Die letzten Vorlesungen Michel Foucaults am Collège de France sind der parrhesia gewidmet: der freimütigen, öffentlichen, aufbegehrenden Rede. Es ist das große Thema seines späten Denkens: der Mut zur Wahrheit, mit dem das aufrichtige Sprechen in die Politik eingreift. In einer neuen Lektüre von Platons Siebtem Brief beschreibt er, wie sich dieser öffentliche Sprechakt mit dem Verfall der griechischen Stadtstaaten zu einer persönlichen Anrede des Fürsten wandelt. Zugleich unterzieht er eine Reihe von topoi der antiken Philosophie einer grundlegenden Revision: die Figur des Philosophen-Königs, die platonische Verurteilung der Schrift und Sokrates' Ablehnung einer Redekunst, die im politischen Ehrgeiz gründet.Die Regierung des Selbst und der anderen erschließt das vergessene ethische Fundament der athenischen Demokratie. Sie bildet den Auftakt der beiden Vorlesungsreihen der Jahre 1982-84, in denen Foucault nicht weniger formuliert als sein philosophisches Vermächtnis. Niemand wirddiese Texte lesen können, ohne in ihnen Foucaults Mut zur Wahrheit wiederzuerkennen. Es ist nicht zuletzt die eigene Denk- und Lebensform, die er in seiner Lektüre antiker Texte befragt und bestimmt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2010Der Weg führt in die Tonne
Mit Sokrates in der Nähe des Todes: Michel Foucaults letzte Vorlesungen aus den Jahren 1983 und 1984 feiern die philosophische Redefreiheit als Manifestation des wahren Lebens Von Johan Schloemann
Michel Foucault ist nicht Sokrates. Aber mit der Silenengestalt aus Athen, die den Menschen und seine Prüfung in die Mitte des abendländischen Denkens stellte, hat Michel Foucault doch zweierlei gemeinsam. Zum einen ist er wie Sokrates, wenn auch aus anderen Gründen, selbst todgeweiht, als er in seiner letzten Vorlesungsreihe im Frühjahr 1984 am Collège de France über den Tod des Sokrates spricht: Ende Juni nämlich wird Foucault an Aids sterben, als eines der ersten prominenten Opfer dieser Krankheit. In der Vorlesung vom 22. Februar 1984 sagt er seinem wie immer übervollen Pariser Auditorium, das dem intellektuellen Star trotz seiner schwierigen Themen buchstäblich zu Füßen liegt: „Als Philosophieprofessor sollte man mindestens einmal im Leben eine Vorlesung über Sokrates und seinen Tod gehalten haben. Das ist nun getan. Salvate animam meam.”
Zum anderen berührt, ja identifiziert sich Foucault mit Sokrates, wie er bei seinem Schüler Platon auftritt, insofern, als er ihn als Fürsprecher und Anwender der wahren und freimütigen Rede erkennt. Diese furchtlose Rede gegenüber der Mehrheit und der Politik ist, wie Foucault am Ende seines Lebens mit unverkennbarem Bezug auf sein Selbstverständnis ausführt, ein bewahrenswertes Erbe der abendländischen Philosophie. In der Moderne werde das als Praxis aufgegriffen, „die in der Kritik der Täuschung, der Verlockung, der Vorspiegelung, der Schmeichelei ihre Funktion der Wahrheit findet”.
Keine Sorge, Foucault hat seinen Zweifel an der metaphysisch-ontologischen Ausrichtung des Denkens keineswegs aufgegeben. Während er aber diesen – nicht unwesentlichen – Aspekt der sokratisch-platonischen Tradition verwirft, taugt sie ihm in anderer Hinsicht dennoch als Vorbild: eben als Begründung der philosophischen Redefreiheit, „als manifeste Lebensweise, als ständige Manifestation der Wahrheit”. Es bleibt bei dem Bekenntnis: Keine Erkenntnistheorie, sondern Diskursgeschichte! Wenn indes der entlarvende Historiker in Foucault auch peinlich zusieht, die philosophische Wahrheit nicht als etwas Essentielles, etwas Metaphysisches aufzurufen, sondern bloß als Lebensform, also als Modus des wahren Redens – so hat der kühle archäologische Sezierer diese Lebensform als „Stil der Existenz” in seinen letzten Vorlesungen doch mit einem immer wieder aufragenden Pathos gefeiert, das durchaus aufklärerisch und humanistisch zu nennen ist.
