Europa, am Vorabend des Jahres 1666. Es sind furchterfüllte Zeiten, das "Jahr der Apokalypse" steht bevor. Inmitten der Unruhe macht der Antiquar und Kuriositätenhändler Baldassare gute Geschäfte, besonders mit einem geheimnisvollen Buch, das ihm in die Hände fällt. Doch erst als er es längst verkauft hat, wird ihm die eigentliche Bedeutung des Buches klar. Er setzt alles daran, das Buch zurückzubekommen, und begibt sich auf die abenteuerliche Suche: über Tripolis nach Smyrna und Konstantinopel, nach Genua, Lissabon und London, wo ein verheerender Brand tatsächlich das Ende der Welt anzukündigen scheint ...
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2014NEUE TASCHENBÜCHER
Die Suche nach dem
hundertsten Namen
Bücherlesen ist riskant: Der postmoderne historische Roman spielt mit der Macht, die vom gedruckten Wort ausgeht. In Ecos „Der Name der Rose“ bringt Aristotelesʼ „Zweites Buch der Poetik“ den Tod. In Amin Maaloufs „Die Reisen des Herrn Baldassare“ wird Jagd gemacht auf das Werk „Der Hundertste Name“. Der Koran kennt 99 Namen für Allah, der hundertste und damit höchste Name soll in dem verschollen geglaubten Buch stehen. Wer ihn kennt, kann Wunder wirken.
Der Händler Baldassare kommt zu dem Buch wie die Jungfrau zum Kind. So unverhofft, wie er es in Händen hält, so schnell entgleitet es ihm wieder. Ein abenteuerlicher Trip beginnt, der den Helden von Libanon bis nach Genua und London führt. Der Roman spielt 1666, der Antichrist naht, und Religiöse eifern. Die Welt, so Baldassare, ist voll von unermüdlich auf Zeichen lauernden Menschen. Amin Maaloufs Tagebuchroman mit Schmökerqualitäten erschien 2000, auch damals wurde der Weltuntergang prophezeit. Der Libanese setzt Vernunft und Toleranz gegen den Fanatismus. „Über ein Argument lässt sich streiten, über Aberglauben nicht.“ FLORIAN WELLE
Amin Maalouf: Die Reisen des Herrn Baldassare. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger. Insel Verlag, Berlin 2014. 483 Seiten, 9,99 Euro.
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Die Suche nach dem
hundertsten Namen
Bücherlesen ist riskant: Der postmoderne historische Roman spielt mit der Macht, die vom gedruckten Wort ausgeht. In Ecos „Der Name der Rose“ bringt Aristotelesʼ „Zweites Buch der Poetik“ den Tod. In Amin Maaloufs „Die Reisen des Herrn Baldassare“ wird Jagd gemacht auf das Werk „Der Hundertste Name“. Der Koran kennt 99 Namen für Allah, der hundertste und damit höchste Name soll in dem verschollen geglaubten Buch stehen. Wer ihn kennt, kann Wunder wirken.
Der Händler Baldassare kommt zu dem Buch wie die Jungfrau zum Kind. So unverhofft, wie er es in Händen hält, so schnell entgleitet es ihm wieder. Ein abenteuerlicher Trip beginnt, der den Helden von Libanon bis nach Genua und London führt. Der Roman spielt 1666, der Antichrist naht, und Religiöse eifern. Die Welt, so Baldassare, ist voll von unermüdlich auf Zeichen lauernden Menschen. Amin Maaloufs Tagebuchroman mit Schmökerqualitäten erschien 2000, auch damals wurde der Weltuntergang prophezeit. Der Libanese setzt Vernunft und Toleranz gegen den Fanatismus. „Über ein Argument lässt sich streiten, über Aberglauben nicht.“ FLORIAN WELLE
Amin Maalouf: Die Reisen des Herrn Baldassare. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger. Insel Verlag, Berlin 2014. 483 Seiten, 9,99 Euro.
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» »Wie Amin Maalouf in der fernen Vergangenheit auch die Krisen und Chancen der Gegenwart zur Anschauung bringt, das ist meisterlich.«« DIE ZEIT