derartige Beziehung berechtigt noch nicht zu Intimitäten."
Solche Szenen absoluter Kälte und Abweisung entwirft die Autorin mit wenigen Sätzen, im pointillistischen Stil. Das funktioniert da, wo sie Benn als teilnahmslose Projektionsfläche zeichnet, auf die die Frauen ihre Phantasien werfen, die seine Gedichte bei ihnen geweckt haben. Weniger gut gelingt Singer die Profilierung der beiden Frauen. Warum sie so lieben, wie sie lieben, was ihr Leben sonst auszeichnet, welchen Einfluss Krieg und Grausamkeit auf ihr Gemüt haben: Sowohl die psychologischen Nuancen als auch das Zeitkolorit bleiben seltsam schwach. Benns kurzer Kniefall vor den Nationalsozialisten wird ebenso schemenhaft-oberflächlich behandelt wie Mopsas Verschleppung und Misshandlung durch die Gestapo in Paris.
Singers Buch lebt allein vom spannungsvollen Widerspruch zwischen dem Menschen und dem Dichter Benn, dem "bösen, dicken Scheusal" auf der einen und dem unwiderstehlichen Versverführer auf der anderen Seite. Wie kann ein derart unbewegter Koloss, Zeilen von so inniger Schönheit und Traurigkeit schreiben? Wie vermag ein so kalter Knochen einen so warmen Ton zu treffen, der einen ganz umströmt und alles Böse vergessen lässt? Diese "Kinderfrage" durchzieht den ganzen, mit vielen kursiv gesetzten Gedichtzeilen und Briefausschnitten gespickten Text. Das mag in seiner sympathisch-handfesten Art der historischen Erzählung (die Gattungsbezeichnung "Roman" taugt hier einmal mehr nicht im Geringsten) ganz in Ordnung sein. Aber ein wenig einseitig und schablonenhaft wirkt das Ganze auf den Benn-Enthusiasten dann doch. Denn Benn war eben nicht nur ein "kalter, unbewegter Gott", der davon überzeugt war, dass "gute Regie besser als Treue" sei. Es stimmt nicht, dass Benns Stimme immer nur "fest und gleichgültig" war (davon geben nicht zuletzt seine Radiolesungen Zeugnis). Und auch nicht, dass er "Tränen grundsätzlich misstraute". Das passt nicht zusammen mit den Berichten über einen Mann, der tagelang weinend auf seinem Sofa lag. Unfähig, sich aufzuraffen, von der inneren Einsamkeit gebrochen, der Leere hilflos ausgesetzt. Benns Eis war brüchig und seine ängstlichen Träume verschwieg er nicht allen. Der Briefwechsel zwischen ihm und Friedrich Wilhelm Oelze, der im vergangenen Jahr erschienen ist (F.A.Z. vom 11. Juni 2016), gibt darüber eindrucksvoll Auskunft.
Aber Lea Singer schreibt ja nicht für die Historiker und auch nicht für die Benn-Besserwisser. Ihr Buch will das Drama vorführen, das entsteht, wenn junge Herzen gereimte Worte absolut nehmen. Wohin das führen kann, in welchen Abgrund, welche Seelenpein. Das Bild von der heulenden, morphiumsüchtigen Mopsa, die verzweifelt auf Post von dem "von allen Seiten unerreichbaren" Benn wartet, bleibt einem im Kopf. Aber wirklich ans Herz geht einem dann wieder nur der Vers, mit seinen schmerzenden Schwingungen, seinem duchdringenden Hall: "Ein Wort- ein Glanz, ein Flug ein Feuer / ein Flammenwurf, ein Sternenstrich - / und wieder Dunkel, ungeheuer, / im leeren Raum um Welt und Ich".
SIMON STRAUSS
Lea Singer: "Die Poesie der Hörigkeit". Roman.
Verlag Hoffmann und
Campe, Hamburg 2017.
221 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Versverführer mit Ekzem: Lea Singer erzählt im pointillistischen Stil von Gottfried Benn und seinen unglücklichen Verehrerinnen Thea und Mopsa Sternheim.
