In dieser Arbeit wird versucht, den Tschetschenien- Konflikt aus heutiger Sicht noch einmal aufzuarbeiten und zu analysieren. Der Islam in seinen verschiedenen Spielarten hat ja seit Jahrhunderten die Kultur des tschetschenischen Volkes und auch seine nationale Identität geprägt. Unzweifelhaft ist auch der Einfluß sozio-ökonomischer Spannungen und Probleme: der gesamte Nordkaukasus wurde von der sowjetischen Investitionspolitik immer vernachlässigt. Soziale Faktoren, wie etwa große Arbeitslosigkeit und die mangelnde Integration der ethnischen Tschetschenen im Bereich der industriellen Produktion führten zu weiteren Spannungen und verstärkten die Tendenz zur Unabhängigkeit. Der Konflikt in Tschetschenien war nur einer von mehreren territorialen Konflikten. Der starke Einfluss der Islamisierung gemeint ist hier das Widererstarken des Islams im öffentlichen Leben. Auch kulturelle und siedlungsgeographische Faktoren spielen eine Rolle. Ein wichtiges Ziel der Arbeit ist eine möglichstpräzise Darstellung der inneren Organisation des tschetschenischen Staates nach der ersten russischen Intervention, weil hier wesentliche Ursachen für den Konfliktverlauf angelegt sind.