Mit der Eindringlichkeit der Todesnähe lässt sich an Sokrates besonders markant zeigen, was im allgemeinen, auch ohne tödlichen Ausgang, zugleich Wert und Risiko der freien Rede ausmacht: Indem der Sprecher sich mit seiner Person an die Wahrheit bindet – und nicht etwa nur das sagt, was das Publikum hören will –, verkörpert er die „Dramatik des wahren Diskurses”. Es ist das griechische Wort dafür, parrhesía, das Michel Foucault zum allesbestimmenden Leitmotiv seiner letzten Vorlesungszyklen wählte.
Diese Parrhesia ist mehr als das Rederecht, sie ist die Möglichkeit, aber auch die Entschlossenheit, „alles zu sagen” (pan-rhesia). War es 1982 um den Freimut des Lehrmeisters und das antike „Zeitalter der Selbstkultur” gegangen (nachzulesen im 2004 auf Deutsch erschienenen Vorlesungsband „Hermeneutik des Subjekts” sowie auch im dritten Band seiner Sexualitätsgeschichte), so handelte Foucault 1983 vor allem über politische Parrhesia und 1984 über Freimut und Selbstsorge bei Sokrates/Platon und den antiken Kynikern.
Der Weg führt letztlich zu diesen Kynikern à la Diogenes in der Tonne, weil diese nicht bloß das freie Sprechen, sondern das freie Leben überhaupt „als Geste der Wahrheit selbst” radikalisiert haben, bis hin zur Schamlosigkeit. Als Nachfahren dieser Haltung nennt Foucault (der Peter Sloterdijks „Kritik der zynischen Vernunft” noch erwähnte, aber bekannte, das Buch nicht gelesen zu haben) in einem reizvollen Exkurs drei Figuren: den christlichen Asketen, den Revolutionär und den modernen Künstler. Aus der Philosophie hingegen sei der Anspruch, nicht nur zu lehren, sondern ein wirklich anderes Leben zu führen und vorzuführen, mit der Etablierung des bürgerlichen Philosophieprofessors immer weiter verdrängt worden.
Diese beiden letzten Bände der Vorlesungen, wie die vorigen penibel ediert und übersetzt, können zusammen als veritable Monographie gelesen werden. Sie sind wertvoll, weil Foucault eine geplante Buchveröffentlichung unter demselben Titel nicht mehr vollbringen konnte, und weil er im mündlichen Vortrag ohnehin kaum vom sorgfältig ausgearbeiteten Manuskript abwich. Was er über den „parrhesiastischen” Auftrag des Philosophen sagte, dürfen seine Verehrer als Vermächtnis wahrnehmen; weite Strecken der Untersuchung jedoch bestehen aus minutiösen, selbständigen Analysen antiker Texte: „Ion” von Euripides, Thukydides’ Geschichtswerk, aber auch Isokrates oder Lukian. Vor allem aber Platon: als Quelle ebenso betrachtet wie als gescheiterter Politikberater in Syrakus.
