Im Vergleich zu anderen politischen Führungsfiguren ist der Präsident der Europäischen Kommission vielen Machtbeschränkungen unterworfen. Er befehligt keine Streitkräfte, führt keine echte Regierung, und wenn die Staats- und Regierungschefs - ausgestattet mit ihrem Arsenal machtpolitischer Druckmittel - über die Zukunft der Europäischen Union verhandeln, sitzt er weitgehend unbewaffnet mit am Tisch. Dennoch fanden die Kommissionspräsidenten immer wieder Wege, dem europäischen Integrationsprozess ihren Stempel aufzudrücken - auf offener Bühne, aber auch hinter den Kulissen. Dieses Buch vergleicht Jacques Delors (1985-1994), Jacques Santer (1995-1999) und Romano Prodi (1999-2004) anhand wissenschaftlicher Kriterien. Es benennt charakteristische Unterschiede ihrer Amtszeiten und deren Ursachen. Denn es sind nicht nur vertraglich fixierte Machtressourcen, die über Erfolg oder Misserfolg der Kommissionspolitik entscheiden - oft sind es auch spezifische Persönlichkeitsmerkmale ihrer Präsidenten. Diese Erkenntnis führt zu einer Kernfrage europäischen Regierens: Was sind die Erfolgsbedingungen für politische Führung in diesem Amt?