Joseph von Eichendorff, der "deutscheste der deutschen Dichter", wurde im Kulturfeuilleton seit jeher politisch instrumentalisiert. Die Arbeit untersucht anhand von rund zweitausend publizistischen Quellen die nationalistische, völkische, militaristische und revanchistische Vereinnahmung des romantischen Dichters in den Epochen der deutschen Geschichte. Mit Eichendorff wurde Front gemacht gegen Katholizismus und Protestantismus, gegen das Ausland und die Demokratie, gegen Heinrich Heine und das Judentum, gegen Pazifismus und Kapitalismus. Einen Schwerpunkt bildet neben der Darstellung verschiedener Eichendorff-Institutionen und -Publikationsorgane die Vereinnahmung des Dichters in der oberschlesischen Presse, die mit ihrem Landsmann Eichendorff gegen drohende oder erfolgte Gebietsverluste anging. Im "Oberschlesischen Abstimmungskampf" 1919/20 wurde die Deutschheit der abzutretenden Gebiete mit Eichendorff "bewiesen", nach 1945 wurde in der revisionistischen Heimatvertriebenenpresse mit dem Medium Eichendorff die Wiedererlangung der ehemaligen deutschen Ostgebiete zu begründen versucht.