Sie hat über die Dreiecksbeziehung im Hause von Arnold Schönberg geschrieben, über die Begegnung des alten Goethe mit dem jungen Caspar David Friedrich, das Lebenswerk des Gourmet-Kritikers Grimod de La Reynière, die pornographische Kampagne gegen Marie-Antoinette und über einen Sommer im Leben von Max Reinhardt. Dazu Biographien über Chopin, Schikaneder, Mozart und Marlene Dietrich, Romane über die Liebe, außerdem Kulturreiseführer zu Salzburg, Venedig und Wien. Seit der Jahrtausendwende scheint kein Jahr zu vergehen, ohne dass Eva Gesine Baur unter ihrem Pseudonym Lea Singer ein neues populär-kulturhistorisches Buch veröffentlicht. Nie landet sie damit auf der ganz großen Bühne, aber ganz im Hintergrund bleibt sie auch nicht. Die studierte Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaftlerin, die in den späten Achtzigerjahren das Kunstmagazin "Pan" mit herausgab, ist eine enorm fleißige und breit interessierte Publizistin. Mit geradezu kindlicher Neugier und überbordendem Elan widmet sie sich stets neuen historische Figuren, recherchiert deren Schicksalsdetails und bettet sie dann in schön ausgeschmückte Erzählräume und Dialoggewänder ein.
Dieses Jahr ist Gottfried Benn an der Reihe, der betörende Lyriker, dessen Gedichte einen unvergleichlichen Klang haben und auf viele (nicht alle!) eine nahezu magische Anziehungskraft ausüben. Gedichtzeilen wie "Einsamer nie als im August" oder "Ich trage dich wie eine Wunde auf meiner Stirn, die sich nicht schließt" haben für Benn-Bewunderer die Stellung von Einsetzungsworten. Einmal gehört, gehen sie nie mehr aus dem Kopf, bleiben für immer dort als Zauberformeln und lyrische Wegbegleiter durch eine herz- und stimmungslose Welt.
Singer widmet ihr Buch jedoch nicht in erster Linie dem Dichter Benn. Sie erzählt vor allem von der ungewöhnlichen Liebesleidenschaft zweier Benn-Verehrerinnen mit berühmtem Namen: Thea und Mopsa Sternheim, Frau und Tochter des Dramatikers Carl Sternheim. 1917 schaut der dichtende Militärarzt Dr. Benn die zwölfjährige Mopsa erstmals aus kalten Augen an, 1954 macht er in seinem Tageskalender ein Kreuz hinter ihren Namen. Dazwischen liegen 37 Jahre unerfüllter Liebe. Hoffnung, Aufbegehren, Verzweiflung - bei Mopsa. Bei Benn hingegen regt sich nichts. Er ist der berechnend Berührte, der sich die dreckgewohnten Hände lange und gründlich wäscht, um noch die letzten Spuren mitmenschlicher Begegnung abzustreifen. Ein Eisklotz mit hängenden Lidern - das linke noch ein klein wenig tiefer als das rechte -, der glasklare Sätze sagt und trotzdem undurchsichtig bleibt.
Mopsa verfällt ihm, ist bald vollkommen von ihm besessen. Wie ihre Mutter, Thea, die froh ist, als der pädophile Gatte endlich stirbt und sie den begehren kann, der unerreichbar erscheint. Benn - der die Frauen so wahllos nimmt wie seine Aufputschmittel, der noch im Trauerschwarz auf der Rückfahrt von der Beerdigung seiner frühverstorbenen Frau mit einer Opernsängerin anbandelt und Gedichte schreibt, die auf keine Berliner Hochschulwand passen: "Eine Frau ist etwas für eine Nacht/ Und wenn es schön war, noch für die nächste."
Mopsa geht trotzdem zu ihm, in seine Praxis in der Belle-Alliance-Straße, sie kann nicht anders, legt sich auf die Couch und lässt ihn machen, diesen dicklichen Mann mit Ekzemen auf der Brust und Kokain am Zeigefinger. Sein gerötetes Gesicht beugt sich über sie, aus den Poren strömt eine Mischung aus Kölnisch Wasser und Zigarettendunst. Aber später, als sie wiederkommt und ihm schwärmend von ihren Lebensplänen erzählen will, unverblümt vertraut mit ihm spricht, da räuspert sich Benn nur kurz und sagt schneidend wie ein Messer: "Ich finde dieses Du zwischen uns unangebracht. Eine derartige Beziehung berechtigt noch nicht zu Intimitäten."
Solche Szenen absoluter Kälte und Abweisung entwirft die Autorin mit wenigen Sätzen, im pointillistischen Stil. Das funktioniert da, wo sie Benn als teilnahmslose Projektionsfläche zeichnet, auf die die Frauen ihre Phantasien werfen, die seine Gedichte bei ihnen geweckt haben. Weniger gut gelingt Singer die Profilierung der beiden Frauen. Warum sie so lieben, wie sie lieben, was ihr Leben sonst auszeichnet, welchen Einfluss Krieg und Grausamkeit auf ihr Gemüt haben: Sowohl die psychologischen Nuancen als auch das Zeitkolorit bleiben seltsam schwach. Benns kurzer Kniefall vor den Nationalsozialisten wird ebenso schemenhaft-oberflächlich behandelt wie Mopsas Verschleppung und Misshandlung durch die Gestapo in Paris.
