Die letzten drei Fürsten des Teilherzogtums Bayern-Landshut, schon zu Lebzeiten die "Reichen Herzöge" genannt, machten - nicht nur was die Pracht ihrer Hofhaltung angeht - Königs- und Kaiserhöfen Konkurrenz. Sie bauten auch, vor allem im Wettbewerb mit Habsburg, an einer wittelsbachischen Vormachtstellung in Süddeutschland und im gesamten Reich. Eine Politik, die allerdings mit der Katastrophe des Landshuter Erbfolgekriegs und dem Aufstieg Münchens zur alleinigen bayerischen Hauptstadt ein Ende fand.Gerald Hubers Biografie rückt die zu Unrecht vergessenen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leistungen der Reichen Landshuter Herzöge wieder ins Bewusstsein und lässt die glanzvolle Zeit des niederbayerischen 15. Jahrhunderts auferstehen
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.04.2013Niederbayerns
Glanzzeit
Ein neues Buch über die schillernde
Ära der „Reichen Herzöge“
Landshut – In gut zwei Monaten fällt der Startschuss für die „Landshuter Hochzeit“, die zu den größten historischen Festen in Europa zählt. Der Reigen soll an die im Jahre 1475 erfolgte Vermählung des Bayernherzogs Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig erinnern, die bündnispolitisch von großer Bedeutung war. Der aus dem Hause Wittelsbach stammende Georg war der letzte der drei Fürsten von Bayern-Landshut, die schon zu Lebzeiten die „Reichen Herzöge“ genannt wurden und eine der schillerndsten Epochen der bayerischen Geschichte prägten. Erst mit dem Landshuter Erbfolgekrieg (1503-05) ging sie zu Ende. Von da an begann der Aufstieg Münchens zur Hauptstadt Baierns.
Die „Reichen Herzöge“ traten nicht nur mit ihrer prächtigen Hofhaltung in Konkurrenz zu Königs- und Kaiserhäusern. Sie bemühten sich auch nach Kräften um die Vormachtstellung der Wittelsbacher im Reich, was sie trotz ihres sagenhaften Reichtums fast ins Verderben gestürzt hätte.
In Landshut begegnet man dem Erbe dieser Machtpolitiker noch heute auf Schritt und Tritt, aber ihre Hinterlassenschaften können viele kaum noch einordnen. Der Rundfunkjournalist Gerald Huber, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte Niederbayerns, wirkt nun diesem Mangel entgegen. Und zwar hat er ein kompaktes Büchlein vorgelegt, in dem er diese Epoche kenntnisreich nachzeichnet. Sie ist geprägt von Geschehnissen, die man nicht auf Anhieb damit in Verbindung bringt. Heinrichs Mordanschlag auf seinen Vetter Ludwig von Ingolstadt etwa, dann die Ermordung der Agnes Bernauer, die furchtbaren Hussiteneinfälle und sogar Götz von Berlichingen gehört in diese Reihe. Es war eine unheilvolle, aber auch glänzende Zeit, voller Ränke und Kriegsgewalt, aber auch voller Dynamik in der Entwicklung der Staatskunst und der Wirtschaftspolitik. Wie kompliziert das Geflecht in dem damals geteilten Baiern war, spürt man allein durch die Lektüre der gut gegliederten Kapitel. Vor lauter Namen und Titulaturen weiß man gelegentlich nicht mehr, wer jetzt wer ist. Das mindert aber den Erkenntnisgewinn keineswegs. Wer diese Zeit kennt, der versteht auch das heutige Bayern besser.
HANS KRATZER
Gerald Huber, Die reichen Herzöge von Bayern-Landshut, Bayerns goldenes Jahrhundert, Verlag Friedrich Pustet, 2013, 158 Seiten, 12,95 Euro.
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Glanzzeit
Ein neues Buch über die schillernde
Ära der „Reichen Herzöge“
Landshut – In gut zwei Monaten fällt der Startschuss für die „Landshuter Hochzeit“, die zu den größten historischen Festen in Europa zählt. Der Reigen soll an die im Jahre 1475 erfolgte Vermählung des Bayernherzogs Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig erinnern, die bündnispolitisch von großer Bedeutung war. Der aus dem Hause Wittelsbach stammende Georg war der letzte der drei Fürsten von Bayern-Landshut, die schon zu Lebzeiten die „Reichen Herzöge“ genannt wurden und eine der schillerndsten Epochen der bayerischen Geschichte prägten. Erst mit dem Landshuter Erbfolgekrieg (1503-05) ging sie zu Ende. Von da an begann der Aufstieg Münchens zur Hauptstadt Baierns.
Die „Reichen Herzöge“ traten nicht nur mit ihrer prächtigen Hofhaltung in Konkurrenz zu Königs- und Kaiserhäusern. Sie bemühten sich auch nach Kräften um die Vormachtstellung der Wittelsbacher im Reich, was sie trotz ihres sagenhaften Reichtums fast ins Verderben gestürzt hätte.
In Landshut begegnet man dem Erbe dieser Machtpolitiker noch heute auf Schritt und Tritt, aber ihre Hinterlassenschaften können viele kaum noch einordnen. Der Rundfunkjournalist Gerald Huber, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte Niederbayerns, wirkt nun diesem Mangel entgegen. Und zwar hat er ein kompaktes Büchlein vorgelegt, in dem er diese Epoche kenntnisreich nachzeichnet. Sie ist geprägt von Geschehnissen, die man nicht auf Anhieb damit in Verbindung bringt. Heinrichs Mordanschlag auf seinen Vetter Ludwig von Ingolstadt etwa, dann die Ermordung der Agnes Bernauer, die furchtbaren Hussiteneinfälle und sogar Götz von Berlichingen gehört in diese Reihe. Es war eine unheilvolle, aber auch glänzende Zeit, voller Ränke und Kriegsgewalt, aber auch voller Dynamik in der Entwicklung der Staatskunst und der Wirtschaftspolitik. Wie kompliziert das Geflecht in dem damals geteilten Baiern war, spürt man allein durch die Lektüre der gut gegliederten Kapitel. Vor lauter Namen und Titulaturen weiß man gelegentlich nicht mehr, wer jetzt wer ist. Das mindert aber den Erkenntnisgewinn keineswegs. Wer diese Zeit kennt, der versteht auch das heutige Bayern besser.
HANS KRATZER
Gerald Huber, Die reichen Herzöge von Bayern-Landshut, Bayerns goldenes Jahrhundert, Verlag Friedrich Pustet, 2013, 158 Seiten, 12,95 Euro.
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