Istanbul vorgelagert, entlang der asiatischen Küste des Marmarameers befindensich die Prinzeninseln: ein Archipel von ungewöhnlicher Schönheit und natürlicherPracht, der seit jeher als maritimer Vorort der imperialen Metropole amBosporus galt und geprägt ist durch eine äußerst wechselvolle Geschichte.Mit dem verliebten Blick des Dichters schildert Joachim Sartorius die Landschaftund das besondere Licht der Inseln, mit dem Interesse des politischen Beobachtersstellt er das Auf und Ab der Geschichte dieses Mikrokosmos im Schattenvon Istanbul-Konstantinopel-Byzanz dar, und mit dem Gespür des Romanautorsschließlich gibt er eindringliche Porträts jener Personen, die durch den Reiseberichtdie roten Fäden legen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2010NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Es ist kein Wunder, dass die Literatur sich den Inseln nahe fühlt: Was beide verbindet, ist ihre Fähigkeit, sich abzukoppeln vom Lauf der Dinge, Versunkenes hervorzurufen, Zeit auszuhebeln - so wie auf der kleinen Inselgruppe, die ein paar Seemeilen entfernt vor Istanbul liegt. Auf Büyükada, der größten der sogenannten Prinzeninseln, gibt es keine Autos, man kann dafür Esel mieten; es ist eine untergegangene Welt, die sich hier erhalten hat, eine Inselwelt, der der Lyriker und Schriftsteller Joachim Sartorius ein spätsommerlich leichtes Buch gewidmet hat, das zum Schönsten und Elegantesten gehört, was an Reiseliteratur - im besten, chatwinesken Sinne des Wortes verstanden - zuletzt erschienen ist. Wobei die Prinzeninseln genau genommen gar nicht in der Ferne liegen, sondern an einer unsichtbaren, im glitzernden Gegenlicht des morgendlichen Marmarameeres verschwimmenden Grenze zwischen Orient und Okzident, zwischen unserer und einer anderen Welt. Ihre dunkle politische Geschichte treibt spürbar am Horizont dieser Erzählungen. Man folgt Sartorius zu seinen Treffen mit dem Clochard Selçuk, der im Winter auf ein griechisches Anwesen aufpasst, in das panästhetische Panorama einer anderen Welt - in der es alte Plastiktische und Whiskey in Porzellantassen gibt, ein Atatürkporträt im Friseurladen, den schweren Geruch von Harz in spätsommerlichen Pinienhainen und die schöne Macide im ombre sentimental eines ruinösen Schlosses, das der britische Botschafter Henry Bulwer hier 1857 seiner Geliebten baute. Und auch in diesem Moment sind die Prinzeninseln etwas, das aus dem Meer wie die Vergegenwärtigung eines versunkenen Versprechens auftaucht; eine Erinnerung an eine Welt, in der die geläufigen Grenzen wie die Konturen der Inseln im Dunst verschwimmen.
nma
Joachim Sartorius: "Die Prinzeninseln". Mare-Verlag, 127 Seiten, 18 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Für die Tasche Es ist kein Wunder, dass die Literatur sich den Inseln nahe fühlt: Was beide verbindet, ist ihre Fähigkeit, sich abzukoppeln vom Lauf der Dinge, Versunkenes hervorzurufen, Zeit auszuhebeln - so wie auf der kleinen Inselgruppe, die ein paar Seemeilen entfernt vor Istanbul liegt. Auf Büyükada, der größten der sogenannten Prinzeninseln, gibt es keine Autos, man kann dafür Esel mieten; es ist eine untergegangene Welt, die sich hier erhalten hat, eine Inselwelt, der der Lyriker und Schriftsteller Joachim Sartorius ein spätsommerlich leichtes Buch gewidmet hat, das zum Schönsten und Elegantesten gehört, was an Reiseliteratur - im besten, chatwinesken Sinne des Wortes verstanden - zuletzt erschienen ist. Wobei die Prinzeninseln genau genommen gar nicht in der Ferne liegen, sondern an einer unsichtbaren, im glitzernden Gegenlicht des morgendlichen Marmarameeres verschwimmenden Grenze zwischen Orient und Okzident, zwischen unserer und einer anderen Welt. Ihre dunkle politische Geschichte treibt spürbar am Horizont dieser Erzählungen. Man folgt Sartorius zu seinen Treffen mit dem Clochard Selçuk, der im Winter auf ein griechisches Anwesen aufpasst, in das panästhetische Panorama einer anderen Welt - in der es alte Plastiktische und Whiskey in Porzellantassen gibt, ein Atatürkporträt im Friseurladen, den schweren Geruch von Harz in spätsommerlichen Pinienhainen und die schöne Macide im ombre sentimental eines ruinösen Schlosses, das der britische Botschafter Henry Bulwer hier 1857 seiner Geliebten baute. Und auch in diesem Moment sind die Prinzeninseln etwas, das aus dem Meer wie die Vergegenwärtigung eines versunkenen Versprechens auftaucht; eine Erinnerung an eine Welt, in der die geläufigen Grenzen wie die Konturen der Inseln im Dunst verschwimmen.
nma
Joachim Sartorius: "Die Prinzeninseln". Mare-Verlag, 127 Seiten, 18 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Karen Krüger ist von Joachim Sartorius' Reisebuch über die vor Istanbul liegenden Prinzeninseln einfach bezaubert. In einer Art autobiografischem Reiseführer erzählt der Berliner Lyriker und Essayist von seinem Aufenthalt in einem Hotel aus der Jahrhundertwende auf der größten der Inseln, er besucht das Haus der Großmutter seines Freundes Orhan Pamuk und preist die Insellandschaften, die sich wie die Schwärmereien eines frisch Verliebten lesen, so die Rezensentin angetan. Daneben lenkt Sartorius, der als Diplomat zeitweilig in Ankara arbeitete, aber den Blick auch auf die Vertreibung der Griechen oder den Genozid an den Armeniern im letzten Jahrhundert, über die er mit Einheimischen diskutiert, stellt Krüger fest. So ist eine "sehr persönliche" und poetische Liebeserklärung entstanden, die auch politische Dimensionen entwickelt und die zudem ein Stück hierzulande unbekannte "türkische Lebensart" vermittelt, lobt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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" Der hinreißende Bericht von der
Betörung eines Dichters durch
die Landschaft, das Licht und die
Menschen dieser Inselwelt."
Orhan Pamuk
Betörung eines Dichters durch
die Landschaft, das Licht und die
Menschen dieser Inselwelt."
Orhan Pamuk