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Gerhart Hauptmanns Drama "Die Ratten" ist ein Meisterwerk des naturalistischen Theaters, das sich mit sozialen und moralischen Konflikten der Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts auseinandersetzt. Innerhalb des bedrückenden Milieus einer Mietskasernenwohnung entfaltet sich die tragische Geschichte der Mieter, die in ihrer Verzweiflung und in ihrem Kampf ums Überleben auf die tiefsten Abgründe menschlicher Existenz stoßen. Der literarische Stil Hauptmanns ist geprägt von einer präzisen Sprache und einem eindringlichen Dialog, der die Charaktere und ihre Konflikte fast greifbar macht,…mehr

Produktbeschreibung
Gerhart Hauptmanns Drama "Die Ratten" ist ein Meisterwerk des naturalistischen Theaters, das sich mit sozialen und moralischen Konflikten der Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts auseinandersetzt. Innerhalb des bedrückenden Milieus einer Mietskasernenwohnung entfaltet sich die tragische Geschichte der Mieter, die in ihrer Verzweiflung und in ihrem Kampf ums Überleben auf die tiefsten Abgründe menschlicher Existenz stoßen. Der literarische Stil Hauptmanns ist geprägt von einer präzisen Sprache und einem eindringlichen Dialog, der die Charaktere und ihre Konflikte fast greifbar macht, während der Kontext der industriellen Revolution die verzweifelten Lebensumstände der Protagonisten verstärkt. Gerhart Hauptmann, ein zentraler Vertreter des deutschen Naturalismus, wurde 1862 in Schlesien geboren und reflektierte in seinen Werken oft sozialpolitische Themen und menschliche Konflikte. Seine eigene Herkunft und seine Erfahrungen als Künstler in einer sich wandelnden Gesellschaft prägten seine Sichtweise und Inspiration. "Die Ratten", erstmals 1910 aufgeführt, stellt nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit der damaligen sozialen Ungleichheit dar, sondern auch eine außergewöhnliche Analyse menschlicher Schwächen und der verzweifelten Suche nach einem Ausweg. Dieses Drama ist äußerst empfehlenswert für Leser, die sich für die sozialen Problematiken der Gegenwart interessieren und dabei auf die Wurzeln dieser Konflikte in der Literatur des 19. Jahrhunderts zurückblicken möchten. Hauptmanns einfühlsame Charakterzeichnung und die eindringliche Thematik machen "Die Ratten" zu einem zeitlosen Werk, das Emotionen weckt und zum Nachdenken anregt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2021

Kollateralschaden

Bei manchen Texten bin ich fest davon überzeugt, dass sie nur geschrieben wurden, damit sich alle für den Deutschunterricht der elften Klasse vorgeschriebenen Lernziele ohne irgendeine intellektuelle Anstrengung aus ihnen herauslesen lassen. Dass diese Texte Schülerinnen und Schülern die Literatur gründlich verleiden, ist ein Kollateralschaden, den man halt in Kauf nimmt. Gerhart Hauptmanns Stück "Die Ratten" gehört zweifellos zu diesen Texten. Und unser Deutschlehrer hatte das nicht allzu seltene Talent, diesen Text so aufzubereiten, dass keine Zeile ihrer didaktischen Funktion entkam. Naturalismus, etwas Expressionismus, bisschen Tragödie, bisschen Komödie, Sozialkritik - das war wie die trostlose Parodie der Afri-Cola-Werbung, die wir damals toll fanden: "Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola, alles ist in Afri-Cola". In den "Ratten" war für uns 15- oder 16-Jährige nur Raum für schlechte Witze, die ich in meiner Ausgabe aus der Reihe "Ullstein Theater Texte" nachlesen kann. Erstaunlich ist daran eigentlich nur, dass ich das Buch aufgehoben habe. Der Name Pauline Piperkarcka - ja, okay, geschenkt. Harro Hassenreuter klang wie Donald Ducks Hürdenlauf-Konkurrent Harro Hopper, Quaquaro, Käferstein und Kielbacke wie selbst gedichtet, und den Berliner Dialekt empfand man als eine Halskrankheit, wenn wir mit verteilten Rollen eine Passage vorlesen mussten. Beim Blick ins Buch heute weiß man, dass Maximilian Harden recht hatte, der das Stück nach der Uraufführung 1911 ein "Dutzendmelodram" nannte. Klar, dass wir damals auch nichts von Siegfried Jacobsohns Urteil erfuhren: "Keine Lehre, kein Sinn, keine Erschütterung, kein Lächeln und nicht einmal irgend ein grober Theatereffekt." Wir hatten bloß das dunkle Gefühl: Wenn in der deutschen Literatur Ratten auftauchen, wird es todlangweilig. Wolfgang Borcherts "Nachts schlafen die Ratten doch" war eine traumatische Mittelstufenerinnerung. Aber man soll gerecht sein. Wenn ich heute im Stück den Piperkarcka-Satz lese "Ick stürze mir Landwehrkanal", denke ich sofort: "Isch geh Aldi". Immerhin.

Peter Körte

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