Die vorliegende Arbeit hat außer ihrem rein informativen Wert noch insofern eine sehr spezielle Bedeutung für die Mittelstandsforschung, als sie eine Reihe von Problemen aufweist, die nicht nur die politische Stellung gewisser mittelständischer Gruppen, sondern vor allem ihre Selbsterkenntnis belasten. Das führte in den zwanziger Jahren zu einer kritischen Entwiddung, die - speziell bezogen auf die Landbevölkerung in Schleswig-Holstein - in ihren politischen Auswirkungen schon mehrfach untersucht worden ist, (insbesondere von Rudolf Heberle und Gerhard Stoltenberg). Der Verfasser unternimmt mit Erfolg eine weitere Vertie fung dieser Ansätze, indem er sie auf das Handwerk bezieht und in der damaligen Verbands- und Tagespresse den jeweiligen Motiven für die politischen Reaktio nen der Handwerker und auch ihrer Aktivität im Rahmen der politischen Parteien nachgeht. Das Ergebnis ist der Aufweis einer besonderen "Wirtschaftsgesinnung" beim Handwerk, "die es scharf von der industriellen Gesellschaft und den ihr verbun denen Gesellschaftsschichten abhob". Als Vertreter einer "berufsständischen Ord nung" fühlten sich die Handwerker fremd zwischen den Interessenverbänden der Arbeiterschaft - den Gewerkschaften - einerseits und den Verbänden der Unter nehmerschaft andererseits. So entstand der Nordwestdeutsche Handwerkerbund als eine politische Kampf-und Abwehrorganisation des deutschen Handwerks. Theo dor Geiger hat übrigens schon früh die Problematik einer solchen Lage zwischen zwei Fronten hervorgehoben, von der man annehmen kann, daß sie sich unter dem Einfluß einer Wirtschaftskrise schnell radikalisieren wird. So geschah es auch nach 1929, als die Handwerker weitgehend zum Nationalsozialismus übergingen.
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