Ein früher Höhepunkt der Novellenkunst
Geistvoll, schön und tugendhaft, erobert die Prinzessin von Montpensier die Herzen von gleich drei Männern einer von ihnen pikanterweise ein enger Vertrauter ihres Gatten. Mit erzählerischer Raffinesse schildert Madame de La Fayette (1634 - 1693), die Begründerin des psychologischen Romans in Frankreich, das Ringen aller Beteiligten um eine Entscheidung: zugunsten der Moral oder aber der Leidenschaft.
Mit nüchternem, geradezu modernem Blick aufgezeichnet: das Seelendrama einer Frau zwischen drei Männern
Geistvoll, schön und tugendhaft, erobert die Prinzessin von Montpensier die Herzen von gleich drei Männern einer von ihnen pikanterweise ein enger Vertrauter ihres Gatten. Mit erzählerischer Raffinesse schildert Madame de La Fayette (1634 - 1693), die Begründerin des psychologischen Romans in Frankreich, das Ringen aller Beteiligten um eine Entscheidung: zugunsten der Moral oder aber der Leidenschaft.
Mit nüchternem, geradezu modernem Blick aufgezeichnet: das Seelendrama einer Frau zwischen drei Männern
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2008Höfische Freiheiten
Welche Verluste unsere liberalen Zeiten der Liebe beigebracht haben, beweist eine 1662 aus Vorsicht unter dem Namen eines befreundeten Schriftstellers publizierte, glänzende Novelle der Madame de Lafayette über die Amouren der Hocharistokratie im späten 16. Jahrhundert. Wie in ihrem psychologischen Erfolgsroman "Die Prinzessin von Clèves" (1678) bedient sich Lafayette, königliches Hoffräulein und Salondame, durchweg historischer Personen und Zeitumstände. Freilich spricht die Vorbemerkung von der "Erdichtung gänzlich erfundener Abenteuer". Das Leben der schönsten aller Prinzessinnen, die nur aus Mangel an Klugheit und Tugend nicht auch die glücklichste sein kann, ist erfüllt vom Spiel mit glühenden Verehrern. Pikant werden die Liebesdinge aber nur, weil sie sich für eine verheiratete Prinzessin nicht schicken. Der Aufwand an Verstellung und Gemütsspionage, an Zügelung der Affekte und geheimen Aktionen ist atemberaubend. Schon hundert Jahre vor de Laclos "Gefährlichen Liebschaften" verfügt die französische Literatur damit über eine Raffinesse, die von deutscher Prosa lange nicht erreicht wird. (Madame de Lafayette: "Die Prinzessin von Montpensier". Novelle. Aus dem Französischen übersetzt von Ferdinand Hardekopf. Manesse Verlag, Zürich 2008. 80 S., geb., 9,90 [Euro].) kos
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Welche Verluste unsere liberalen Zeiten der Liebe beigebracht haben, beweist eine 1662 aus Vorsicht unter dem Namen eines befreundeten Schriftstellers publizierte, glänzende Novelle der Madame de Lafayette über die Amouren der Hocharistokratie im späten 16. Jahrhundert. Wie in ihrem psychologischen Erfolgsroman "Die Prinzessin von Clèves" (1678) bedient sich Lafayette, königliches Hoffräulein und Salondame, durchweg historischer Personen und Zeitumstände. Freilich spricht die Vorbemerkung von der "Erdichtung gänzlich erfundener Abenteuer". Das Leben der schönsten aller Prinzessinnen, die nur aus Mangel an Klugheit und Tugend nicht auch die glücklichste sein kann, ist erfüllt vom Spiel mit glühenden Verehrern. Pikant werden die Liebesdinge aber nur, weil sie sich für eine verheiratete Prinzessin nicht schicken. Der Aufwand an Verstellung und Gemütsspionage, an Zügelung der Affekte und geheimen Aktionen ist atemberaubend. Schon hundert Jahre vor de Laclos "Gefährlichen Liebschaften" verfügt die französische Literatur damit über eine Raffinesse, die von deutscher Prosa lange nicht erreicht wird. (Madame de Lafayette: "Die Prinzessin von Montpensier". Novelle. Aus dem Französischen übersetzt von Ferdinand Hardekopf. Manesse Verlag, Zürich 2008. 80 S., geb., 9,90 [Euro].) kos
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