Singers Buch lebt allein vom spannungsvollen Widerspruch zwischen dem Menschen und dem Dichter Benn, dem "bösen, dicken Scheusal" auf der einen und dem unwiderstehlichen Versverführer auf der anderen Seite. Wie kann ein derart unbewegter Koloss, Zeilen von so inniger Schönheit und Traurigkeit schreiben? Wie vermag ein so kalter Knochen einen so warmen Ton zu treffen, der einen ganz umströmt und alles Böse vergessen lässt? Diese "Kinderfrage" durchzieht den ganzen, mit vielen kursiv gesetzten Gedichtzeilen und Briefausschnitten gespickten Text. Das mag in seiner sympathisch-handfesten Art der historischen Erzählung (die Gattungsbezeichnung "Roman" taugt hier einmal mehr nicht im Geringsten) ganz in Ordnung sein. Aber ein wenig einseitig und schablonenhaft wirkt das Ganze auf den Benn-Enthusiasten dann doch. Denn Benn war eben nicht nur ein "kalter, unbewegter Gott", der davon überzeugt war, dass "gute Regie besser als Treue" sei. Es stimmt nicht, dass Benns Stimme immer nur "fest und gleichgültig" war (davon geben nicht zuletzt seine Radiolesungen Zeugnis). Und auch nicht, dass er "Tränen grundsätzlich misstraute". Das passt nicht zusammen mit den Berichten über einen Mann, der tagelang weinend auf seinem Sofa lag. Unfähig, sich aufzuraffen, von der inneren Einsamkeit gebrochen, der Leere hilflos ausgesetzt. Benns Eis war brüchig und seine ängstlichen Träume verschwieg er nicht allen. Der Briefwechsel zwischen ihm und Friedrich Wilhelm Oelze, der im vergangenen Jahr erschienen ist (F.A.Z. vom 11. Juni 2016), gibt darüber eindrucksvoll Auskunft.
Aber Lea Singer schreibt ja nicht für die Historiker und auch nicht für die Benn-Besserwisser. Ihr Buch will das Drama vorführen, das entsteht, wenn junge Herzen gereimte Worte absolut nehmen. Wohin das führen kann, in welchen Abgrund, welche Seelenpein. Das Bild von der heulenden, morphiumsüchtigen Mopsa, die verzweifelt auf Post von dem "von allen Seiten unerreichbaren" Benn wartet, bleibt einem im Kopf. Aber wirklich ans Herz geht einem dann wieder nur der Vers, mit seinen schmerzenden Schwingungen, seinem duchdringenden Hall: "Ein Wort- ein Glanz, ein Flug ein Feuer / ein Flammenwurf, ein Sternenstrich - / und wieder Dunkel, ungeheuer, / im leeren Raum um Welt und Ich".
SIMON STRAUSS
Lea Singer: "Die Poesie der Hörigkeit". Roman.
Verlag Hoffmann und
Campe, Hamburg 2017.
221 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit gemischten Gefühlen bespricht Rezensent Simon Strauss Lea Singers neues Werk. Zwar weiß der Kritiker den Fleiß und die "kindliche Neugier", mit der sie sich stets historischen Figuren annähere, durchaus zu schätzen: Dass sich Singer im nun vorliegenden Buch mehr auf die Benn-Verehrung des Mutter-Tochter-Gespanns Thea und Mopsa Sternheim als auf den Dichter selbst konzentriert, Benn dabei ein wenig eindimensional und schemenhaft erscheint, geht für Strauss durchaus in Ordnung: Singer gehe es eben mehr um das Herzensdrama als um Lektüre für Historiker und Benn-Liebhaber, meint er. Während dem Rezensenten auch die dahingetupften Szenen, in dem die Autorin die Fantasien der Frauen und Benns Abweisung schildert, gefallen, geraten ihm Psychologie und Zeithintergrund zu kurz. Und warum diese, wie er findet, "sympathisch"-solide historische Erzählung allerdings als Roman veröffentlicht wird, kann Strauss beim besten Willen nicht verstehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Als ein dichtes Zeitdokument - von der noch vom Dunst Nietzsches erfassten Jahrhundertwende über den Nationalsozialismus bis hin zum Wiederaufbau - glänzt dieser Roman durch seine leidenschaftliche Wucht und Tragik.« Dr. Björn Hayer Straubinger Tagblatt, 03.04.2017