Sibirische Goldbergwerke und Gulags bilden die Kulisse dieses 1952 erstmals veröffentlichten tragikomischen Romans, in dem das Grauen zum Normalzustand geworden ist. Neumann, Großmeister der literarischen Satire, erzählt die Geschichte des abgehalfterten US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Walter Mayflower Watkins, der sich von seiner Good-Will-Reise durch die UdSSR politischen Aufwind verspricht. In Poshansk trifft er auf den Trotzkisten Toboggen, der aus der lebenslänglichen Verbannung hervorgeholt wurde, um die Greuelmärchen über Massenliquidierungen in der UdSSR zu widerlegen. Watkins verliert den eigentlichen Grund seiner Reise aus den Augen, verliebt sich in Ursula Toboggena, eine linientreue Dolmetscherin, und erkennt nicht, dass er durch eine Welt der Zwangsarbeitslager reist. Alle von Neumann in Poshansk versammelten Figuren - wie der Trotzkist Toboggen, dessen stalinistische Tochter, ein aus deutschen KZs geflüchteter Jude, amerikanische Finanzhyänen, ein Nazihenker, der sich in der Kriegsgefangenschaft als Spitzel angebiedert hat- sind wie Watkins selbst nichts anderes als Marionetten der politischen Systeme Kapitalismus und Kommunismus.
In dieser bitterbösen Satire auf den Kalten Krieg tummeln sich im sibirischen Poshansk verzweifelte amerikanische Präsidentschaftskandidaten, sexsüchtige Stalinistinnen und brutale Nazischergen. Währenddessen proben unbeugsame Gulaghäftlinge den Aufstand gegen Stalin. Die Stunden der Diktatur scheinen gezählt.
In dieser bitterbösen Satire auf den Kalten Krieg tummeln sich im sibirischen Poshansk verzweifelte amerikanische Präsidentschaftskandidaten, sexsüchtige Stalinistinnen und brutale Nazischergen. Währenddessen proben unbeugsame Gulaghäftlinge den Aufstand gegen Stalin. Die Stunden der Diktatur scheinen gezählt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als nur von historischem Wert bezeichnet Jan Koneffke Robert Neumanns erstmals 1952 erschienenen, kürzlich wiederaufgelegten Gulag-Roman. Dass der Autor darin die Sowjetideologie attackiert, indem er ihre Phrasen zu entlarven sucht, ist für Koneffke das eine. Das andere, den Rezensenten wenig Beglückende, ist der Umstand, dass der Romanplot um die Goodwill-Mission eines amerikanischen Präsidentschaftskandidaten im Gulag allzu bizarr, statisch und klischeehaft daherkommt. Die Figuren sind für Koneffke bloß Sprechpuppen der beiden großen Weltanschauungen, die Beschreibungen im Text "dürr". Alle vom Rezensenten durchaus gelobte politische Hellsichtigkeit des Buches wiegt diese Mängel nicht auf.
© Perlentaucher Medien GmbH
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