Seit 1993 reiht sich Venezuela in die bereits lange Liste der Länder ein, die eine Mehrwertsteuer (VAT) in ihre Steuerstruktur aufnehmen. Da die Mehrwertsteuer eine Verbrauchssteuer ist, werden die unteren Einkommensschichten stärker belastet, weshalb sie als regressive Steuer definiert wird. Um die Auswirkungen auf die unteren Einkommensschichten abzumildern, wurde die Steuer seit ihrer Einführung mehrfach reformiert, unter anderem durch Änderungen der Liste der Steuerbefreiungen und des Steuersatzes. Diese Reformen wurden jedoch auch aus politischen und wirtschaftlichen Gründen durchgeführt, die vor allem mit der Volatilität der Öleinnahmen zusammenhängen. Aus der Betrachtung der Variablen und Fakten geht hervor, dass die Steuerpolitik bei der Änderung der Mehrwertsteuersätze prozyklisch war, ein Verhalten, das in den lateinamerikanischen Volkswirtschaften und anderen Entwicklungsländern üblich ist. In diesem Zusammenhang stellen sich drei relevante Fragen: Wie wirken sich die Mehrwertsteuerbefreiungen auf die Verteilung aus, welches fiskalische Opfer bringen diese Steuerbefreiungen für den Staat und wie hoch sind die Opportunitätskosten dieser Mittel?