Was immer der Leser von Foucaults historischen und ideengeschichtlichen Schemata hält, deren Probecharakter immer wieder betont wird – es wird auf diesen knapp 1000 Seiten in jedem Fall eine saftige Fülle origineller Gedanken geboten. Mal findet man Abwegiges, oft aber einen wachen Geist in jener besten französischen Manier, die die große Linie mit eigensinniger Liebe zum Detail zu verbinden weiß. Bevor sich die Redefreiheit, die Parrhesia, zum Philosophen hin und somit in den Bereich des Ethos und der persönlichen Übung bewegt, hat sie ihren Auftritt in der offenen Arena der attischen Demokratie. Scharf fasst Foucault die elementare Bedeutung der Redefreiheit, die nicht unterwerfen, sondern überzeugen will, und ebenso scharf ihre Gefahren, mit nicht geringem Verständnis für die demokratiekritische Tendenz seiner Quellen und mit dem üblichen Pfui gegenüber der Rhetorik. Parrhesia, das Wahrsprechen, kann in der Demokratie „gegen die Dummheit, gegen den Wahnsinn, gegen die Verblendung der Mächtigen” gehen; aber es ist, so Foucault, auch die Demokratie, „die diese wahre Rede zugleich ermöglicht und sie unablässig bedroht”.
Neben vielem Anderen, das einfach lehrreich oder geistesgeschichtlich interessant ist (etwa ein Schlenker gegen Jacques Derridas Deutung von Platons Schriftkritik), bieten Michel Foucaults letzte Vorlesungen wichtige Gedanken zur politischen Philosophie. Oder sagen wir besser: zur unpolitischen politischen Philosophie. Denn vehement deutet Foucault Platon zustimmend so, dass Philosophie nicht heiße, „den Politikern zu sagen, was sie zu tun haben”. Ist das eskapistisch? Es ist jedenfalls ein nüchternes Schlusswort zur großen Ära der engagierten französischen Intellektuellen in der Nachkriegszeit.
Michel Foucault
Die Regierung des Selbst und der anderen
Vorlesung am Collège de France 1982/ 83. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 506 Seiten, 45 Euro.
Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen II.
Vorlesung am Collège de France 1983/ 84. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 479 Seiten, 39,80 Euro.
Ein „Stil der Existenz” wird zum Vermächtnis
Michel Foucault, fotografiert 1976 Foto: Sophie Bassouls/Sygma/Corbis
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Mit Sokrates in der Nähe des Todes: Michel Foucaults letzte Vorlesungen aus den Jahren 1983 und 1984 feiern die philosophische Redefreiheit als Manifestation des wahren Lebens Von Johan Schloemann
Michel Foucault ist nicht Sokrates. Aber mit der Silenengestalt aus Athen, die den Menschen und seine Prüfung in die Mitte des abendländischen Denkens stellte, hat Michel Foucault doch zweierlei gemeinsam. Zum einen ist er wie Sokrates, wenn auch aus anderen Gründen, selbst todgeweiht, als er in seiner letzten Vorlesungsreihe im Frühjahr 1984 am Collège de France über den Tod des Sokrates spricht: Ende Juni nämlich wird Foucault an Aids sterben, als eines der ersten prominenten Opfer dieser Krankheit. In der Vorlesung vom 22. Februar 1984 sagt er seinem wie immer übervollen Pariser Auditorium, das dem intellektuellen Star trotz seiner schwierigen Themen buchstäblich zu Füßen liegt: „Als Philosophieprofessor sollte man mindestens einmal im Leben eine Vorlesung über Sokrates und seinen Tod gehalten haben. Das ist nun getan. Salvate animam meam.”
Zum anderen berührt, ja identifiziert sich Foucault mit Sokrates, wie er bei seinem Schüler Platon auftritt, insofern, als er ihn als Fürsprecher und Anwender der wahren und freimütigen Rede erkennt. Diese furchtlose Rede gegenüber der Mehrheit und der Politik ist, wie Foucault am Ende seines Lebens mit unverkennbarem Bezug auf sein Selbstverständnis ausführt, ein bewahrenswertes Erbe der abendländischen Philosophie. In der Moderne werde das als Praxis aufgegriffen, „die in der Kritik der Täuschung, der Verlockung, der Vorspiegelung, der Schmeichelei ihre Funktion der Wahrheit findet”.
