Was für ein Schlamassel! Die Prinzessin hat Tennis gespielt und liegt jetzt mit lauter blauen Flecken im Bett. Der trottelige Diener Wolf ist ihr keine Hilfe. Es dauert ewig, bis er eine Wärmflasche findet, was eine Apotheke ist, muss man ihm erst erklären, und zu guter Letzt vergisst er, wo die Prinzessin blaue Flecken hatte - Der Komponist Arnold Schönberg hat seinen Kindern besonders gern Geschichten von einer nörgeligen Prinzessin und ihrem vertrottelten Diener Wolf erzählt. Eine davon ist als Tonaufnahme erhalten und erscheint hier zum ersten Mal - mit herrlich komischen Bildern von Peter Schössow.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2007Die Prinzessin und ihr Diener: Arnold Schönbergs Märchen
"Er bereitet für seine Kinder die Schulbrote zu: Toast in Schweineschmalz gebraten. Er begleitet sie zu ihren Tennisspielen. Oder er erzählt ihnen selbsterfundene Märchen." So schildert ihn der Musikwissenschaftler Matthias Henke: den Privatmann und Schöpfer der Zwölftonmusik, Arnold Schönberg. Von dem nur wenige wissen, dass er ein begabter Maler war. Und schon gar nichts wusste man bislang von seiner hochentwickelten Begabung als Geschichtenerzähler. Ein biographfisches Detail, das jetzt erstmals zu bewundern ist in Gestalt des (dank einer Tonbandaufnahme erhaltenen) Schönberg-Märchens von der kleinen, Tennis spielenden Prinzessin mit blauen Flecken und ihrem vertrottelten Diener Wolf, der nicht weiß, was eine Apotheke ist.
Im Nachwort zu diesem jetzt sorgfältig ediert vorliegenden Schönberg-Märchen aus den vierziger Jahren des amerikanischen Exils erinnert sich Nuria Schoenberg Nono, Schönbergs Tochter aus zweiter Ehe, dass diese Erzählungen für die Kinder mit den zugehörigen Grimassen und Stimm-Imitationen Schönbergs leider nur dauerten, solange sie aßen. Waren die Teller leer gegessen, endete auch die Geschichte.
Zum Glück liegt das Märchen nun gleichsam als eine unendliche Geschichte vor. Sie fängt nämlich - weil sie so schön ist - am Schluss nicht nur wieder von vorne an. Sie ist unendlich auch durch die Imaginationskraft des Illustrators Peter Schössow. Schössow, der Ende der siebziger Jahre bekannt wurde durch seine Bildergeschichten für die Sendung mit der Maus, gelingt hier das Kunststück, Schönbergs subtiles Gespür für kindlichen Humor listig zu verschränken mit verstörend-schönen Inbildern halbverschollener Paradiese der Kindheit. So lüftet denn zum Beispiel bei Schössow der Schönbergsche Diener spielerisch sein Inkognito und begegnet der Großmutter der Erzählung als ein veritabler Märchenwolf. Wort für Wort verfällt so der Leser (und Vorleser) den magisch illuminierten Umsetzungen der Erzählung in Bilder. Es sind Bilder, die in ein diffus schimmerndes Licht getaucht sind. Ein faszinierendes Märchenbuch also mit illustriertem doppelten Boden - und nicht nur für Kinder.
MANFRED OSTEN
Arnold Schönberg, Peter Schössow: "Die Prinzessin". Herausgegeben von Matthias Henke. Mit einem Nachwort von Nuria Schoenberg Nono. Hanser Verlag, München 2006. 64 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Er bereitet für seine Kinder die Schulbrote zu: Toast in Schweineschmalz gebraten. Er begleitet sie zu ihren Tennisspielen. Oder er erzählt ihnen selbsterfundene Märchen." So schildert ihn der Musikwissenschaftler Matthias Henke: den Privatmann und Schöpfer der Zwölftonmusik, Arnold Schönberg. Von dem nur wenige wissen, dass er ein begabter Maler war. Und schon gar nichts wusste man bislang von seiner hochentwickelten Begabung als Geschichtenerzähler. Ein biographfisches Detail, das jetzt erstmals zu bewundern ist in Gestalt des (dank einer Tonbandaufnahme erhaltenen) Schönberg-Märchens von der kleinen, Tennis spielenden Prinzessin mit blauen Flecken und ihrem vertrottelten Diener Wolf, der nicht weiß, was eine Apotheke ist.
