"...doch bedenke: Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, dann verzichtest du auf weitaus mehr auf nur auf die Möglichkeit , fünfzehntausend Dollar und dir einen Weg aus dem Ghetto zu erkämpfen - du verzichtest vor allem auf dein Recht, dein Leben selbst zu gestalten, verzichtest darauf, eine freie
Frau zu sein." (Zitat S. 141)
Boston, 1894. Anna Cohen Kopchovsky ist Anfang 20, verheiratet und…mehr"...doch bedenke: Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, dann verzichtest du auf weitaus mehr auf nur auf die Möglichkeit , fünfzehntausend Dollar und dir einen Weg aus dem Ghetto zu erkämpfen - du verzichtest vor allem auf dein Recht, dein Leben selbst zu gestalten, verzichtest darauf, eine freie Frau zu sein." (Zitat S. 141)
Boston, 1894. Anna Cohen Kopchovsky ist Anfang 20, verheiratet und Mutter dreier kleiner Kinder. Zusammen mit Bruder, Schwägerin, Mann und den Kindern lebt sie in einer kleinen Wohnung in ärmlichen Verhältnissen. Die Familie hat kaum Geld für die täglichen Nahrungsmittel. Max behandelt Anna gut, aber er bringt als Hausierer nur sehr wenig Geld nach Hause.
Anna ist selbstbewusst und verdient auch eigenes Geld indem sie für Zeitungen Werbeanzeigen verkauft. So erfährt sie auch, dass eine Frau gesucht wird, die sich zutraut mit dem Fahrrad einmal um die Welt zu fahren. Ausgangspunkt war eine Wette zweier Männer. Die Siegerin soll 10.000 Dollar erhalten! Aber es gibt natürlich auch Bedingungen. Sie darf muss festgelegte Orte besuchen und sich das von der dortigen Botschaft bestätigen lassen, sie darf nur eine Garnitur Wäsche mitnehmen, muss ohne einen Dollar in der Tasche losfahren, aber mit 5.0000 Dollar zurückkehren. Ja; nicht nur Annie fragt sich wie das gehen soll. Aber die Tour ist auch eine Werbemaßnahme für das Fahrrad, mit dem sie unterwegs ist, zudem fährt sie mit Werbebannern, u. a. für einen Mineralwasserhersteller, was ihr fortan das Pseudonym "Annie Londonderry" einbringt.
Annie macht sich auf die Reise und lässt die schwer getroffene Familie zurück. Annie ist einerseits eine mutige, selbstbewusste junge Frau, aber dass sie ihre Kleinkinder einfach zurücklässt für ganze 15 Monate hat mich auch sprachlos zurückgelassen. Sie hat nur ihr eigenes Wohlergehen vor Augen, sie möchte raus aus dem Ghetto, der Enge entfliehen, ihr junges Leben genießen.
Ihre Erlebnisse schmückt sie für die Presse, die fleißig Berichte über sie druckt, gehörig aus und so weiß man nicht recht, was wahr und was gelogen ist. Zu wenig ist über das Leben der Anna Kopchovsky heute bekannt, was auch der Grund ist, warum der Roman für mich zu abrupt endet. Ich bleibe mit meinen Fragen zurück, z. B. wie war das Verhältnis zu ihren Kindern nach ihrer Rückkehr? Im Buch ist auch eine kurze Biografie abgedruckt, demnach bekommt Annie ein viertes Kind, welches jedoch bei einer Pflegefamilie aufwachsen muss, die anderen drei Kinder kommen in Internaten unter.
"Vergangenheit (...).! Nichts vergeht, alles, was jemals zu unserem Leben gehört hat, bleibt für immer ein Teil davon." (Zitat S. 379)
Fazit:
Interessanter und lesenswerter Roman, angelehnt an die groben Daten der Biografie der "Annie Londonderry" - der ersten Frau, die es geschafft hat mit einem Fahrrad einmal um die Welt zu fahren.
Der Traum einer jungen Frau von einem besseren Leben, Selbstverwirklichung und Gleichberechtigung, der aber viele Opfer mit sich bringt.