Keine Sorge, Foucault hat seinen Zweifel an der metaphysisch-ontologischen Ausrichtung des Denkens keineswegs aufgegeben. Während er aber diesen – nicht unwesentlichen – Aspekt der sokratisch-platonischen Tradition verwirft, taugt sie ihm in anderer Hinsicht dennoch als Vorbild: eben als Begründung der philosophischen Redefreiheit, „als manifeste Lebensweise, als ständige Manifestation der Wahrheit”. Es bleibt bei dem Bekenntnis: Keine Erkenntnistheorie, sondern Diskursgeschichte! Wenn indes der entlarvende Historiker in Foucault auch peinlich zusieht, die philosophische Wahrheit nicht als etwas Essentielles, etwas Metaphysisches aufzurufen, sondern bloß als Lebensform, also als Modus des wahren Redens – so hat der kühle archäologische Sezierer diese Lebensform als „Stil der Existenz” in seinen letzten Vorlesungen doch mit einem immer wieder aufragenden Pathos gefeiert, das durchaus aufklärerisch und humanistisch zu nennen ist.
Mit der Eindringlichkeit der Todesnähe lässt sich an Sokrates besonders markant zeigen, was im allgemeinen, auch ohne tödlichen Ausgang, zugleich Wert und Risiko der freien Rede ausmacht: Indem der Sprecher sich mit seiner Person an die Wahrheit bindet – und nicht etwa nur das sagt, was das Publikum hören will –, verkörpert er die „Dramatik des wahren Diskurses”. Es ist das griechische Wort dafür, parrhesía, das Michel Foucault zum allesbestimmenden Leitmotiv seiner letzten Vorlesungszyklen wählte.
Diese Parrhesia ist mehr als das Rederecht, sie ist die Möglichkeit, aber auch die Entschlossenheit, „alles zu sagen” (pan-rhesia). War es 1982 um den Freimut des Lehrmeisters und das antike „Zeitalter der Selbstkultur” gegangen (nachzulesen im 2004 auf Deutsch erschienenen Vorlesungsband „Hermeneutik des Subjekts” sowie auch im dritten Band seiner Sexualitätsgeschichte), so handelte Foucault 1983 vor allem über politische Parrhesia und 1984 über Freimut und Selbstsorge bei Sokrates/Platon und den antiken Kynikern.
Der Weg führt letztlich zu diesen Kynikern à la Diogenes in der Tonne, weil diese nicht bloß das freie Sprechen, sondern das freie Leben überhaupt „als Geste der Wahrheit selbst” radikalisiert haben, bis hin zur Schamlosigkeit. Als Nachfahren dieser Haltung nennt Foucault (der Peter Sloterdijks „Kritik der zynischen Vernunft” noch erwähnte, aber bekannte, das Buch nicht gelesen zu haben) in einem reizvollen Exkurs drei Figuren: den christlichen Asketen, den Revolutionär und den modernen Künstler. Aus der Philosophie hingegen sei der Anspruch, nicht nur zu lehren, sondern ein wirklich anderes Leben zu führen und vorzuführen, mit der Etablierung des bürgerlichen Philosophieprofessors immer weiter verdrängt worden.
Diese beiden letzten Bände der Vorlesungen, wie die vorigen penibel ediert und übersetzt, können zusammen als veritable Monographie gelesen werden. Sie sind wertvoll, weil Foucault eine geplante Buchveröffentlichung unter demselben Titel nicht mehr vollbringen konnte, und weil er im mündlichen Vortrag ohnehin kaum vom sorgfältig ausgearbeiteten Manuskript abwich. Was er über den „parrhesiastischen” Auftrag des Philosophen sagte, dürfen seine Verehrer als Vermächtnis wahrnehmen; weite Strecken der Untersuchung jedoch bestehen aus minutiösen, selbständigen Analysen antiker Texte: „Ion” von Euripides, Thukydides’ Geschichtswerk, aber auch Isokrates oder Lukian. Vor allem aber Platon: als Quelle ebenso betrachtet wie als gescheiterter Politikberater in Syrakus.