Im Nachwort zu diesem jetzt sorgfältig ediert vorliegenden Schönberg-Märchen aus den vierziger Jahren des amerikanischen Exils erinnert sich Nuria Schoenberg Nono, Schönbergs Tochter aus zweiter Ehe, dass diese Erzählungen für die Kinder mit den zugehörigen Grimassen und Stimm-Imitationen Schönbergs leider nur dauerten, solange sie aßen. Waren die Teller leer gegessen, endete auch die Geschichte.
Zum Glück liegt das Märchen nun gleichsam als eine unendliche Geschichte vor. Sie fängt nämlich - weil sie so schön ist - am Schluss nicht nur wieder von vorne an. Sie ist unendlich auch durch die Imaginationskraft des Illustrators Peter Schössow. Schössow, der Ende der siebziger Jahre bekannt wurde durch seine Bildergeschichten für die Sendung mit der Maus, gelingt hier das Kunststück, Schönbergs subtiles Gespür für kindlichen Humor listig zu verschränken mit verstörend-schönen Inbildern halbverschollener Paradiese der Kindheit. So lüftet denn zum Beispiel bei Schössow der Schönbergsche Diener spielerisch sein Inkognito und begegnet der Großmutter der Erzählung als ein veritabler Märchenwolf. Wort für Wort verfällt so der Leser (und Vorleser) den magisch illuminierten Umsetzungen der Erzählung in Bilder. Es sind Bilder, die in ein diffus schimmerndes Licht getaucht sind. Ein faszinierendes Märchenbuch also mit illustriertem doppelten Boden - und nicht nur für Kinder.
MANFRED OSTEN
Arnold Schönberg, Peter Schössow: "Die Prinzessin". Herausgegeben von Matthias Henke. Mit einem Nachwort von Nuria Schoenberg Nono. Hanser Verlag, München 2006. 64 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 6 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
In den Augen des Rezensenten Alfred Zimmerlin ist dieses auf einer privaten Tonbandaufnahme von Arnold Schönberg fußende Buch eine hübsche Kindergeschichte mit Mehrwert. Denn dank der zwei die Geschichte der Prinzessin ergänzenden Kapitel erfahre der Leser auch Interessantes über den Schöpfer der Geschichte. Zum einen ist da das "lebensnahe Porträt" des Musikwissenschaftlers Matthias Henke, zum anderen die Erinnerungen von Schönbergs Tochter, die einen Einblick in das Familienleben Schönbergs geben. Und auch das "absurde Märchen", das man sich in der fragmentarischen Hörversion auch auf der Internetseite des Wiener Arnold-Schönberg-Centers anhören kann, hat nach Meinung des Rezensenten Charme - nicht nur dank der sorgfältigen Transkription. Auch die Bebilderung von Peter Schössow sorgt wegen "ihrer humorvollen und unaufdringlichen Ergänzung mit vielen schönen Details" für Spaß beim Rezensenten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das Märchen, ... das von der Finesse von Schönbergs Erzählkunst getragen wird, findet in Peter Schössows Bildern eine humorvolle und unaufdringliche Ergänzung mit vielen schönen Details." Alfred Zimmerlin, Neue Zürcher Zeitung, 01.11.06
"Der wie in Sepia getauchte Ton der liebenswürdigen Bilder, die Peter Schössow zur "Prinzessin" geliefert hat, fängt die ferne Zeit ein, die Wärme von Schönbergs Stimme und immer ein feines Lächeln." Guido Graf, Die Welt, 30.09.06
"Der wie in Sepia getauchte Ton der liebenswürdigen Bilder, die Peter Schössow zur "Prinzessin" geliefert hat, fängt die ferne Zeit ein, die Wärme von Schönbergs Stimme und immer ein feines Lächeln." Guido Graf, Die Welt, 30.09.06