„Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal“ von Camilla Läckberg war mein erstes Buch der Autorin und vermutlich auch mein letztes. Die Idee für die Geschichte ist gut, wenn auch nicht ganz neu: Frau lernt Mann kennen, lässt sich Pygmalion-mäßig nach seinen Wünschen formen, merkt, dass
sie ihm nicht genügt (er betrügt und demütigt sie) – und sie rächt sich indem sie sein Leben…mehr„Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal“ von Camilla Läckberg war mein erstes Buch der Autorin und vermutlich auch mein letztes. Die Idee für die Geschichte ist gut, wenn auch nicht ganz neu: Frau lernt Mann kennen, lässt sich Pygmalion-mäßig nach seinen Wünschen formen, merkt, dass sie ihm nicht genügt (er betrügt und demütigt sie) – und sie rächt sich indem sie sein Leben zerstört. So weit so gut. Eigentlich.
Denn was die Autorin aus der Idee gemacht hat, ist nichts Ganzes und nichts Halbes. Für einen Thriller ist zu viel Erotik und Psychologie drin und viel zu wenig Spannung. Für einen erotischen Roman zu viel Psychologie, Gesellschaftskritik und Rache. Die ganze Geschichte wird um völlig unsympathische Figuren gestrickt, die alle ihre Geheimnisse haben. Sie erfüllen zwischen Brust-OPs und Botox-Behandlung jegliches Klischee, authentisch ist keiner. Vermutlich gewollt von der Autorin, denn die Welt, in der sich Faye und ihr Mann Jack bewegen ist die der Reichen und Schönen, Echtheit ist da wohl fehl am Platz.
Aber auch sonst ist die Geschichte mir zu plakativ. Ein eigentlich unfähiger Mann wird mithilfe seiner Frau erfolgreich und lässt sie dann zugunsten einer Jüngeren fallen. Die Rache der betrogenen Ehefrau ist ausgeklügelt und grausam. Allerdings hat sie nicht nur mehr Grips als ihr Mann, sondern auch neue Freunde und sehr viele Möglichkeiten, ihn zuerst finanziell und gesellschaftlich zu ruinieren und sein Leben dann mit einem letzten ausgeklügelten Schachzug völlig zu zerstören. Das Heimchen am Herd, zu dem er sie gemacht hatte, wird erst eine erfolgreiche und brillante Geschäftsfrau mit schier unbegrenzten finanziellen Mitteln und dann eine Rachegöttin.
Ihr Plan ist so perfide wie grausam. Die Beschreibung, in der sich die Autorin manchmal ein bisschen verrennt ist zum Teil unrealistisch und unglaubwürdig. Alles läuft einfach viel zu glatt, Faye geht skrupellos über Leichen – und die Polizei tappt im Dunkeln. Dazu ist die Geschichte so penetrant mit den Namen von Modemarken wie Gucci, Chanel oder Jimmy Choo gespickt, dass es fast an eine Dauerwerbe-Veranstaltung erinnert. Der Schluss war bis auf ein kleines Element keine Überraschung und insgesamt fand ich das Buch trotz seines verhältnismäßig geringen Umfangs zu lang, langatmig und gleichzeitig zu überladen. Die Beziehung zwischen Faye und ihrer besten Freundin Chris gibt dem ganzen noch einen winzigen menschlichen Touch aber auch das rettet das Buch nicht, das Element ist viel eher fehl am Platz und fast überflüssig.
Stilistisch ist an dem Buch nichts auszusetzen. Die Sprache ist flüssig und alltagsnah. Die verschiedenen Zeitebenen, auf denen die Geschichte erzählt wird, sind ein cleverer Schachzug, vor allem, da die gemeinsame Vergangenheit von Faye und Jack (von ihrem Kennenlernen an) von ihr in der Ich-Form erzählt wird.
Wegen des völlig verfehlten Genres, der zum Teil obszön-vulgären Sex-Szenen und der vielen Klischees, der platten Geschichte, der fehlenden Spannung und der unsympathischen Charaktere von mir 1 Stern.