Was immer der Leser von Foucaults historischen und ideengeschichtlichen Schemata hält, deren Probecharakter immer wieder betont wird – es wird auf diesen knapp 1000 Seiten in jedem Fall eine saftige Fülle origineller Gedanken geboten. Mal findet man Abwegiges, oft aber einen wachen Geist in jener besten französischen Manier, die die große Linie mit eigensinniger Liebe zum Detail zu verbinden weiß. Bevor sich die Redefreiheit, die Parrhesia, zum Philosophen hin und somit in den Bereich des Ethos und der persönlichen Übung bewegt, hat sie ihren Auftritt in der offenen Arena der attischen Demokratie. Scharf fasst Foucault die elementare Bedeutung der Redefreiheit, die nicht unterwerfen, sondern überzeugen will, und ebenso scharf ihre Gefahren, mit nicht geringem Verständnis für die demokratiekritische Tendenz seiner Quellen und mit dem üblichen Pfui gegenüber der Rhetorik. Parrhesia, das Wahrsprechen, kann in der Demokratie „gegen die Dummheit, gegen den Wahnsinn, gegen die Verblendung der Mächtigen” gehen; aber es ist, so Foucault, auch die Demokratie, „die diese wahre Rede zugleich ermöglicht und sie unablässig bedroht”.
Neben vielem Anderen, das einfach lehrreich oder geistesgeschichtlich interessant ist (etwa ein Schlenker gegen Jacques Derridas Deutung von Platons Schriftkritik), bieten Michel Foucaults letzte Vorlesungen wichtige Gedanken zur politischen Philosophie. Oder sagen wir besser: zur unpolitischen politischen Philosophie. Denn vehement deutet Foucault Platon zustimmend so, dass Philosophie nicht heiße, „den Politikern zu sagen, was sie zu tun haben”. Ist das eskapistisch? Es ist jedenfalls ein nüchternes Schlusswort zur großen Ära der engagierten französischen Intellektuellen in der Nachkriegszeit.
Michel Foucault
Die Regierung des Selbst und der anderen
Vorlesung am Collège de France 1982/ 83. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 506 Seiten, 45 Euro.
Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen II.
Vorlesung am Collège de France 1983/ 84. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 479 Seiten, 39,80 Euro.
Ein „Stil der Existenz” wird zum Vermächtnis
Michel Foucault, fotografiert 1976 Foto: Sophie Bassouls/Sygma/Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Otto Kallscheuers Kritik der späten Vorlesungsmitschriften Foucaults ist doch etwas kompakt geraten und liest sich - außer vielleicht für Kenner der altgriechischen Philosophie und ausgepichte Foucaldianer - recht schwer verständlich. Es gelingt Kallscheuer nicht, die eingangs seiner Kritik gestellte Frage, ob der große Poststrukturalist Foucault zum totgesagten Subjekt zurückfinde, bis zum Ende seiner Kritik im Gedächtnis zu behalten. Stattdessen verhaspelt er sich in den offensichtlich nicht sehr systematisch angelegten und abrupt abbrechenden Vorlesungen, die vor allem auf Foucaults berühmten letzten Text hinarbeiten, seine Interpretation von Kants "Was ist Aufklärung?" Es liegt auf der Hand, dass der Band für Foucault-Interessierte eine Pflichtlektüre ist, aber wahrscheinlich eine ganz schön struppige. Kallscheuers letzter Satz "Gegen Schluss tauchen noch die Kyniker auf" klingt jedenfalls ein bisschen wie eine Kapitulation.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Gut lesbar, als ebenso geduldiger wie ideenreicher Durchgang durch die überlieferte Textwelt der Antike angelegt.« Petra Gehring Frankfurter Allgemeine Zeitung 20091130
»Wesentlich ist aber wohl, dass die Lektüre Foucaults eine kritisch-reflexive Sicht auf die eigenen Alltagspraktiken nahe legt und geeignet ist, viele Alltagsgepflogenheiten in der Sozialen Arbeit, bzw. diese selbst in Frage zu stellen. In dieser Hinsicht liefert auch der neu erschienene Vorlesungsband zahlreiche Denkanstöße. Nicht zuletzt aus diesem Grunde möchte ich dieses Buch allen in der Sozialen Arbeit Tätigen wärmstens empfehlen. «