Die letzten Vorlesungen Michel Foucaults am Collège de France sind der "parrhesia" gewidmet: der freimütigen, öffentlichen, aufbegehrenden Rede. Es ist das große Thema seines späten Denkens: der "Mut zur Wahrheit", mit dem das aufrichtige Sprechen in die Politik eingreift. "Die Regierung des Selbst und der anderen" erschließt das vergessene ethische Fundament der athenischen Demokratie. "Der Mut zur Wahrheit" konfrontiert Sokrates, die strahlende Gründergestalt der abendländischen Philosophie, mit den Kynikern, den selbsternannten Underdogs des Denkens.
»Gut lesbar, als ebenso geduldiger wie ideenreicher Durchgang durch die überlieferte Textwelt der Antike angelegt.« Petra Gehring Frankfurter Allgemeine Zeitung 20091130
»Wesentlich ist aber wohl, dass die Lektüre Foucaults eine kritisch-reflexive Sicht auf die eigenen Alltagspraktiken nahe legt und geeignet ist, viele Alltagsgepflogenheiten in der Sozialen Arbeit, bzw. diese selbst in Frage zu stellen. In dieser Hinsicht liefert auch der neu erschienene Vorlesungsband zahlreiche Denkanstöße. Nicht zuletzt aus diesem Grunde möchte ich dieses Buch allen in der Sozialen Arbeit Tätigen wärmstens empfehlen. «
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Otto Kallscheuers Kritik der späten Vorlesungsmitschriften Foucaults ist doch etwas kompakt geraten und liest sich - außer vielleicht für Kenner der altgriechischen Philosophie und ausgepichte Foucaldianer - recht schwer verständlich. Es gelingt Kallscheuer nicht, die eingangs seiner Kritik gestellte Frage, ob der große Poststrukturalist Foucault zum totgesagten Subjekt zurückfinde, bis zum Ende seiner Kritik im Gedächtnis zu behalten. Stattdessen verhaspelt er sich in den offensichtlich nicht sehr systematisch angelegten und abrupt abbrechenden Vorlesungen, die vor allem auf Foucaults berühmten letzten Text hinarbeiten, seine Interpretation von Kants "Was ist Aufklärung?" Es liegt auf der Hand, dass der Band für Foucault-Interessierte eine Pflichtlektüre ist, aber wahrscheinlich eine ganz schön struppige. Kallscheuers letzter Satz "Gegen Schluss tauchen noch die Kyniker auf" klingt jedenfalls ein bisschen wie eine Kapitulation.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH