Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Region: USA, Note: 2,0, Freie Universität Berlin (John-F.-Kennedy-Institut), Veranstaltung: Einführung in die US Außen- und Sicherheitspolitik, Sprache: Deutsch, Abstract: Der 1923 in Fürth geborene und 1954 an der Harvard University promoviertePolitikwissenschaftler Henry A. Kissinger gilt als einer der bedeutendsten Außenminister derVereinigten Staaten von Amerika. Möchte man seine Außenpolitik bewerten, ist es notwendigsich die Veränderungen der auswärtigen Beziehungen gegen Ende der 1960er Jahre vorAugen zu führen. Das Internationale System transformierte sich zu einem desintegriertenNetzwerk bi-, multi- und transnationaler Beziehungen, welches den USA die Grenzen deseigenen außenpolitischen Engagements aufgezeigte. Kissingers Aufgabe als NationalerSicherheitsberater unter Präsident Richard M. Nixon (1969-1974) und anschließend währendder Watergate-Affäre und als Außenminister unter Nixons Nachfolger Gerald R. Ford (1974-1977) war es, diese Grenzen zu erkennen sowie die amerikanische Außenpolitik alsRealpolitik neu zu definieren und auszurichten.Der im Folgenden verwendete Begriff der Realpolitik meint eine (Außen)Politik, welche dietatsächlich gegebenen Umstände, Chancen und Risiken innerhalb eines bestimmten Bereichsbetrachtet und anhand einer sachlichen, neutralen Analyse, frei von ideologischem odersonstigem wertorientierten Denken, Entscheidungen trifft.Kissingers Realpolitik basierte dabei auf einem System aus Ordnung und Sicherheit. Erstmalsseit dem Zweiten Weltkrieg entwickelte diesbezüglich ein amerikanischer Politiker mitüberragendem akademischem Ruf ein pragmatisch-realistisches Verständnis vonAußenpolitik. Kissinger löste sich weitestgehend von dem festen Freund-Feind-Schemaseiner Vorgänger und setzte an den Anfang jeder großen Unternehmung eine klare Ziel-Mittel-Bestimmung. Die sogenannte Balance- oder Gleichgewichtspolitik eröffnete die Chance zu großen außenpolitischen Erfolgen und war zugleich Grundlage für die moralischenVerfehlungen Kissingers außenpolitischer Entscheidungen.Der Harvard-Professor konnte Ende der 1960er Jahre auf umfangreiche theoretischeKenntnisse, jedoch kaum auf außenpolitische Erfahrungen zurückgreifen. SeineGeheimdiplomatie war geprägt von wenig Abstimmung mit supranationalen Institutionen undbeendete den Internationalismus der Nachkriegszeit.
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