Gustave Flauberts Romane gelten mit ihrem Rückgriff auf den Modus des personalen Erzählens als wegweisend für die moderne Narrativik des 20. Jahrhunderts. Im Anschluß an die von Flaubert selbst geprägte Begriffstrias von 'Unpersönlichkeit', 'Teilnahmslosigkeit' und 'Unparteilichkeit', mit der er seine Ästhetik beschrieb, wurde in der Forschung insbesondere die 'Objektivität' seines Stils herausgestellt. Die Untersuchung stellt am Beispiel der beiden Romane 'Madame Bovary' und 'L'Education sentimentale' das Diktum von der 'Neutralität' von Flauberts Schreibweise auf die Probe. Sie zeigt, wie die in den beiden Romanen rekonstruierten zeitgenössischen Diskurse durch den Rückgriff auf verschiedene Erzählstrategien einer dezidierten Kritik unterzogen werden. Mit der Herausarbeitung und Systematisierung der bewußtseins-, ideologie- und kulturkritisch wirkenden narrativen Spezifika beider Texte leistet die Studie gleichermaßen einen Beitrag zur Flaubertforschung wie zur Erzähltheorie.