"Wenn du kein Glück mehr zu geben hast: Gib mir deinen Schmerz." (Lou Andreas-Salomé)
Ende 19. Jh. Louise „Lou“ von Salomé ist ein Freigeist: unkonventionell, intelligent und vor allem mit Klugheit gesegnet. Sie vertrat offen ihre eigene Meinung und stand dafür ein. Gerade ihre direkte Art machte
die Literatin für viele Männer attraktiv. So fanden sich bekannte Künstler wie Friedrich Nietzsche…mehr"Wenn du kein Glück mehr zu geben hast: Gib mir deinen Schmerz." (Lou Andreas-Salomé)
Ende 19. Jh. Louise „Lou“ von Salomé ist ein Freigeist: unkonventionell, intelligent und vor allem mit Klugheit gesegnet. Sie vertrat offen ihre eigene Meinung und stand dafür ein. Gerade ihre direkte Art machte die Literatin für viele Männer attraktiv. So fanden sich bekannte Künstler wie Friedrich Nietzsche oder Paul Rée in ihrem direkten Umfeld wieder. Lou ist mit dem wesentlich älteren Gelehrten Friedrich Carl Andreas eine Zweckehe eingegangen, doch beide führen ihr eigenes Leben. Als sie 1897 in Münchner Künstlerkreisen auf den Dichter Rainer Maria Rilke trifft, hegen die beiden bald tiefe Gefühle füreinander. Doch Rilkes Hilflosigkeit und Labilität verlangten Lou immer mehr ab und forderten ihren Tribut: Lou trennte sich von ihm, blieb ihm aber bis zu seinem Tod eng verbunden…
Thérèse Lambert hat mit „Die Rebellin“ einen interessanten historischen Roman vorgelegt, der das Leben von Louise von Salomé-Andreas und vor allem ihre gemeinsame Zeit mit dem Schriftsteller und Dichter Rainer Maia Rilke beleuchtet. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert antreten, um dort in das Leben von Lou einzutauchen, einer Frau, die ihrer Zeit um Jahre voraus war. Über sich abwechselnde Zeitsprünge erfährt der Leser nicht nur von der Rilke-Phase in Lous Leben, sondern auch von ihrer Vergangenheit. Unprätentiös sowie unkonventionell lebte sie als verheiratete Frau ihre Freiheit aus, indem sie sich zahlreiche Geliebte nahm, sich jedoch nicht von ihnen in Beschlag nehmen und große Gefühle außen vor ließ. Das Zusammentreffen mit Rilke dagegen ging tiefer, hier hörte sie auf ihr Herz, auch wenn die Beziehung nicht von Dauer gekrönt war. In Russland geboren, verband sie auf Lebenszeit eine große Verbundenheit zu diesem Land, in das sie oft und gerne reiste, auch um dort ihre Familie zu besuchen. Die Autorin versteht es mit bildhaften Beschreibungen geschickt, den Leser Lou auf Reisen zu schicken, dabei entstehen während der Lektüre nicht nur farbenfrohe Bilder im Kopf, sondern man versinkt regelrecht in der Zeit und saugt die damaligen Stimmungen auf.
Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und in ihren Zeitrahmen eingepasst. Mit ihren menschlichen Ecken und Kanten wirken sie glaubwürdig und realistisch, weshalb der Leser sich gut auf sie einlassen kann. Lou ist eine eigenwillige, freiheitsliebende, starke und unkonventionelle Frau, die nicht nur einen scharfen Verstand hat, sondern sich auch nicht darum schert, was andere über sie denken, sondern ihre eigene Gangart bestimmt. Sie ist gebildet, künstlerisch veranlagt und umgibt sich gern mit anderen hellen Köpfen, um ihren Wissensdurst zu befriedigen. Rilke dagegen ist ein genialer Schriftsteller, jedoch menschlich unsicher, labil und anstrengend. Er braucht Zuspruch und muss bemuttert werden, was Lou ihm gern bis zu einem gewissen Grad gewährte.
„Die Rebellin“ ist ein unterhaltsamer historisch-biografischer Roman, der sich mit einer Lebensperiode von Louise von Salomé-Andreas beschäftigt, die bis zu Rilkes Tod als eine seiner engsten Vertrauten galt und eine Zeitlang sogar mehr als das war. Verdiente Leseempfehlung für alle, die gern mehr über starke historische Frauen mit Persönlichkeit erfahren wollen.