Tragische Hoffnungslosigkeit
Doulatabadi ist Schriftsteller, Schauspieler, Bibliothekar. Aufgewachsen in einer einfachen Familie, aber mit den Poemen von Ferdausi, Saadi und Hafez. Und zu Schahs Zeiten im Gefängnis.
Alle diese Erfahrungen fließen in sein Werk: er ist der größte zeitgenössische
Epiker seines Landes.
Das Leben abseits der Metropolen und der Wallfahrtsorte zeigt der Roman als…mehrTragische Hoffnungslosigkeit
Doulatabadi ist Schriftsteller, Schauspieler, Bibliothekar. Aufgewachsen in einer einfachen Familie, aber mit den Poemen von Ferdausi, Saadi und Hafez. Und zu Schahs Zeiten im Gefängnis.
Alle diese Erfahrungen fließen in sein Werk: er ist der größte zeitgenössische Epiker seines Landes.
Das Leben abseits der Metropolen und der Wallfahrtsorte zeigt der Roman als düstere Welt der einfachen Menschen, Ausweglosigkeit und Trostlosigkeit. Marhab, der dem immer wieder aufs Neue entfliehen will. Bis er Chatun sieht, die mit Mutter und Tochter in einem abgelegenen Haus bei den Bahngleisen lebt. Ihr Mann Mochtar ist nach Kuweit gegangen, um Geld zu verdienen, nachdem er seine Arbeit als Schmied verloren hatte.
Eines Tages kam der Gendarm mit der traurigen Nachricht, dass Mochtar ertrunken sei. Trauer und Wehklagen, aber das Leben ging weiter.
Und das Leben bescherte ihr Marhab. Sie kamen ins Gespräch, er begleitete sie heim. Sie fühlte sich geschmeichelt, obwohl sie doch eine ehrbare Frau war. Chatun blühte auf, alles andere zählte nicht. Bis er eines Tages nicht mehr auftauchte. Aber Marhab fühlte die Frauen wie einen Klotz an seinem Bein. Die Verantwortung bis an sein Lebensende machte ihm angst.
Es gab noch einen anderen Beobachter des Hauses, einen mit Krücken. Jeden Abend stand er seit Tagen bei den Schienen und beobachtete das Haus.
Mochtar traf Marhab im Teehaus, er erzählte von Kuweit, seinem Unfall, seinem Unglück. Sie waren zu 70 auf einem Boot, als dieses beschossen wurde. Er selbst wachte erst im Krankenhaus wieder auf, einbeinig.
Was sollte er noch dort, was konnte er dort noch arbeiten? Da gab es nur Schwarzarbeit und Erniedrigungen.
Aber wie sollte er zu Frau und Kind zurückkehren? Als untauglicher Invalide? „Bei uns hängen Freundlichkeit und Liebe vom Geldbeutel ab.“
Marhab wollte nichts als fort, ein Kreischen der Bremsen. Zwischen den Gleisen eine zerquetschte Leiche und die Krücke. Er blieb allein in Einsamkeit und Schweigen. Er nahm die Krücke auf und lehnte sich in sie, blicke auf das dunkle einsame Haus.
Der Autor schreibt über gesellschaftliche Zwänge, die Frauen, über die Armut, die Menschen zu Emigranten macht, über Sehnsüchte und Träume „Ich möchte wegfliegen wie ein Kondor. Immer bin ich auf der Suche.“ Was sucht Marhab? Was ist Freiheit? Ist es das ständige Unterwegssein, ohne feste Bindungen?
Der Buchtitel „Safar“ bedeutet „Reise“. Aber so gar nicht in Einklang zu bringen mit dem eingedeutschten „Safari“, was wir oft mit Jagd nach Glück verbinden: Jagd-, Entdecker- und Abenteuerglück. Vielleicht ist es auch hier eine Jagd nach Glück. Dem des Ankommens, des Zuhauseseins, der Geborgenheit?
Für mich beschreibt Doulatabadi diese „Safari“ kurz und knapp, ohne Effekthascherei, trocken, wie unbeteiligt. Und doch fühle ich tiefes Mitfühlen mit seinen Figuren. Die gewiss nicht einfach nur aus dem Hirn eines Romanciers entsprungen sind, sondern lebensnahe Pendants haben.
Für diese Lebensnähe ist Doulatabadi zu danken