Isak Zettervall, Student der Medizin und Dozent der Botanik, lebt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Voller Begeisterung nimmt er den Auftrag der Königlichen Sozietät der Wissenschaften an, die unbekannte Tier- und Pflanzenwelt im Norden Skandinaviens zu erforschen. Doch noch vor seiner Abreise bekommt er außerdem einen geheimen Auftrag von allerhöchster Stelle - die Reise gestaltet sich ganz anders, als Isak sie sich vorgestellt hat...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.1995Abenteuerliche Forschungsreise nach Lappland
Entdeckungen, Intrigen und gefährliche Kämpfe
Karla Schneider überrascht uns mit jedem neuen Buch. Für "Fünfeinhalb Tage zur Erdbeerzeit", ein heiteres Märchen, erhielt sie den Astrid-Lindgren-Preis. Diesmal ist es eine abenteuerliche Entdecker-Geschichte, die uns - auf den Spuren von Carl von Linné - hoch hinauf in den Norden führt. Isak Zettervall heißt der junge Mediziner und Biologe, der sich Anfang des 18. Jahrhunderts im Auftrag der Königlichen Sozietät der Wissenschaften auf den Weg nach Lappland aufmacht, wo es damals nicht nur weiße Flecken auf der Landkarte gab und seltene Pflanzen zu bestimmen waren, sondern wo auch kaum bekannte Nomadenstämme lebten.
Was als zwar beschwerliche, aber doch eindeutige Forschungsreise begann, wird für Isak zusehends zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. Geheimen Botschaften von höchster Stelle kann er nicht ausweichen, und daß die fünfzehn Jahre alte Stemma, Tochter eines verfolgten Alchimisten, ihn begleiten wird, war auch nicht vorgesehen.
Karla Schneider läßt Isak im manchmal etwas gravitätischen Stil der Linné-Zeit erzählen. Die genaue Beschreibung der einzelnen Stationen und Entdeckungen steigert jedoch die Spannung, denn stets folgt Unerwartetes. Dem Helden gelingt es meistens, in letzter Sekunde auszuweichen oder seine Verfolger listig abzuschütteln. Stemma, die anfangs eher eine Belastung war, erweist sich allmählich als zuverlässiger Kumpan. Sie reist in Jungenkleidern, was ein Anlaß mehr für Turbulenzen ist.
Im Genre des Abenteuerromans kennt sich Karla Schneider aus. Auf den vierhundert Seiten ihres Romans kommt Langweile nie auf. Auch wenn alles schon fast verloren ist, der Held und seine kindliche Begleiterin erschöpft und krank im Delirium, verirrt im Moor oder in undurchdringlichen Wäldern, bleibt der Leser gewiß: Rettung naht. Und kaum genesen, macht sich Isak natürlich wieder auf den Weg und verfolgt unbeirrt sein Ziel. Von gefährlichen Feinden gejagt, findet er doch immer wieder Menschen, die ihm helfen und denen er vertrauen kann. Sein Aufenthalt bei den Sbiten, jenem fast unbekannten Stamm, der von Rentieren und Wildpflanzen lebt, ist ein Lehrstück für den Umgang mit den guten Wilden und ihrer friedlichen Ordnung. Wie jeder gute Abenteuerroman hat auch die "Reise in den Norden" eine Botschaft: Verständnis für andere Arten zu leben, Kenntnis der Natur und den schonenden Gebrauch der Umwelt. Karla Schneider hat einen schönen Roman geschrieben für Kinder und Jugendliche, die sich mitreißen lassen in das Abenteuer fremder Welten. MARIA FRISÉ Karla Schneider: "Die Reise in den Norden". Beltz & Gelberg, Weinheim und Basel 1995. 397 S., geb., 29,80 DM. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Entdeckungen, Intrigen und gefährliche Kämpfe
Karla Schneider überrascht uns mit jedem neuen Buch. Für "Fünfeinhalb Tage zur Erdbeerzeit", ein heiteres Märchen, erhielt sie den Astrid-Lindgren-Preis. Diesmal ist es eine abenteuerliche Entdecker-Geschichte, die uns - auf den Spuren von Carl von Linné - hoch hinauf in den Norden führt. Isak Zettervall heißt der junge Mediziner und Biologe, der sich Anfang des 18. Jahrhunderts im Auftrag der Königlichen Sozietät der Wissenschaften auf den Weg nach Lappland aufmacht, wo es damals nicht nur weiße Flecken auf der Landkarte gab und seltene Pflanzen zu bestimmen waren, sondern wo auch kaum bekannte Nomadenstämme lebten.
Was als zwar beschwerliche, aber doch eindeutige Forschungsreise begann, wird für Isak zusehends zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. Geheimen Botschaften von höchster Stelle kann er nicht ausweichen, und daß die fünfzehn Jahre alte Stemma, Tochter eines verfolgten Alchimisten, ihn begleiten wird, war auch nicht vorgesehen.
Karla Schneider läßt Isak im manchmal etwas gravitätischen Stil der Linné-Zeit erzählen. Die genaue Beschreibung der einzelnen Stationen und Entdeckungen steigert jedoch die Spannung, denn stets folgt Unerwartetes. Dem Helden gelingt es meistens, in letzter Sekunde auszuweichen oder seine Verfolger listig abzuschütteln. Stemma, die anfangs eher eine Belastung war, erweist sich allmählich als zuverlässiger Kumpan. Sie reist in Jungenkleidern, was ein Anlaß mehr für Turbulenzen ist.
Im Genre des Abenteuerromans kennt sich Karla Schneider aus. Auf den vierhundert Seiten ihres Romans kommt Langweile nie auf. Auch wenn alles schon fast verloren ist, der Held und seine kindliche Begleiterin erschöpft und krank im Delirium, verirrt im Moor oder in undurchdringlichen Wäldern, bleibt der Leser gewiß: Rettung naht. Und kaum genesen, macht sich Isak natürlich wieder auf den Weg und verfolgt unbeirrt sein Ziel. Von gefährlichen Feinden gejagt, findet er doch immer wieder Menschen, die ihm helfen und denen er vertrauen kann. Sein Aufenthalt bei den Sbiten, jenem fast unbekannten Stamm, der von Rentieren und Wildpflanzen lebt, ist ein Lehrstück für den Umgang mit den guten Wilden und ihrer friedlichen Ordnung. Wie jeder gute Abenteuerroman hat auch die "Reise in den Norden" eine Botschaft: Verständnis für andere Arten zu leben, Kenntnis der Natur und den schonenden Gebrauch der Umwelt. Karla Schneider hat einen schönen Roman geschrieben für Kinder und Jugendliche, die sich mitreißen lassen in das Abenteuer fremder Welten. MARIA FRISÉ Karla Schneider: "Die Reise in den Norden". Beltz & Gelberg, Weinheim und Basel 1995. 397 S., geb., 29,80 DM. Ab 12 J.
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